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Radikale Veränderung im Schweizer Luftraum

Alles wird neu im Luftraum um Zürich. Keystone

Die Passagiere am Flughafen Zürich müssen sich wohl bald mit Geduld wappnen. Ab Donnerstag ist der Luftraum völlig neu organisiert.

In den nächsten Wochen ist deshalb mit Verspätungen zu rechnen.

Die Neueinteilung des Zürcher Luftraums erfolgte auf Druck der deutschen Regierung. Zwei Warteräume über deutschem Gebiet mussten in die Schweiz verschoben werden. Sie liegen nun über dem aargauischen Fricktal und in der Region Kreuzlingen/Weinfelden im Kanton Thurgau.

Eine derart radikale Veränderung hat der Schweizer Luftraum bisher nie erfahren, wie Skyguide-Sprecher Patrick Herr sagt. Insgesamt wurden rund 1300 Flugkilometer neu festgelegt. «Das ist etwa, wie wenn das gesamte Schweizer Autobahnnetz von 1500 Kilometer Länge verlegt würde», so Herr.

Eineinhalb Jahre Vorbereitung

Die Schweizer Flugsicherung bereitet sich seit eineinhalb Jahren auf den grossen Moment vor. Beigezogen wurden auch norwegische Sicherheits-Spezialisten. 170 Flugverkehrsleitende wurden im Hinblick auf die Änderungen umgeschult. Insgesamt 2000 Fluggesellschaften aus aller Welt wurden mit neuen Flugkarten und- daten ausgerüstet.

Allerdings hätten vermutlich nicht alle Piloten die neuen Karten an Bord, wenn am Donnerstagmorgen um 02.00 Uhr die Umstellung erfolgt ist, betont Herr. Jene, die mit alten Karten anfliegen, müssen Meter für Meter durch den neuen Luftraum gelotst werden.

Verspätungen möglich

Skyguide setzt in den ersten zwei bis sechs Wochen nach der Umstellung zusätzliches Personal ein. Gleichzeitig werden die Kapazitäten heruntergeschraubt: 15 bis 20 Prozent weniger Maschinen werden im Luftraum geduldet.

Das kann laut Herr zu Verspätungen führen. Deren Häufigkeit und Ausmass sei nicht vorauszusagen: Es hänge vom Verkehrsaufkommen ab, und dieses variiere in Kloten von Tag zu Tag.

Wenn sich das neue System etwas eingependelt hat, will Skyguide die Kapazitäten nach und nach hochfahren. Der Normalbetrieb soll laut Herr bis «spätestens Mitte Mai» wiederhergestellt werden.

Keine «relevanten» Lärmbelästigungen

Für die überflogenen Gebiete bringen die neuen Anflugrouten gemäss dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) keine «relevanten» Lärmbelästigungen im Sinne der Lärmschutzverordnung.

Die Warteräume liegen in einer Mindesthöhe von 2100 Metern. Die gesetzlichen Lärmgrenzen werden laut BAZL-Sprecher Daniel Göring «bei weitem nicht erreicht». Dies bedeute allerdings nicht, dass die Einwohner die Flugzeuge nicht hörten, räumt er ein.

Änderungen gibt es nicht nur im Fricktal und im Thurgau mit den beiden neuen Warteräumen über Schweizer Gebiet. Auch die beiden schon bisher über Schweizer Boden liegenden Warteräume werden leicht verschoben.

Statt über Rapperswil (St. Gallen) ziehen die wartenden Flugzeuge ihre Schlaufen künftig über dem Hoch-Ybrig (Schwyz), statt über Willisau (Luzern) über dem Entlebuch. Letztere Verschiebung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.

Bestandteil des neuen Flughafenreglements

Die Neueinteilung des Zürcher Flugraums ist Bestandteil des provisorisch genehmigten neuen Flughafenreglements.

Es ist der einzige Teil, der am 14. April in Kraft tritt: Allfälligen Rekursen dagegen ist die aufschiebende Wirkung entzogen worden.

swissinfo und Agenturen

Der umgebaute Luftraum umfasst 43’000 Kubikkilometer. Darin hätte der
Bodensee 895 Mal Platz.

Skyguide hat 32’000 Arbeitsstunden in das Projekt investiert.

Weltweit haben rund 2000 Fluggesellschaften neue Karten und Daten erhalten.

Insgesamt wurden über 1300 Kilometer An- und Abflugwege neu gestaltet. Das
entspricht der Strecke Bern – Kopenhagen oder dem Schweizer Autobahnnetz.

170 Flugverkehrsleiter wurden umgeschult, 71 Personen waren direkt an den Arbeiten für die Umsetzung beteiligt.

Der Umbau wurde in 18 Monaten realisiert, branchenüblich sind 36 Monate.

Weil der Staatsvertrag mit Deutschland im März 2003 vom Schweizer Parlament abgelehnt worden war, trat am 17. April 2003 eine einseitige Verordnung seitens Deutschland für den Luftverkehr über Süd-Deutschland in Kraft.

Sie beschränkte die maximale Anzahl von Anflügen über Süddeutschland auf 80’000. Auch dürfen keine Anflüge mehr von 21.00 bis 07.00 Uhr unter der Woche und von 20.00 bis 09.00 Uhr an Wochenenden und Feiertagen stattfinden.

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