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Paul Bulcke wird neuer Nestlé-Konzernchef

Paul Bulcke löst Peter Brabeck als Nestlé-Konzernchef ab. Keystone

Der Verwaltungsrat ernannte den Chef des Amerika-Geschäfts am Donnerstag zum Nachfolger von Nestlé-Konzernchef Peter Brabeck.

Die Wahl von Paul Bulcke ist überraschend, da Finanzchef Paul Polman von Analysten als Favorit gehandelt wurde. Brabeck bleibt weiterhin Präsident des Verwaltungsrates.

Der Verwaltungsrat habe sich für eine starke und pragmatische Führungspersönlichkeit entschieden, sagte der 63-jährige Nestlé-Präsident und derzeitige Konzernchef Peter Brabeck.

Als Verantwortlicher für das Nord- und Südamerika-Geschäft von Nestlé habe Paul Bulcke entscheidend dazu beigetragen, dass diese Region für den Nahrungsmittelkonzern die gewinnbringendste geworden sei.

Zudem sei er aktiv an der strategischen Umwandlung der Gruppe beteiligt gewesen.

Erfolgreiche Umwandlung fortsetzen

Er sehe Bulcke als beste Wahl für das Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt. Der Verwaltungsrat ist laut Brabeck davon überzeugt, dass Bulcke die erfolgreiche Umwandlung von Nestlé in das weltweit führende Unternehmen für Ernährung, Gesundheit und Wohlbefinden fortführen kann.

Bulcke soll die Nachfolge Brabecks am 10. April 2008 antreten und dann von der Generalversammlung auch in den Nestlé-Verwaltungsrat gewählt werden.

Im Rennen um den Kapitänssitz im Supertanker Nestlé, der sich laut Brabeck in eine Flotte agiler und rascher kleinerer Schiffe – angeführt von einer strategischen Kommandoeinheit – umwandeln soll, galt Bulcke als einer der drei Favoriten.

Der Belgier setzte sich aber gegen den zuletzt als Kronfavoriten gehandelten Nestlé-Finanzchef Paul Polman sowie gegen den ebenfalls als möglichen neuen CEO genannten Nestlé-Marketingchef Lars Oloffson durch.

Messlatte hoch

Mit Bulcke setzt der Verwaltungsrat auf einen altgedienten Nestlé-Mann, ist der Belgier doch schon seit 28 Jahren für den Nahrungsmittelkonzern tätig.

Die Messlatte für den designierten Nestlé-Chef ist jedoch sehr hoch, blickt doch der Österreicher Brabeck auf eine ausserordentlich erfolgreiche Zeit als CEO zurück. Er war im Juni 1997 zum Konzernchef ernannt worden. Unter seiner Ägide hat sich der Kurs der Nestlé-Aktie beinahe verdreifacht und der Gewinn mehr als verdoppelt.

«Es gibt keine Grenzen des Wachstums. Wenn man aufhört zu wachsen, fängt man an zu sterben», lautet ein Credo von Peter Brabeck.

Brabeck wird sich im kommenden April nach vier Jahrzehnten im operativen Geschäft auf das Verwaltungsrats-Präsidium zurückziehen, das er seit 2005 innehat. Das Doppelmandat als operativer Chef und als Präsident des Aufsichtsgremiums hatte Nestlé und Brabeck viel Kritik eingetragen.

Analysten überrascht

In ersten Reaktionen sprachen die Finanzanalysten Bulcke zwar die Fähigkeiten für den Chefposten in Vevey nicht ab. Sie zeigten sich aber überrascht und zumeist auch enttäuscht, dass Polman das Rennen nicht gemacht hat.

Analysten hatten auf Polman gesetzt, den sie in den vergangenen anderthalb Jahren als offen und überaus fähig gelobt hatten.

Bulcke sei ein sehr fähiger Mann, der als Chef von Nestlé Americas einen ausgezeichneten Job gemacht habe, sagt etwa Jon Cox, Analyst bei Kepler Landesbanki. Angelsächsische Investoren dürften dennoch enttäuscht sein, weil Bulcke nicht so charismatisch wie Polman sei.

Auch die Finanzgemeinde reagierte enttäuscht auf den Entscheid des Verwaltungsrats. Der Aktienkurs von Nestlé gab an der Schweizer Börse SWX nach Bekanntgabe des Beschlusses um 1,3% nach.

swissinfo und Agenturen

Zehn Jahre nach seinem Amtsantritt als CEO von Nestlé kann Peter Brabeck stolze Zahlen präsentieren. Unter seiner Ägide hat sich der Kurs der Nestlé-Aktie beinahe verdreifacht (+170%).

Der Umsatz stieg von 70 Mrd. Fr. im Jahr 1997 stetig an und wird im laufenden Jahr wohl erstmals die 100-Milliarden-Marke sprengen.

Der Gewinn hat sich innerhalb von zehn Jahren von 4 Mrd. Franken auf rund 10 Mrd. Franken mehr als verdoppelt (2006: 9,2 Mrd. Fr.).

Nestlé ist der weltweit führende Nahrungsmittel-Multi, noch vor Konkurrenten wie Unilever oder Danone.
Das 1866 gegründete Unternehmen mit Sitz in Vevey figuriert kapitalmässig unter den 30 grössten Konzernen der Welt.
Nestlé beschäftigt rund 265’000 Mitarbeitende auf fünf Kontinenten.

Nach zweijähriger Tätigkeit als Finanzanalyst tritt Paul Bulcke 1979, im Alter von 25 Jahren, in die Nestlé-Gruppe ein.

Der studierte Wirtschaftsingenieur hat sich als Marketing-Stagiaire bei Nestlé in der Schweiz, in Spanien und Belgien seine Sporen abverdient.

1980 geht Bulcke nach Südamerika, wo er für die Nestlé-Gesellschaften in Peru, Ecuador und Chile im Marketing arbeitet. 1996 wird er Marktchef von Nestlé Portugal. Es folgen zwei Jahre in der gleiche Funktion in Tschechien und der Slowakei, bevor Bulcke im Jahr 2000 die Leitung des Deutschlandgeschäfts übernimmt.

Anfang 2004 wird Bulcke in die Generaldirektion des Nahrungsmittelmultis berufen. Im April 2008 wird er seine neue Funktion als Konzernchef übernehmen.

Paul Bulcke spricht ausser Holländisch und Französisch auch Deutsch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch.

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