Organisation: Erfolgsschlüssel für die Euro 2008
Die deutschen Fussball-WM-Austragungsstädte warnen die Schweizer Austragungsorte: Die Euro 2008 allein sei keine Garantie für einen Erfolg.
Ein Treffen zwischen Tourismusrepräsentanten beider Länder und Sportfunktionären zeigte die Hindernisse für die vier Schweizer Städte auf, welche sie bis 2008 überwinden müssen.
Die Fussball-Weltmeisterschaften 2006 gehören zu den denkwürdigsten Sportereignissen der modernen Geschichte, selbst wenn die Spiele auf dem Feld nicht so bemerkenswert waren.
Ausser dem sonnigen, warmen Wetter während des einen Monat dauernden Anlasses und der Überraschung, dass es die deutsche Nationalelf bis in die Halbfinals schaffte, waren es die ausgezeichneten Vorbereitungen, die eine ansteckende Partystimmung bei den nach Deutschland gereisten Fans schufen aber auch für jene, welche die Spiele am Fernseher mitverfolgten.
Gemäss Klaus Lindemann, Marketing und Tourismus-Chef von Stuttgart, hätten die deutschen Städte die vier Jahre Vorbereitungszeit gut genutzt, um sich auf die Zehntausende von Fans einzustellen, auch auf jene, die ohne Eintrittskarten und häufig auch ohne Übernachtungsmöglichkeiten angereist waren.
Die «public viewing»-Bereiche ausserhalb der Stadien, wo die Spiele auf riesigen Leinwänden mitverfolgt werden konnten, waren äusserst populär. Sie halfen laut Lindenmann mit, dass die Feststimmung alle möglichen Spannungen verhinderte, welche zu Gewaltausbrüchen hätten führen können.
Viele ansässige Geschäfte, die dank den Spielen hohe Einnahmen erwartet hatten, wurden jedoch enttäuscht. Und die Organisatoren wurden in einigen Fällen beschuldigt, Geld für schlecht besuchte kulturelle Nebenanlässe und schnell wieder vergessene Slogans verschleudert zu haben.
Zusätzliche Einkommen
Eine neue Studie schätzt, dass die Fussball Europameisterschaften 2008, welche von der Schweiz und Österreich ausgerichtet werden, der Schweiz bis zu 545 Mio. Franken zusätzliche Einkünfte bescheren dürften, fast zwei Drittel davon werden ans Tourismusgewerbe gehen.
Martin Kallen, Cheforganisator der Euro 2008, sagte jedoch, die Schweizer Städte, insbesondere Bern und Basel, hätten noch einen Hotelbettenmangel auszugleichen. Denn dieser könne zu einem «Auszugseffekt» der Fans nach dem nahen Deutschland oder Frankreich führen.
Jörg Krebs von Schweiz Tourismus warnte, dass das Bild der Schweiz, ein teures Pflaster zu sein, ein Handikap sein könnte. Er verlangte von den Lieferanten und der Dienstleistungsindustrie, ihre Produkte mit einem «Mehrwert» zu versehen, anstatt zu versuchen, einfach die Preise zu erhöhen.
Bed and Breakfeast
Dies ist dem Basler Tourismusdirektor Daniel Egloff klar. Er erklärte gegenüber swissinfo, die Stadt arbeite ein Deutschland und Frankreich einschliessendes «Bed and Breakfeast»-Angebot aus, um auch Einheimische davon zu überzeugen, ihre Häuser für die Besucher zu öffnen.
Die Polizei, die lokalen Geschäftsbetreiber und die im Tourismus Arbeitenden wurden auch eingeladen, an Workshops teilzunehmen um von den deutschen Erfahrungen zu profitieren. Weiter könnte man beispielsweise besser Englisch lernen oder während der Euro 2008 immer einen Stadtplan mit sich führen.
«Anstelle Millionen für Marketing auszugeben, sollte das Geld besser für die Organisation eines ausgezeichneten Events eingesetzt werden, um die Besucher zu überzeugen, Gutes über Basel zu erzählen, wenn sie wieder heimgekehrt sind», sagte Egloff weiter.
Zürich wählt einen eher hochklassigen Zugang und hofft, 2008 den Ruf der Stadt zu erweitern, und besser bekannt zu werden für seine Einkaufsmöglichkeiten, sein Nachtleben und als Forschungszentrum.
«Dafür sind wir noch nicht gut genug positioniert. Die Stadt ist hauptsächlich als Finanzzentrum bekannt», sagte Frank Bumann, Zürcher Tourismusdirektor. «Wir haben gesehen wie Frankfurt – auch eine Finanzmetropole – sich als jüngere, lebhaftere und dynamischere Stadt präsentiert hat, als die Leute erwartet hatten.»
Für Bumann wird die grösste Herausforderung darin bestehen, die lokale Bevölkerung, die Industrie und die kleinen und mittleren Betriebe zu motivieren.
«Sie müssen zusammen kommen, Ideen entwickeln» sagt er. «Wir können nicht warten, bis die Behörden den Geldhahn aufdrehen.»
swissinfo, Dale Bechtel in Zürich
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)
182 Mio. Franken öffentliche Gelder sind bislang für die Euro 2008 gesprochen worden.
Der grösste Einzelposten – 64,4 Mio. Franken geht an die Sicherheit.
18 Mio. Franken werden eingesetzt für die Verbesserung der Stadion-Infrastruktur in den vier Austragungsstädten, Basel, Bern, Genf und Zürich.
Weitere 24,7 Mio. Franken fliessen ins Marketing.
Die Fussballeuropameisterschaften werden in der Schweiz und Österreich vom 7. bis 29 Juli 2008 ausgetragen.
Das Turnier ist eines der weltweit populärsten Sportereignisse.
Fast 5 Milliarden Menschen verfolgten die Spiele 2004 in Portugal – davon befand sich rund ein Viertel in Asien.
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