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Privatbahnen – Salz des öffentlichen Verkehrs

Mit neuem Rollmaterial rüsten die Regionalbahnen für die Zukunft auf. Keystone

Die SBB als Staatsbahn sowie viele Privatbahnen bilden in der Schweiz eines der weltweit dichtesten Schiennetze.

Aber erst die lokalen Privatbahnen, oft im Verbund mit Buslinien, machen aus der Schweiz eines der vom öffentlichen Verkehr best erschlossen Länder der Welt.

Der öffentliche Schweizer Schienenverkehr wird zu einem grossen Teil durch die staatliche SBB aufrecht erhalten. Sie bildet das Rückgrat mit den Städteverbindungen und den internationalen Linien, welche Deutschland mit Italien und Österreich mit Frankreich verbinden. Aber auch eine grosse Anzahl Nebenlinien werden von der Staatsbahn bedient.

Ohne die zahlreichen privaten Bahnanbieter gäbe es jedoch viel mehr weisse Flecken in der helvetischen Bahnlandschaft. Private und SBB sind bemüht, das Publikum von der Strasse auf die Schiene zu bringen: täglich fahren Hunderttausende Pendler mit ihnen vom Wohn- zum Arbeitsort und wieder zurück.

Die private Lokalbahnen sorgen auch dafür, dass die ausserhalb der grossen Verkehrs- und Wirtschafts-Zentren lebende Bevölkerung Zugang zum Schweizerischen und internationalen Schienennetz erhält. Sie schaffen damit ein modernes, umweltfreundliches, Energie- und Raumsparendes Verkehrsangebot. Nachfolgend einige Beispiele:

Das «Waldenburgerli

Die Regionalbahnen erschliessen Regionen und helfen so mit, ihre Identität zu erhalten. Ein Beispiel ist die seit 1880 bestehende Waldenburger-Bahn, von ihren Benutzerinnen und Benutzern liebevoll «Waldenburgerli» genannt. Mit ihrem Betrieb auf der Strecke Liestal – Waldenburg bindet sie das Tal an den Kultur- und Wirtschaftsraum Basel.

Das «Waldenburgerli» hilft so mit, dass sich die Dörfer in seinem Einzugsgebiet nicht entvölkern, sondern im Gegenteil neue Bewohner anlocken, welche ihr Brot im Industrie- und Dienstleistungsgebiet Basel verdienen.

Überlebenswichtiger Zusammenschluss

Die Transports Publics du Chablais (TPC) sind ein weiteres Beispiel für die bahntechnische Erschliessung einer Region. So operiert die TPC von Aigle am Genfersee aus als eine Betriebsgemeinschaft, in der seit 1999 vier Privatbahnen zusammengeschlossen sind.

TCP-Direktor Claude Oreiller ist der Ansicht, dass der Zusammenschluss überlebenswichtig für die angeschlossenen Bahnen war. «In der Deutschschweiz benutzt man den öffentlichen Verkehr bewusster. In der Romandie ist man individualistischer eingestellt und hat deshalb mehr Mühe, den Schritt vom Auto zum öffentlichen Verkehr zu vollziehen», sagt er.

Und so ist Oreiller gar nicht mal unzufrieden über die momentan exorbitant hohen Benzinpreise, denn «wenn die Leute anfangen zu rechnen, werden sie merken, dass sie mit Vorteil den Zug nehmen».

Regionenübergreifende Zusammenarbeit

Die Montreux – Oberland Bernois Bahn (MOB), verbindet die Genfersee-Region direkt mit Gstaad und Zweisimmen im Berner Oberland. Sie ist ein Beispiel für sprach- und regionenübergreifende Zusammenarbeit.

In Touristik-Kreisen bekannt und begehrt ist die MOB für ihre Panorama-Züge, welche sie zusammen mit der Bern Lötschberg Simplon Bahn (BLS) und der Brünigbahn unter dem Namen GoldenPass vermarktet.

Weiter haben die Schweizerische Südostbahn und die Bodensee-Togenburg-Bahn mit ihrem Zusammenschluss im Jahr 2001 eine durchgehende Bahn vom Bodensee bis in die Innerschweiz geschaffen.

Verbund statt Einzelkämpfertum

Aber auch das «Bipperlisi» ist keine Einzelkämpferin. Seit 1999 ist sie unter dem Dach der Aare Seeland mobil AG mit der Biel-Täufelen-Ins-Bahn, dem Regionalverkehr Oberaargau und den Oberaargauer Automobilkursen verbunden.

Auf ihrem Streckennetz befördert sie jährlich 4 Mio. Personen – an einem durchschnittlichen Werktag 15’000 Fahrgäste. Zusammengezählt fahren die Busse und Bahnen der Aare Seeland mobil AG im Jahr 57 mal um die Erde.

swissinfo, Etienne Strebel

Pro Tag nahmen im Jahr 2000 90% der Bevölkerung (ab 6 Jahren) am gesamten Verkehr teil.
Im Durchschnitt legt jede Person in einem Jahr rund 17’400 km zurück (13’600 km in der Schweiz und 3800 km im Ausland).
Den grössten Teil nimmt der Freizeitverkehr in Anspruch – 44% der in der Schweiz zurückgelegten Kilometer.
An zweiter Stelle folgen die Arbeitswege mit 24%.
67 von 100 zurückgelegten Kilometern werden mit dem Auto gefahren – nur knapp 18 mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

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