Pilotenstreit spitzt sich zu
Swiss Pilots, die Gewerkschaft der Ex-Crossair-Piloten, klagt erneut gegen die Airline Swiss.
Die früheren Crossair-Piloten fühlen sich gegenüber den früheren Swissair-Piloten benachteiligt.
Der Streit im Swiss-Cockpit geht weiter: Swiss Pilots deponierte am Donnerstag erneut eine Klage beim Schiedsgericht in Basel. Das Schiedsgericht habe bereits am 15. Juli festgehalten, dass die den ehemaligen Swissair-Piloten zugestandene Seniorität die Ex-Crossiar-Piloten diskriminiere, begründet Swiss Pilots die Klage.
«Wir fühlen uns gegenüber den ehemaligen Swissair-Piloten in unseren Karrieremöglichkeiten benachteiligt», erklärte Swiss Pilots-Präsident David Bieli.
Ungleichbehandlung
Trotzdem halte die Swiss an dieser Politik fest und lehne Verhandlungen über diesen Punkt ab. Damit widerspreche sie eindeutig dem Schiedsgerichtsurteil
Die so genannte Senioritäts-Reihenfolge im neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) legt unter anderem fest, welche Pilotinnen und Piloten bei einer möglichen Redimensionierung der Swiss zuerst entlassen würden.
Insgesamt sind bei Swiss 1050 Ex-Crossair- und 850 frühere Swissair-
Piloten beschäftigt. Bei den 500 dienstjüngsten Piloten handelt es sich laut Martin Gutknecht, Vorstandsmitglied von Swiss Pilots, ausschliesslich um ehemalige Crossair-Piloten.
«Wir tragen deshalb das ganze wirtschaftliche Risiko», sagte Gutknecht, der mit einem Stellenabbau bei der Swiss in nächster Zukunft rechnet.
Die Verhandlungsposition von Swiss Pilots sei nach wie vor klar: keine Zweiklassengesellschaft in Swiss-Cockpits und eine gerechte, nicht-diskriminierende Gleichstellung aller Swiss-Piloten im Bereich der Europaflotte.
Das Zückerchen der Swiss – 16% mehr Lohn und Ferien – reiche nicht aus, hiess es von Seiten der Gewerkschaft.
Einheits-Corps – eine Illusion
Der seit Monaten andauernde Piloten-Streit geht mit der neuen Klage in eine neue Runde. Sicher ist damit, dass die ehemaligen Crossair-Piloten den neuen Gesamtarbeitsvertrag weiterhin ablehnen.
Klar war damit auch, dass sie die bis Sonntag Mitternacht gesetzte Frist zur Unterzeichnung des GAV verstreichen lassen würden, was dann auch geschehen ist. Der alte GAV ist noch bis 2005 gültig.
Sicher ist auch, dass ein für Ende Jahr geplantes einheitliches Piloten-Corps Wunschdenken bleibt, liegen die Mentalitäten von Crossair und Swissair doch zu weit auseinander. Ob es zum angedrohten Streik kommen wird, wird sich zeigen.
Laut der «NZZ am Sonntag» droht die Swiss bei einem allfälligen Streik mit einem Abbau von 330 Stellen. Dies wurde von Swiss-Sprecher Peter Marthaler in der Sendung «Echo der Zeit» von SR DRS dementiert. Es gebe im Moment bei Swiss keine solchen Pläne, sagte Marthaler.
Rote Zahlen
Am Montag wird die Airline Swiss ihre Halbjahresbilanz vorlegen. Die Wirtschaftszeitung «Cash» schreibt von einem Verlust in der Höhe von 400 Mio. Franken.
Er sei zufrieden, sagte Swiss-Chef André Dosé in einem Interview mit «Cash»: «Aber Euphorie wäre fehl am Platz, denn die Zahlen sind rot.»
Laut Swiss-Sprecher Jean-Claude Donzel wird der Konflikt mit Swiss Pilots eines der zentralen Themen der Medienkonferenz vom Montag sein.
Gaby Ochsenbein und Agenturen
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