Porta Alpina: Bahnhof, tief in den Alpen
In den Schweizer Alpen ist der Gotthard-Basistunnel im Bau. Im Zentrum des Projekts soll in 800 Meter Tiefe ein Bahnhof, die Porta Alpina entstehen.
Die Porta Alpina stösst in den betroffenen Regionen auf Euphorie und Kritik.
Zurzeit wird im Gotthardmassiv der 8 Mrd. Franken teure Basistunnel der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) gebaut. Mit einer Länge von 57 km entsteht zwischen Erstfeld (Uri) und Biasca (Tessin) der längste Eisenbahntunnel der Welt.
Damit wird die Schweiz über eine der wichtigsten Arterien im europäischen Nord-Süd-Verkehr verfügen.
In Sedrun, in der oberen Surselva im Kanton Graubünden, werden zwei 800 Meter tiefe Stollen zum NEAT-Tunnel gebaut. Der Zugang ins Innere des Berges war ursprünglich als Multifunktionsstelle der NEAT mit integriertem Notstopp für die Züge konzipiert.
Nothaltestelle soll Bahnhof werden
Initianten aus der Region Surselva hatten daraufhin vorgeschlagen, die geplante Nothaltestelle der NEAT zu einer regulären und öffentlichen Haltestelle auszubauen.
Die Vordenker der Station in den Schlünden des Alpenmassivs tauften ihr Projekt «Porta Alpina», in Anlehnung an Eduard Gruner, der als Chef der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) bereits 1947 die Idee eines Bahnhofs in Sedrun kultivierte. Auf der neuen NEAT-Verbindung sollen künftig täglich 36 Züge verkehren.
Das Umsteigen von der Bahn mitten im Tunnel auf die Porta-Alpina hat seine Tücken. Geplant ist, dass die Gäste nach einem 400 Meter langen Fussmarsch im NEAT-Tunnel (oder bequem mit einem Elektrobus) zum Ausgangspunkt eines Aufzugs gelangen würden, der sie dann im 800 Meter langen Stollen an die Oberfläche nach Sedrun transportiert.
50 Millionen Franken für einen Bahnhof
Die Exekutive der Schweizer Regierung, der Bundesrat, unterstützt das ehrgeizige Vorhaben der Porta Alpina grundsätzlich. Die Baukosten betragen rund 50 Millionen Franken. Experten glauben, dass die Porta Alpina 50’000 bis 60’000 Tages-Touristen pro Jahr in die Surselva bringen könnte.
Die Porta Alpina ist jedoch umstritten. Im Bündnerland weisen die Initianten des Projekts darauf hin, dass der unterirdische Bahnhof die Anreisezeiten zwischen der Surselva und den grossen Ballungsräumen nördlich (Zürich, Luzern) und südlich der Alpen (Mailand) halbiere und eine nachhaltige gesamtwirtschaftliche Entwicklung des Naherholungsgebiets ermögliche.
Machbarkeitsstudien ist zu entnehmen, dass die «Porta Alpina» einst zusätzliche Konsum- und Steuereinnahmen sowie Arbeitsplätze für die Region generieren werde.
Wenn sich Bahnstrecken konkurrenzieren
Weniger euphorisch reagieren die Experten in der Gotthardregion auf den unterirdischen Bahnhof auf der NEAT-Strecke. Sie befürchten, die Porta Alpina bei Sedrun konkurrenziere die Nord-Süd-Verbindung von Erstfeld (Uri) nach Biasca (Tessin).
In der Schweiz mit ihren föderalistischen Strukturen wird das Projekt der Porta Alpina wohl nur dann zum Tragen kommen, wenn über die Kantonsgrenzen hinweg die wirtschaftlichen, raumplanerischen, politischen und touristischen Bedürfnisse dieses Bergbahnhofs in Einklang zu bringen sind.
Der Druck für die Realisierung der Porta Alpina wächst. Aufgrund des Zeitplanes auf dem NEAT-Teilabschnitt bei Sedrun sind bereits 2006 Vorinvestitionen für die Porta Alpina von 10 bis 15 Millionen Franken fällig.
Es handelt sich um vier Wartehallen, die demnächst mit dem Baulos Sedrun ausgebrochen werden müssten. Diese allfälligen Kosten sollen je zur Hälfte von den Kantonen und vom Bund übernommen werden.
swissinfo, Erwin Dettling
Die Idee eines Gotthard-Basistunnels wurde erstmals 1940 von einem Ingenieurstudenten aufgebracht. Dieser hatte damals schon einen Untergrund-Bahnhof unterhalb von Sedrun vorgesehen.
Er beschrieb den Bahnhof als ein «Einfallstor für die Skipisten des eleganten Ferienorts Sedrun, erreichbar in einer Stunde von Basel, Zürich und Mailand».
Laut dem Verein «Vision Porta Alpina» könnte der Bahnhof ins Buch der Guinness-Weltrekorde eingehen.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch