Razzia bei Grossbank Credit Suisse in Deutschland
Verschiedene Filialen und Niederlassungen der Schweizer Grossbank Credit Suisse in Deutschland wurden am Mittwoch von der Polizei durchsucht. Die Aktion stützte sich auf Ermittlungen im Zusammenhang mit einer gestohlenen Steuerdaten-CD.
Das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen hatte als erstes Bundesland Ende Februar 2010 für 2,5 Mio. Euro eine mutmasslich gestohlene Daten-CD mit Bankdaten aus der Schweiz über deutsche Steuersünder gekauft.
Allein aufgrund der Medienberichte über den bevorstehenden Ankauf hatte es eine deutschlandweite Welle von tausenden von Selbstanzeigen von Steuersündern gegeben.
Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft hat im März nach Auswertung des Datenträgers Ermittlungsverfahren wegen Steuerhinterziehung und systematischer Beihilfe eingeleitet.
150 Beamte – Steuerfahnder und Staatsanwälte – waren im Einsatz. Das teilte ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mit.
Beihilfe zur Steuerhinterziehung
«Auf der CD gab es auch Hinweise auf mögliche Beihilfe-Handlungen durch Credit-Suisse-Mitarbeiter, gegen die wir jetzt durchsuchen», sagte Johannes Mocken, Staatsanwalt und Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gegenüber Schweizer Radio DRS.
Ein Sprecher von Credit Suisse, Marc Dosch, bestätigte, dass die deutschen Geschäftstätigkeiten der Bank durchleuchtet wurden. Die Credit Suisse biete in Deutschland Privatbanking-Dienste an.
«Die Credit Suisse arbeitet eng mit den zuständigen lokalen Behörden zusammen. Da die Untersuchung noch läuft, können wir keine weiteren Kommentare dazu abgeben», sagte Dosch.
Ergebnis erst in einigen Wochen
Betroffen seien Kunden und auch Mitarbeitende der Credit Suisse. Mit einer vollständigen Auswertung der Durchsuchungs-Ergebnisse sei erst in einigen Wochen zu rechnen, hiess es.
Eine weitere CD mit Bankdaten aus der Schweiz hat das Bundesland Niedersachsen zusammen mit dem deutschen Staat gekauft, wie es im Juni bekannt gab.
Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte zur Razzia: «Meistens sind die Banken ja kooperativ, aber man muss ja nicht alles glauben und geht dann lieber den sicheren Weg.»
Zu Besuch waren die Fahnder bei Credit Suisse in Berlin, Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, Nürnberg, Regensburg, Stuttgart und München.
Zunehmender Druck
Schweizer Banken sind in den letzten 18 Monaten in verschiedenen Ländern zunehmend unter Druck geraten. Im Visier stand dabei besonders das schweizerische Bankgeheimnis, das der Steuerflucht förderlich sein soll. Letztes Jahr war die Schweiz bereits gezwungen worden, diverse Doppelbesteuerungs-Abkommen zu revidieren.
Bis jetzt musste die Grossbank UBS die meisten Angriffe des weltweiten Kampfs gegen Steuerflucht auf sich nehmen, nachdem sie letztes Jahr zugegeben hatte, US-Kunden bei der Steuerflucht geholfen zu haben.
swissinfo.ch und Agenturen
1856 gegründet.
In über 50 Ländern tätig.
Hat ihren Haupsitz in Zürich.
Beschäftigte Ende 2008 insgesamt 47’800 Mitarbeitende aus ungefähr 100 verschiedenen Nationen – Ende des dritten Quartals 2008 waren es noch 50’300 gewesen.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch