Opposition gegen den Genfer Billig-Terminal
Die grossen Fluggesellschaften Lufthansa, KLM und Air France wehren sich gegen das Projekt Billig Terminal am Flughafen Genf.
Der Verwaltungsrat des Flughafens will im Juli entscheiden, ob das Projekt in die Tat umgesetzt wird.
Der Flughafen Genf-Cointrin plant eine strategische Neuausrichtung. Er will seine Angebote in Segmente trennen und ein spezielles Terminal für die Billig-Fluggesellschaften in Betrieb nehmen. Auslöser dazu ist die Expansion von EasyJet.
Im Billig-Terminal sollen die Kosten bewusst tief gehalten und die Fluggesellschaften mit Passagiertaxen von 14 Franken angelockt werden.
Gleichzeitig will der Flughafen die Passagiergebühren im komfortableren Normal-Terminal von 19 auf 22 Franken pro Passagier erhöhen.
Damit sind die grossen Fluggesellschaften nicht einverstanden: «Wir wollen einen gleichberechtigten Spielplatz für alle», sagte ein Vertreter der Air France. Unterstützt wurde er von einem KLM- und einem Lufthansa-Vertreter.
Entscheid im Juli
Die drei Gesellschaften wollen sich gegen das unterschiedliche Tarifsystem mit allen Mitteln wehren. Die EU-Ausschreibung für das geplante Angebot eines Billig-Terminals läuft am 23. Juni ab.
Der Billig-Terminal soll im 1968 stillgelegten Aérogare Platz finden, Dieser wird bisher lediglich in der Hochsaison für Charter-Abfertigungen genutzt.
Nach einer Umbauphase könnte der Billig-Terminal frühestens am 1. November 2005 in Betrieb genommen werden. Er weist eine Kapazität von rund 3 Mio. Passagieren pro Jahr auf. Fünf Flugzeuge könnten gleichzeitig abgefertigt werden.
Der Flughafen-Verwaltungsrat will im Juli aufgrund des Echos der Fluggesellschaften auf die Ausschreibung entscheiden, ob das Projekt in die Tat umgesetzt wird.
Die geplante Neuausrichtung bedarf zudem der Bewilligung des Bundesamtes für Zivilluftfahrt.
Einfache Infrastruktur
«Wir werden relativ wenig investieren, so um die 10 Mio. Franken», sagt der Genfer Flughafensprecher Philippe Roy gegenüber swissinfo. «Der Terminal wird nur über die notwendigste Infrastruktur verfügen. Deshalb können wir preisgünstig arbeiten und entsprechend niedrige Gebühren anbieten.»
Roy gibt zu, dass der Billigflieger EasyJet die Flughafenbehörden unter Druck gesetzt habe, bessere Bedingungen anzubieten. Dies könne Genf aber nur, wenn der Flughafen auf einem separaten Terminal weniger Dienstleistung anbiete.
«Unsere Antwort an EasyJet ist immer die selbe: Wenn ihr die gleichen Leistungen verlangt, wie die andern Fluggesellschaften, dann müsst ihr auch gleich viel bezahlen», sagt Roy.
Umstrittene Rabatte
Die höheren Flughafentaxen, von denen die Genfer Flughafen-Verantwortlichen sagen, sie seien vergleichbar mit denen anderer europäischer Flughäfen, treten ab dem 1. September in Kraft.
Die traditionellen Fluggesellschaften, welche ungefähr 20% des Verkehrsaufkommens in Genf ausmachen, finden das «Zwei-Taxen-System» unfair. Sie argumentieren, es verfälsche den Wettbewerb.
«Es ist offensichtlich, dass hier eine Lösung gesucht wurde, um EasyJet ruhig zu stellen», kritisierte Werner Kellerhals von der Lufthansa.
Die Flughafenbetreiber wiederum wollen den traditionellen Gesellschaften insofern entgegenkommen, indem sie ihnen Rabatte auf ihre jährlichen Flughafentaxen gewähren. Im Gespräch ist eine Reduktion von rund 40%.
Doch Air France, KLM und Lufthansa wollen, dass die Rabatte nur für Gesellschaften gewährt werden, welche in Genf steigende Passagierzahlen ausweisen.
swissinfo und Agenturen
Im Juli entscheiden die Genfer Flughafenbehörden, ob sie den älteren der beiden Terminals für Billigflieger umbauen wollen.
Die Passagiertaxen für Billigflieger sollen gesenkt werden.
Traditionelle Fluggesellschaften sind gegen die Absicht Genfs und sprechen von Wettbewerbsverzerrung.
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