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Öffentlicher Verkehr nützt – er kostet nicht nur

Über 300'000 Arbeitsplätze sind an den öffentlichen Verkehr gebunden. Keystone

Der öffentliche Verkehr trägt mit 33 Mrd. Franken zur nationalen Wertschöpfung bei. Das entspricht rund 7,8% des Bruttoinland-Produkts.

Eine in Bern vorgestellte Studie fällt zeitlich genau vor die Debatte im Parlament über das Budget 2005 und die entsprechenden Sparprogramme.

Der öffentliche Verkehr (öV) kostet nicht nur, er ist laut einer Studie auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. 2002 steuerte der öV 33 Mrd. Franken zur Volkswirtschaft bei und war mit jedem zehnten Arbeitsplatz verbunden.

Der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) und das Bundesamt für Verkehr (BAV) wollen, dass die Politik darauf mehr Rücksicht nimmt.

Gegenpol zu Spardebatten

Die Studie wurde vom BAV, vom VöV, den SBB und BLS in Auftrag gegeben und beleuchtet den öffentlichen Verkehr aus volkswirtschaftlicher Sicht. Damit setzt sie einen Gegenpol zu den Spardebatten, die auf Betriebswirtschaft und Finanzpolitik fokussiert sind, wie der Direktor des Bundesamtes für Verkehr (BAV), Max Friedli, am Montag sagte.

Die Studie zeigt, dass der gesamte öffentliche Verkehr (öV) 2002 eine Wertschöpfung von 33 Mrd. Franken erzielte. Allein 23 Mrd. dieses Mehrwerts entfielen auf die Eisenbahnen. Weitere 6,8 Mrd. steuerten die Busbetriebe bei, 3,4 Mrd. die Schiffe und Spezialbahnen. Somit erwirtschaftete der öV 7,8% des Schweizer Bruttoinlandprodukts.

Von den 33 Mrd. Franken wurde ein Drittel durch die Betriebe des öffentlichen Verkehrs und ihrer Zulieferer direkt erwirtschaftet. Der Rest ergab sich dadurch, dass die Einkommen wieder investiert oder für den Konsum gebraucht wurden. Jeder 13. Franken, den die Schweizer Wirtschaft erwirtschaftete, hatte in diesem weiteren Sinne einen Bezug zum öffentlichen Verkehr.

Nicht nur Kosten-, auch Wirtschaftsfaktor

Diese Resultate beweisen laut Friedli, dass der öV nicht nur ein Kostenfaktor, sondern vor allem auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. Jeder zehnte Arbeitsplatz sei mit dem öV verbunden.

Landesweit hängen 303’000 Vollzeitstellen auf direkte oder indirekte Art vom öffentlichen Verkehr ab. Friedli verwies weiter auf die grosse regionalpolitische Bedeutung des Wirtschaftssektors öV. Seine volkswirtschaftliche Bedeutung verteile sich auf das ganze Land.

Alle Regionen profitieren

In absoluten Zahlen seien Zürich und Bern die grössten Nutzniesser. Gemessen an der kantonalen Wertschöpfung profitierten aber vor allem strukturschwächere Kantone wie etwa Uri oder Graubünden überdurchschnittlich.

Bei all den Spardiskussionen muss laut Friedli auch diese volkswirtschaftliche Bedeutung berücksichtigt werden. Mehr Effizienz und ein Abbau von Stellen führe nicht zwangsläufig zur gewünschten finanziellen Entlastung der öffentlichen Hand.

Diesem Punkt müsse die Politik mehr Beachtung schenken. Auch der sozialdemokratische Nationalrat und VöV-Direktor Peter Vollmer freute sich darüber, neue Argumente für die Spardebatten bei Budget und Entlastungsprogramm in der Hand zu haben.

Hoher Nutzen und Produktivität, weniger Investitionen

Die Studie erhöhe die Legitimation des öffentlichen Verkehrs. Sie zeige, dass dessen Nutzen enorm hoch und seine Produktivität enorm gewachsen sei.

Laut Vollmer investieren Bund und Kantone derzeit noch 5,9 Mrd. Franken pro Jahr in den öffentlichen Verkehr. Die Bahnen beförderten im Jahr 2001 mit 22% weniger Personal rund 16% mehr Reisende als 1990. Die erbrachten Personen- und Tonnenkilometer pro Vollzeitbeschäftigten haben seit 1990 um 55% zugenommen.

Ebenfalls von 1990 bis 2001 sei die Anzahl der beförderten Personen pro SBB-Angestellten gar um 80% gewachsen: «Diese Leistungssteigerung ist phänomenal», so Friedli.

Die staatlichen Abgeltungen pro in Auftrag gegebenen Personenkilometer hingegen nahmen seit 1998 um fast 20% ab. Mit anderen Worten: Mit dem gleichen Geld erhält man heute fast 20% mehr Personenkilometer.

Mehr Produktivität, weniger Stellen

Die starke Position des öV im Schweizer Arbeitsmarkt habe auch ihre Schattenseiten, sagt Friedli. Allein bei den Bahnen seien in den vergangenen Jahren rund 8000 Stellen abgebaut werden.

Es gebe deshalb, so Friedli, bei all den Spardiskussionen rund um den öV ein «recht erhebliches und kaum thematisiertes Spannungsfeld» zwischen der volkswirtschaftlichen Bedeutung eines Sektors und dem so genannten Effizienzdenken, das derzeit die Politik dominiere.

Weitere Effizienzgewinne: Tarifvariation statt Stellenabbau

Die höhere Produktivität der Mitarbeitenden des öV habe ihre Grenzen und greife aus volkswirtschaftlicher Sicht zu kurz, so Friedli. Es gebe noch weiteres Optimierungspotenzial im öffentlichen Verkehr, beispielsweise in der Tarifausgestaltung.

Der BAV-Direktor wies darauf hin, dass sich im regionalen Tagesverkehr rund 45% des Volumens während der drei Spitzenstunden abwickelt. Auf die restlichen 16 Stunden entfallen durchschnittlich je Stunde rund 3,5% des Tagesverkehrs.

Laut Friedli lässt sich deshalb über eine Verteuerung der Tarife während den Spitzenzeiten nachdenken.

swissinfo und Agenturen

Durch die Bahn 2000 und ihre rascheren Verbindungen kann pro Jahr eine Gesamtreisezeit im Wert von 250 Mio. Franken eingespart werden.

In 24 Jahren wird die Hälfte der gesamten Investitionen in die erste Bauetappe allein durch diese Zeitersparnisse amortisiert sein.

Dieser Berechnung liegt ein Stundenansatz von 100 Franken für Geschäftsreisen, von 25 im Pendelverkehr und von 10 im Freizeitverkehr zu Grunde.

Mit seiner Wertschöpfung von 33 Mrd. Franken kommt der öffentliche Verkehr für 7,8% des Bruttoinland-Produkts (BIP) auf.
In der Schweiz ist einer von zehn Arbeitsplätzen mit dem öffentlichen Verkehr verbunden. Ein Eisenbahn-Arbeitsplatz ermöglicht über 4 Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft.
Von 100 verdienten Franken entfallen 8 Franken auf den öffentlichen Verkehr.

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