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Niemand ist vor Verschuldung gefeit

Telefonieren mit dem Handy ist für viele Jugendliche der erste Schritt in die Schuldenfalle. Keystone

Immer mehr Menschen in der Schweiz sind von der Schuldenspirale betroffen. Dies gilt besonders für Jugendliche.

Die Organisation Plusminus lanciert nun eine nationale Kampagne, um über Geld, Kaufverhalten und Schuldenfallen bei 16-26-Jährigen zu informieren und Wege aus der Überschuldung aufzuzeigen.

Die Anzahl der Privatpersonen, die sich in einer Schuldenspirale befinden, ist in den letzten Jahren dramatisch angestiegen. Die Ursachen sind vielfältig, und praktisch niemand ist dagegen gefeit.

«Es nimmt immer mehr zu, und das macht mir Angst. Es resultiert grosses Elend daraus», sagt Frank Ramseyer, Chef des Betreibungsamtes von Courtelary im Berner Jura. Dieses Jahr verzeichnet er bereits 1200 Betreibungen mehr als im Jahr 2003. Das macht für die rund 16’000 Einwohner bereits 11’000 Zahlungsbefehle.

Pünktlich zahlen ist nicht mehr «in»

Das Bild der Schweizer, die ihre Rechnungen pünktlich bezahlen, gehört der Vergangenheit an. Die Angst, den Briefkasten zu öffnen und dort neue Rechnungen, Mahnungen, Zahlungsbefehle und Pfändungs-Ankündigungen zu finden, ist ein Problem, das zig-Tausend Personen plagt.

Und das Phänomen weitet sich aus. Rund 10% der Schweizer Haushalte sind verschuldet. 2003 haben lnkassofirmen 1,6 Mio. Mal gegenüber 588’000 im Jahr 2002 interveniert. Es ging dabei um einen Gesamtbetrag von 829 Mio. Franken (715 Mio. Franken im Jahr 2002).

Jugendliche besonders gefährdet

Gemäss einer Studie der WEMF AG für Werbemedienforschung ist Shopping das beliebteste Hobby der 14- bis 24-Jährigen. Für 85% von ihnen ist dies die wichtigste Freizieit-Aktivität.

Ohne Zweifel sind die Jungen für die Verlockungen des Konsums sehr empfänglich und leben deshalb häufig auf Kredit. Dies ist sehr bedeutungsvoll, hat doch bei vier Fünfteln der Verschuldeten die Schuldenspirale begonnen, bevor sie 25 Jahre alt waren.

Mobiltelefonie sowie Kredit- und EC-Karten sind hauptverantwortlich für den Schuldenanstieg. Bei den gefährdeten Jungen ist das Plastikgeld denn auch mehr ein Verschuldungs- als ein Zahlungsmittel.

Seit Ende August können die Inhaber einer Maestro-Kredit-Karte aus der Schweiz ihr Konto nicht mehr so leicht überziehen. Damit will man die Verschuldung von Jugendlichen bekämpfen.

Lifestile

Viele Junge warten mit der Bezahlung ihrer Rechnungen bis zur Betreibung. Viele Eltern haben unbezahlte Rechnungen noch als Schande empfunden. Für die Jugendlichen gehört das aber zum Lebensstil. Sie sind wie ein Konto, das man überziehen kann.

Hansruedi Thoma von der Vereinigung Schweizerischer Inkasso Treuhandinstitute ist der Ansicht, dass da Erziehungsfehler begangen werden. Er führt das Beispiel von Finnland an, in dessen Schulen gelehrt wird, wie ein Budget aufgestellt wird und wie man sich daran halten kann. So sei es möglich, diese Art der Verschuldung besser und schneller zu bekämpfen.

Weniger Schulden mit «max.money»

Am Donnerstag startet die Organisation Plusminus in Basel eine nationale Kampagne zur Schuldenvermeidung und Sensibilisierung für das Thema Geld. Unter der Bezeichnung «max.money» soll das Thema Geld und Schulden auf «überraschende, sinnliche und spielerische Weise» an junge Menschen herangetragen werden.

Mit der Kampagne soll das Zielpublikum neugierig gemacht werden. Mit ihrem Informationsgehalt soll sie zum Hinterfragen der eigenen Werte und Verhaltensmuster anregen. Ausserdem soll jungen Menschen gezeigt werden, wie ein Budget erstellt und wie es eingehalten werden kann.

swissinfo und Agenturen

10% der Schweizer Haushalte sind verschuldet.
2003 haben Inkasso-Gesellschaften 1,6 Mio. Fälle mit einem Gesamtbetrag von 829 Mio. Franken verarbeitet.
Am Donnerstag wird eine nationale Kampagne für einen sensibleren Umgang mit Geld gestartet. Sie richtet sich an die stark gefährdete Gruppe der Jugendlichen.

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