Öffentlicher Verkehr: Schon wieder teurer

Billette des öffentlichen Verkehrs werden ab 1. Mai 2002 um durchschnittlich 3,7% teurer. Neu gibt es ein Dreijahres-Halbtaxabo für 350 Franken. Das Zweijahres-Abonnement wird 250 statt 222 Franken kosten. Das Jahresabo bleibt bei 150 Franken.
Nationalrat Peter Vollmer, Direktor des Verbandes öffentlicher Vekehr (VöV), sowie Paul Blumenthal, Leiter Personenverkehr und Mitglied der Geschäftsleitung SBB, bezeichneten am Freitag die geplanten Tarifanhebungen vor dem Hintergrund des Qualitäts- und Angebotsausbaus als bescheiden.
Sie seien auch mittelfristig nötig, um die anstehenden Investitionen tätigen zu können und um die Zahl der beteiligten Transportunternehmungen nicht sinken zu lassen.
Gestaffelte Preiserhöhungen bei GA
Beim Normaltarif werden die Billette um 3,7% teurer. Der Retour-Rabatt beginnt erst ab einer Distanz von 116 Kilometern (bisher 49 km). Einfachbillette sind künftig einen Tag gültig, Retourbillette bis 115 km ebenfalls. Jene für längere Strecken einen Monat.
Bereits auf 1. Dezember 2001 werden zudem die Preise für das Generalabonnement gestaffelt angehoben: Zwischen 3,6% für das GA 2. Klasse für Erwachsene bis zu 41% für das GA Flexi. Neu kann das GA auch in Raten bezahlt werden.
Der VöV hob letztmals die Preise 1999 um 5,5% an. Die Teuerung sei seither um über 4% gewachsen. Die Verkehrsbetriebe hätten demgegenüber ihr Angebot um 13% erhöht, erklärten Vollmer und Blumenthal. Vor allem werde der Geltungsbereich der Abonnemente laufend erneuert. Der Fahrplan werde auch in Zukunft stark ausgebaut.
Heikler Bereich Halbtax-Abo
Bei der Preisgestaltung für das Halbtax-Abo sei es um eine «Quadratur des Kreises» gegangen, erklärte Blumenthal. Da sich immer mehr Verkehrsverbünde dem Halbtax-System anschliessen, buhlen immer mehr Unternehmen um die 250 Mio. Franken, die jährlich in den Halbtax-Pool fliessen.
Der neue Verteilschlüssel brachte einigen Unternehmen – vor allem Bergbahnen – weniger Gewinn. Sie forderten Erhöhungen oder Sonderregelungen.
Andererseits reagiert die Kundschaft sensibel auf Halbtax-Preiserhöhungen: Die Erhöhungen von 100 auf 150 Franken von 1992 bis 1994 liess die Zahl der Inhaber um rund 400’000 auf unter 1,7 Mio. Franken (1996) zurückgehen. Erst 2001 wurde die Zwei-Millionengrenze wieder erreicht.
Begeisterung hält sich in Grenzen
Beim Konsumentenschutz sowie bei den Bündner Seilbahnen hält sich die Begeisterung über die neuen Tarife des öffentlichen Verkehrs in Grenzen.
Einerseits würden die Tarife im öffentlichen Verkehr teurer, erklärte Jacqueline Bachmann, Geschäftsführerin Stiftung für Konsumentenschutz. Andererseits seien die Bahn-Leistungen in letzter Zeit nicht unbedingt besser geworden. Sie verwies auf Doppelstockzüge mit Durchzug sowie auf Einsparungen in den Bereichen Speisewagen/Verpflegung und Haltestellenbetreuung.
In Graubünden hatten diesen Sommer zwölf Bergbahnen wegen des neuen für sie ungünstigen Verteilschlüsses das Halbtax-Abo nicht mehr anerkannt. Diese Bahnen würden ihre Politik auf Grund der Tarifanpassung kaum ändern, sagte Hansjörg Matter, Geschäftsführer der Vereinigung der Seilbahn- und Skilift-Unternehmen in Graubünden (VSSG), auf Anfrage.
Er hätte sich bei der neusten Tarifrunde eine Lösung vorstellen können, bei der die Bergbahnen den Halbtax-Abo-Besitzern statt 50% vielleicht 20% oder 30% Rabatt gewährt hätten. Doch mit der VSSG sei in dieser Sache nie Kontakt aufgenommen worden, so Matter.
Der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) hat die Tariferhöhung der SBB kritisiert. Die happigen Preisaufschläge passen schlecht zum Abbau der Serviceleistungen bei kleinen und mittleren Bahnhöfen. Auch die versprochene und dringend nötige Lärmsanierung beim Rollmaterial liesse auf sich warten.
Quietschende Bremsen und unzumutbar laute Tunnelfahrten der veralteten Regio-Express-Züge sind gemäss VCS für SBB-Kunden eine Gesundheit schädigende Tortur.
swissinfo und Agenturen

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch