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Reisebranche kommt mit blauem Auge davon

Mit Sack und Pack unterwegs: Schweizerinnen und Schweizer lassen sich ihre Ferien nicht vermiesen. Keystone

In diesem Sommer ist die Schweizer Reisebranche mit einem blauen Auge davon gekommen. Die Last-Minute-Buchungen halfen mit, einen Grossteil des Geschäfts zu retten.

Für die Herbst- und Wintersaison sind – im Gegensatz zu Deutschland – keine Preisreduktionen in Sicht.

Letztlich sei das Sommergeschäft nicht schlecht gelaufen, sagt Roland Schmid, Pressesprecher von TUI Suisse, der Nummer drei der Schweizer Reisebranche mit den Aushängeschildern Imholz und Vögele. Die Buchungen für die bekannten Badeorte am Mittelmeer hätten sich als sehr stabil erwiesen.

Laut eine Umfrage der Nachrichtenagentur AP wurden damit die schlimmsten Befürchtungen nicht Realität.

Ferienwunsch stärker als Krise

«Der Ferienwunsch war stärker als die Wirtschaftskrise», sagt Schmid. Die Branche habe sich zudem gut auf die schlechtere Nachfrage vorbereitet und im Frühling mit einer Kapazitätsanpassung reagiert.

TUI rechnet diesen Sommer mit Buchungszahlen, die rund 10 Prozent unter jenen des Vorjahres liegen. Das Reisunternehmen Hotelplan liegt laut Peter Spring, Leiter Tour Operating, derzeit rund 6 Prozent unter den Vorjahreswerten.

Die RBM Management & Services AG, die unter den Marken Carib Tours, Falcon Travel und Eurotrek am Markt bekannt ist, erwartet für den Juli einen minimalen Verlust. Für den August werden sogar positive Zahlen avisiert.

Vom Branchenleader Kuoni sind keine Zahlen erhältlich. Börsenrechtliche Gründe werden dafür ins Feld geführt. Kuoni-Sprecher Stefan Wehrle stützt aber die allgemeine Aussage, dass es Aufgrund der im Frühling herrschenden Vorzeichen noch viel schlimmer hätte kommen können.

Last-Minute als Retter

Aufwind erhielt das Geschäft vor allem von Buchungen in letzter Minute. «Der Sommer war zum Schluss noch stark», sagt RBM-Geschäftsführer Oskar Laubi. Teilweise sei quasi über Nacht gebucht worden, allerdings nicht nur Last-Minute-Angebote, sondern auch aus dem Katalog.

Am 13. Juni lag der Buchungsstand bei Hotelplan noch bei 58 Prozent. Die Auslastung zum Schluss betrug dann aber 92 Prozent.

Reisen werden nicht billiger

Die Branche hofft auf die Fortsetzung des Aufwärtstrends in den nächsten Monaten. Das zweite Halbjahr mit dem wichtigen Reisemonat Oktober sei für die Reisebranche jeweils von grosser Bedeutung, sagt Kuoni-Sprecher Stefan Wehrle. Hotelplan-Manager Peter Spring hat die Hoffnungen, den Vorjahresumsatz mit einem Schlussspurt noch egalisieren zu können, noch nicht begraben.

In Deutschland werden Ferienreisende im Herbst und Winter von Preisermässigungen auf breiter Front profitieren können. Diese Entwicklung ist in der Schweiz jedoch nicht absehbar. Der Tenor der Schweizer Reisebranche: Die Margen seien bereits ausgereizt, Preissenkungen seien zu riskant oder entsprächen nicht dem Firmencredo.

Profitieren könnten die Kunden höchstens von günstigen Wechselkursen in Dollardestinationen oder von Sonderangeboten, welche die Ferienhotels selber den Reiseanbietern machen würden.

swissinfo und Agenturen

Last-Minute-Bunchungen retten Sommerreise-Geschäft.

Die Buchungszahlen liegen bis zehn Prozent unter denjenigen von 2002.

Für Herbst und Winter sind bei Schweizer Reisunternehmen – im Gegensatz zu ausländischen – keine Preissenkungen zu erwarten.

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