Ohne Umsteigen von Montreux nach Luzern
Die touristische Golden Pass-Bahnlinie von Montreux über Gstaad und Interlaken nach Luzern soll künftig ohne Umsteigen befahren werden können. Möglich macht dies ein neues Fahrgestell, das von Normal- auf Meterspur wechseln kann.
Die Montreux-Oberland-Bahn (MOB), die das Fahrgestellkonzept entwickelte, präsentierte es am Freitag der Öffentlichkeit. Mit diesem können die Meter- und Normalspurstrecken mit denselben Fahrzeugen und ohne wesentliche Eingriffe in die Gleisanlagen befahren werden.
Bestehende Spurwechselsysteme konnte die MOB nicht übernehmen, da diese viel kleinere Spurunterschiede als jene zwischen der Meter- und der Normalspur von 1,435 Meter überbrücken müssen.
Umsteigen für Touristen wenig attraktiv
Die verschiedenen Spurbreiten auf der Strecke haben historische Gründe. Zwischen den beiden Meterspurbahnen, der MOB von Montreux nach Zweisimmen und der heutigen Zentralbahn von Interlaken nach Luzern, liegt ein Stück Normalspurbahn.
Dies hat zur Folge, dass Bahnreisende in Zweisimmen und Interlaken umsteigen müssen. Gerade für bahnungewohnte Passagiere und Touristen aus dem Ausland sei das mehrmalige Umsteigen auf der 189 Kilometer langen Strecke nicht attraktiv, führte MOB-Direktor Richard Kummrow aus.
Die Entwicklung des neuen Projekts wird in enger Zusammenarbeit der Bahnunternehmen MOB, Bern-Lötschberg-Simplon (BLS) und Zentralbahn (ZB) durchgeführt.
Dritte Schiene an Kosten gescheitert
Seit 40 Jahren machen sich Touristiker und Bahnverantwortliche Gedanken, wie die Spurwechsel sinnvoll gemeistert werden könnten. Jahrelang stand dabei der Bau einer dritten Schiene im Vordergrund. 2006 wurde dieses Projekt dann aber fallen gelassen, weil es mit Kosten von 260 Mio. Franken nicht realisierbar war.
Das neue System ist mit 44 Mio. Franken für eine erste Etappe von Montreux nach Interlaken wesentlich kostengünstiger. In einer zweiten Etappe soll dereinst auch die von der Zentralbahn betriebene Linie von Interlaken nach Luzern umgerüstet werden.
Noch besteht erst das Konzept. Für die Entwicklung und den Probebetrieb haben aber der Bund, die Kantone Bern, Freiburg und Waadt die Finanzierung bis 2010 zugesichert. Vom Bund liegt auch eine Zusage für die Übernahme der Infrastrukturinvestitionen vor.
swissinfo und Agenturen
Die Montreux-Oberland-Bahn (MOB) ist eine Schmalspurbahn mit einer Spurweite von einem Meter.
Der erste Streckenabschnitt von Montreux nach Les Avants wurde 1901 eröffnet.
Die Strecke führte bisher von Montreux am Genfersee (Kanton Waadt VD) über Les Avants (VD), Montbovon (Kanton Freiburg), Château-d’Oex (VD), Rougemont (VD), Saanen (Kanton Bern BE) und Gstaad (BE) nach Zweisimmen (BE). Von dort führt eine Zweiglinie der MOB nach Lenk (BE).
Seit 2001 bietet die MOB unter dem Namen Golden Pass-Linie die Verbindung von Montreux bis Luzern an. Wegen unterschiedlicher Spurbreiten müssen Reisende allerdings zweimal umsteigen.
Mit dem neuen Fahrgestell der MOB können die Wagen nun auf beiden Spurbreiten fahren. Umsteigen wird auf der ganzen Strecke nicht mehr nötig sein.
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