Presseschau vom 02.07.2003
Ein Schwerpunktthema in den Zeitungen vom Mittwoch ist die angeschlagene Flugsicherheit in der Schweiz und der offiziell eingeräumte Handlungsbedarf.
Auch dass die Schweiz ein Hochpreisland ist kommt wieder einmal zur Sprache.
«Die Schweiz ist nicht mehr top», titelt der Zürcher TAGES-ANZEIGER nach dem harten Urteil des niederländischen Luftfahrtinstituts, wonach Bern den Luftverkehr nicht mehr im Griff habe.
Keine professionelle Qualitätskontrolle
Bis vor zehn Jahren sei die Schweiz in Bezug auf Flugsicherheit doppelt so gut wie europäische Vergleichsländer gewesen. Seither sei das Niveau auf ein Durchschnittsmass gesunken. Der TAGI sagt auch warum:
«Jahrelang funktionierte der expandierende Schweizer Luftverkehr praktisch ohne externe Kontrolle. Das im Schoss der Swissair gross gewordene Bundesamt für Zivilluftfahrt hat sich zwar emanzipiert, ist aber personell und strukturell heute noch nicht in der Lage, eine professionelle Qualitätskontrolle zu garantieren.»
Fazit der Zeitung: Wahrscheinlich gehe es auch in diesem Bereich bald nicht mehr ohne europäische Regeln und Kontrollen.
Staatliches Management ausmerzen
Die niederländische Studie bestätige den Verdacht, schreibt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG, dass die staatlichen Strukturen mit der beschleunigten Entwicklung des Luftverkehrs in den Neunziger Jahren nicht Schritt gehalten habe.
Das betont auch die BASLER ZEITUNG und sagt, es gelte nun, den gegenwärtigen Trend zu brechen und die Mängel im historisch gewachsenen, staatlichen Sicherheits-Management auszumerzen:
«Dies verlangt eine grundsätzliche Abkehr von der schweizerischen Verwaltungspraxis, wonach die Fachverantwortung nicht bei den Departementen, sondern bei den Fachämtern liegen soll.»
Billig heisst nicht schlechter
Die Billig-Airline EasyJet fliege sicherer als die nationale Fluggesellschaft Swiss, hebt der BLICK hervor und fasst das Ergebnis der niederländischen Studie wie folgt zusammen:
«Handlungsbedarf besteht auf allen Ebenen. Beim Bundesamt für Zivilluftfahrt, der Flugsicherung Skyguide, den Flughäfen und: bei der Swiss.»
Auch der Berner BUND erwähnt den Umstand, dass EasyJet im Expertenbericht besser weg kommt als die Swiss, mit einer Sicherheitsorganisation, die «gut organisiert und ausgereift» sei.
Kein Grund zur Panik
Das Flugzeug sei immer noch das sicherste Transportmittel der Welt – auch in der Schweiz, beschwichtigt die AARGAUER ZEITUNG, und es dürfe nicht dramatisiert werden. Doch gelte es jetzt zu handeln, schnell und ohne politische Rücksichten:
«Gerade in Erinnerung an Überlingen, wo sich die Schweizer Akteure beschämende Versäumnisse geleistet haben.»
«Hochpreisinsel Schweiz»
Dass endlich auch die «offizielle» Schweiz die im internationalen Vergleich sehr hohen Preise hier zu Lande im Visier hat und etwas dagegen tun will, wird wohlwollend zur Kenntnis genommen.
«Bundesrat Joseph Deiss will die Preise senken», titelt etwa die BERNER ZEITUNG, BZ. Vor allem im Elektrizitätsmarkt, dem Gesundheitswesen und in der Landwirtschaft würde der Wettbewerb nicht spielen, mit dem Resultat, dass Güter und Dienstleistungen in der Schweiz ein Drittel teurer seien als im europäischen Ausland.
Für einen funktionierenden Wettbewerb in diesen Bereichen – in politisch erträglichem Rahmen – werde Bundesrat Deiss einen langen Atem brauchen, schreibt die Genfer Zeitung LE TEMPS: «La tâche sera de longue haleine.»
Mehrheitsfähig dürfte ein meteorologisches «aperçu» im BUND sein unter der Überschrift:
«Schön, endlich schlechtes Wetter!»
Sommer und Sonne in Ehren, aber alles habe seine Grenzen:
«Nach einem beispiellosen Juni mit Bruthitze und Sonnenglut, als wäre Bern Palermo oder Sevilla, ist der ersehnte Wetterumschwung eingetreten – mit viel Regen und Grau, als wäre Bern London. Und es tut gut, auf- und durchzuatmen.»
swissinfo, Monika Lüthi
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