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NGO sind in Kenia wichtiger denn je

Peter Baumgartner überbringt die Bauernzeitung "The Organic Farmer". Andreas Schriber/BioVision

Die Schweizer Nichtregierungs-Organisation BioVision führt ihre Hilfe für die Bauern in Kenia weiter, trotz der Probleme nach den Unruhen der vergangenen Monate.

Es sei jetzt noch wichtiger, dieser vernachlässigten, aber wichtigen Bevölkerungsschicht Kenias zu helfen, sagt Peter Baumgartner bei einem Besuch in Zürich. Er gibt eine von BioVision finanzierte Zeitung für Kleinbauern heraus.

Bei den gewalttätigen Ausschreitungen nach den umstrittenen Wahlen von vergangenem Dezember in Kenia kamen rund 1500 Menschen ums Leben, 600’000 weitere wurden vertrieben.

Ende Februar unterzeichneten Präsident Mwai Kibaki und Oppositionsführer Raila Odinga ein Abkommen über die Machtaufteilung.

Wie Peter Baumgartner, ehemaliger Afrika-Korrespondent des Zürcher «Tages-Anzeigers», diese Woche gegenüber swissinfo erklärte, hat sich die Lage inzwischen beruhigt.

«Die Leute sind froh, dass sie sich wieder sicherer fühlen können als im Januar oder Februar.»

Seit drei Jahren redigiert Baumgartner die Bauernzeitschrift «The Organic Farmer» (Biobauer). Die Zeitschrift erscheint einmal im Monat in Englisch und erteilt Landwirten in Kenia prakitsche Tipps zu nachhaltiger Landwirtschaft.

Gegen 80% der Bevölkerung leben direkt oder indirekt von der Landwirtschaft. Die meisten von ihnen sind Kleinbauern, die auf Existenzminimum leben.

Bio-Landwirtschaft

Der Preis chemischer Düngemittel habe sich in den letzten zwei Monaten praktisch verdoppelt und sei für viele keine realistische Option, sagt Baumgartner.

«Der Bauer braucht jedoch eine Alternative, weil er eine Ernte einfahren muss, um nicht zu verhungern.»

Die März-Ausgabe enthält unter anderem Ratschläge zu Malaria, Mastitis bei Tieren (Entzündung der Milchdrüse) und empfiehlt eine bestimmte Bohnensorte als gesundes Futtermittel für das Vieh.

Die Zeitschrift, die über ein Netzwerk von Bauernkooperativen verteilt wird, erreicht rund 100’000 Personen. «The Organic Farmer» erfüllt laut Baumgartner auch eine soziale Funktion. Die Blätter werden ausgetauscht, und so kommen die Bauern miteinander ins Gespräch.

Und Frauen, die häufig kaum Zugang zu Bildung haben, bei der Ernährung der Familie jedoch eine zentrale Rolle spielen, könnten zusätzliche Fachkenntnisse erwerben, so Baumgartner.

Landwirtschaft und Unruhen

Die Märznummer befasst sich auch mit den Nachwehen der Unruhen. Der Artikel auf der Titelseite zeigt auf, wie Zwischenhändler Profit aus der Krise schlugen und die Preise für Nahrungsmittel in die Höhe trieben.

Die Bauern könnten von einer Hungersnot bedroht sein, da Nahrungsmittel-Vorräte zerstört wurden und vertriebene Menschen möglicherweise nicht rechtzeitig heimkehren könnten, um mit der Aussaat zu beginnen.

«Unsere Bauern waren von den Unruhen betroffen, einige wurden getötet, viele verloren ihre Häuser, und noch mehr wurden vertrieben», sagt Baumgartner.

Als die Krise ausbrach, verschob «The Organic Farmer» die Auslieferung der Januar-Ausgabe, da die Postdienste in den Konfliktgebieten eingestellt waren.

«Wir erhielten zahlreiche Telefonanrufe von Bauern, die sagten: ‹Leute, wo ist die Zeitschrift? Lasst uns jetzt nicht hängen'», erzählt Baumgartner.

Das Redaktionsteam versuchte herauszufinden, wie das Blatt am besten zugestellt werden könnte. «Wir mussten den Bauern zeigen, das wir sie unterstützen», sagt der Schweizer.

Schlechter Ruf

Die Kleinbauern hätten in Kenia einen schlechten Ruf im Vergleich zu Menschen mit einem regulären Einkommen und würden, so Baumgartner, oft nicht wahrgenommen.

Es werde einige Zeit dauern, bis die Menschen voll von biologischen Anbaumethoden überzeugt seien. Auch Themen wie Bodenerosion müssten zur Sprache kommen. Die Zeitschrift leiste dabei einen wichtigen Dienst, so Baumgartner.

«Manchmal bist du frustriert. Du investierst viel Zeit in die Zeitschrift, siehst Menschen leiden und realisierst gleichzeitig, dass die Oberschicht in Kenia das Geld in den eigenen Sack steckt», erklärt er gegenüber swissinfo.

«Auf der anderen Seite ist es ein gutes Gefühl, wenn ich die Bauern besuche und sehe, dass sie den Kompost verrichten und die Kühe so behandeln, wie wir es empfohlen haben. So tragen wir ein kleines bisschen zur Entwicklung dieses Landes bei.»

swissinfo, Isobel Leybold-Johnson, Zürich
(Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein)

Wurde 1998 von Hans Rudolf Herren gegründet. BioVision mit Sitz in Zürich ist eine gemeinnützige, konfessionell und politisch unabhängige Schweizer Stiftung für nachhaltige Entwicklung.

BioVision setzt sich für die Verbreitung, Umsetzung und Anwendung von wissenschaftlich fundierten Methoden zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensbedingungen sowie für die Armutsbekämpfung in Ostafrika ein.

Die Stiftung hat vor kurzem Infonet lanciert, eine Online-Plattform, die wissenschaftlich abgestützte und regionen-spezifische Informationen über nachhaltige Methoden zur Verhinderung und Kontrolle von Schädlingen und Überträgern bietet, die für Mensch, Tier und Pflanzen schädlich sind.

Präsident Mwai Kibaki wurde zum Sieger der Wahlen vom Dezember erklärt, Anhänger seines wichtigsten Herausforderers Raila Odinga akzeptierten jedoch den Wahlausgang nicht.

Es kam vor allem im Rift Valley zu Gewalttaten, geschürt von alten ethnischen und wirtschaftlichen Spannungen. Rund 1500 Menschen kamen ums Leben, 600’000 wurden vertrieben.

Odinga und Kibaki unterzeichneten unter Vermittlung des früheren UNO-Generalsekretärs Kofi Annan Ende Februar einen Vertrag über die Machtaufteilung im Land.

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