Rauchfreie Züge bewähren sich
Der rauchfreie öffentliche Verkehr hat sich aus der Sicht der Betreiber bewährt. Ein halbes Jahr nach der Einführung sei das Nichtrauchen eine Selbstverständlichkeit.
Gemäss dem Verband öffentlicher Verkehr ist die Zahl der Kundenreaktionen deutlich rückläufig, und es ist nur selten zu Konflikten gekommen.
Die Umstellung auf rauchfreie Züge im Dezember 2005 sei ohne nennenswerte Schwierigkeiten verlaufen und habe auch keinen Kundenrückgang zur Folge gehabt, sagte Susanna Oertli, Vizepräsidentin des Verbandes öffentlicher Verkehr (VÖV).
Im Dezember seien bei den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) noch 151 negative Kundenmeldungen zum Rauchen eingegangen. Im April seien es noch 17 gewesen. Ende Jahr hätten sich noch mehrheitlich Leute gemeldet, die sich mit dem rauchfreien Reisen nicht abfinden wollten. Anlass zu den meisten Klagen im April hätten demgegenüber Fälle gegeben, bei denen in einem Zug und insbesondere in Toiletten, unerlaubterweise geraucht worden sei.
Im Dezember habe die Bahnpolizei noch 20 Vorfälle pro Woche gemeldet, die mit dem Rauchen im Zusammenhang gestanden hätten. Heute seien es noch zwischen fünf und zehn Meldungen. Die Interventionen erfolgten dabei in der Regel nicht allein wegen des Rauchens, sondern weil die Situation aus verschiedenen Gründen eskaliert sei.
Entschärft habe sich mit der Einführung des Rauchverbots auch der knappe Platz in den Zügen am Morgen und am Abend. Die ungenutzten Plätze im Raucherabteil gebe es nicht mehr. Die Kunden würden sich besser in den Wagen verteilen.
Rollmaterial-Umbau bald abgeschlossen
Davon profitierten auch Rauchende, die früher schon im Nichtraucherabteil gereist seien. Dank dem gut vorbereiteten Personal sei es kaum je zu Konflikten gekommen. So habe die Umtriebsgebühr von 25 Franken nur selten erhoben werden müssen. Unklarheiten habe es am ehesten in grösseren Bahnhöfen gegeben. Die Regelung dort sei aber klar. Öffentlich zugängliche geschlossene Räume seien rauchfrei. Vereinzelt müsse noch deutlich gemacht werden, wo der rauchfreie Bereich beginne.
Der Umbau des Rollmaterials erfolge wie geplant und werde Ende Juni abgeschlossen sein. Mit 6,5 Millionen Franken lägen die Kosten bei den 18 Bahnunternehmen im budgetierten Rahmen. Die künftigen Einsparungen auf Grund geringerer Unterhalts- und Reinigungskosten schätzt der VöV auf rund 2 Millionen Franken pro Jahr.
swissinfo und Agenturen
Seit 1992 ist der Schutz der Nichtraucher am Arbeitsplatz im Arbeitsgesetz festgeschrieben.
Seither sind einige Kantone aktiv geworden und haben den Druck gegen das Rauchen und gegen die Tabak-Werbung verstärkt.
Eine Pionierrolle nimmt der Kanton Tessin ein. Hier haben die Stimmenden im März 2006 in einer Referendumsabstimmung mit 80% ein Gesetz gutgeheissen, das das Rauchen in öffentlichen Lokalen verbietet.
Seit Dezember 2005 ist das Rauchen in den Zügen der SBB nicht mehr erlaubt.
Auf nationaler Ebene ist ein parlamentarischer Vorstoss hängig, der zum Schutz der Passivraucher strengere Bestimmungen für Raucher fordert.
Die Schweiz gehört europaweit zu den Ländern mit dem grössten Raucheranteil.
Die Präventionskampagnen des Bundesamtes für Gesundheit haben Wirkung gezeigt.
Der Raucheranteil ist von 33% im Jahr 2001 auf 30% im Jahr 2005 gesunken.
Bei der Generation der 14 bis 19-jährigen hat der Anteil von 31 auf 25% abgenommen.
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