Preiskampf in Mobilfunkbranche spitzt sich zu
Nach der Preisoffensive von Swisscom und Orange will auch Sunrise die Mobil-Telefonierer mit einem neuen Billigangebot in ihr Netz locken.
Der zweitgrösste Telekomanbieter in der Schweiz lanciert «Yallo», ein Prepaid-Angebot zum Einheitstarif von 49 Rappen pro Gesprächsminute.
Die Preisoffensive von Swisscom vor einer Woche hat die Mobilfunkbranche in der Schweiz in Bewegung gebracht. Ihre zweitgrösste Konkurrentin Orange gab darauf bekannt, dass sie die Monatsgebühren für alle Optima-Abonnemente ab Juni um bis zu 30% senkt.
Zudem führt Orange das unbeschränkte Telefonieren innerhalb des eigenen Netzes und vom eigenen Netz auf das Festnetz für 99 Franken im Monat ein. Das Verschicken von MMS und SMS ist dabei nicht inbegriffen, wie das Unternehmen am Wochenende bekannt gab.
Nun zieht auch der zweitgrösste Player auf dem Mobilfunkmarkt, Sunrise, nach. Im Gegensatz zur Swisscom, deren Stundentarif von 50 Rappen im Festnetz und im eigenen Mobilfunknetz vor allem für Viel-Telefonierer attraktiv ist, will Sunrise die Wenig-Telefonierer locken.
Für Wortkarge
Das neue Prepaid-Angebot «Yallo» richte sich an Leute, die ohne Abonnement einfach nur mit dem Handy telefonierten und SMS verschicken wollten, sagte Projekt-Verantwortlicher Norbert Egli am Dienstag vor den Medien in Zürich. Angepeilt werden Menschen, die meistens kurz telefonierten und ein schwankendes Gesprächsverhalten aufwiesen.
Der Markt umfasse mehrere Hunderttausend Menschen. Davon wolle sich «Yallo» längerfristig über 100’000 als Kunden gewinnen, sagte Egli. Dass Sunrise mit «Yallo» das eigene Prepaid-Angebot «Pronto» kannibalisiere, befürchtet Sunrise-Mobilfunk-Verantwortlicher Kurt Lüscher nicht: «Wir gehen davon aus, dass die meisten Kunden von anderen Mobilfunkanbietern kommen.»
Es gebe Menschen, die hätten genug vom Tarif-Dschungel und vom ständigen Nachrechnen, ob sich ein neues Preismodell lohne, sagte Lüscher. Deshalb habe man auf unterschiedliche Tarife und technischen Schnickschnack verzichtet.
Nur für Leute mit Internetanschluss
Eine Minute Gespräch koste einheitlich 49 Rappen, ein SMS 20 Rappen. Dies sei mit Abstand das billigste Prepaid-Angebot der Schweiz, sagte Lüscher.
«Sunrise ist vor allem für Leute attraktiv, die weniger als 80 Minuten im Monat telefonieren», sagte Ralf Beyeler vom Internet-Vergleichsdienst Comparis gegenüber swissinfo. Dies betreffe etwa ein Drittel aller Schweizer Handy-Benützer.
Der Kunde kann aber nicht einfach ins Geschäft gehen und eine SIM-Karte kaufen oder am SBB-Billetautomaten das Gesprächsguthaben aufladen. Von der Anmeldung über die Nummernwahl bis zum Aufladen des Gesprächsguthabens wird alles übers Internet abgewickelt.
Verbilligte Handys werden keine angeboten. Auch die bisherige Nummer kann bei einem Wechsel nicht mitgenommen werden.
Beyeler zeigte sich von der Ankündigung von Sunrise überrascht: «Erwartet hatte ich auch ein neues Angebot für vieltelefonierende Abo-Kunden, da Sunrise heute für diese Klientel preislich nicht mehr attraktiv ist.» Lüscher wollte da den Schleier noch nicht lüften.
Allerdings: Die jüngste Preissenkung der Swisscom bei den Gebühren, die andere Telekomfirmen für die Durchstellung von Anrufen aufs Swisscom-Handynetz bezahlen müssen, werde auch Vorteile für Sunrise-Kunden bringen. «Ich kann aber noch keine präzisen Angaben machen», sagte Lüscher.
swissinfo und Agenturen
In der Schweiz gibt es drei Mobilfunkanbieter: Swisscom, Sunrise und Orange.
Tele2 wird seinen Dienst nur auf einem lokalen Netzwerk in Zürich lancieren.
Ende 2003 betrug die Marktdurchdringung von Mobiltelefonen in der Schweiz 84%.
Nach dem exponentiellen Wachstum der 90er-Jahre scheint der Schweizer Mobilfunkmarkt langsam an seine Grenzen zu stossen.
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