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Rekordverlust auch für Credit Suisse

Keystone

Einen Tag nach der UBS hat am Mittwoch auch die Credit Suisse (CS) einen Rekordverlust für 2008 bekannt gegeben. Beim zweitgrössten Schweizer Bankkonzern machte das Minus 8,2 Milliarden Franken aus. Im Unterschied zur UBS flossen der CS aber neue Kundengelder zu.

«Unser Ergebnis ist enttäuschend», erklärt Konzernchef Brady Dougan in der Mitteilung. Der Reinverlust von 8,218 Mrd. Franken ist das schlechteste Ergebnis in der 153-jährigen Geschichte der Grossbank und der erste Verlust seit 2002. Im Vorjahr hatte die CS noch einen Reingewinn von 7,760 Mrd. Franken ausgewiesen.

Die Credit Suisse brauche auch angesichts dieses Rekordverlusts im 2008 keine Staatshilfe. Die Bank arbeite seit Anfang 2009 in allen Geschäftsbereichen profitabel, sagte Finanzchef Renato Fassbind.

Die Bank habe «aggressiv» Risikopositionen abgebaut und sei gegenüber weiteren Marktturbulenzen deutlich weniger verletzbar, sagte der Finanzchef an einer Telefon-Konferenz weiter.

Schwarzes viertes Quartal

Erwartungsgemäss riss das Schlussquartal die Bank besonders stark in die Tiefe. Mit 6,024 Mrd. Franken fiel der Verlust aber deutlich höher aus, als die meisten Finanzanalysten erwartet hatten.

Die Verluste konzentrierten sich auf die Investmentbank, die einen Verlust vor Steuern von über 14 Mrd. Franken für das ganze Jahr und von 7,8 Mrd. Franken für die letzten drei Monate auswies. Hier hat die Bank ihre Risikopositionen im Geschäft mit der Unternehmensfinanzierung und den strukturierten Produkten im Schlussquartal aber um 87% abgebaut.

Kleinerer Vertrauensverlust als bei UBS

Profitabel blieb auch im letzten Quartal das Vermögensverwaltungsgeschäft. Im Unterschied zur UBS liefen der Credit Suisse die Kunden nicht davon. Der Nettozufluss von Kundengeldern in der Vermögensverwaltung wird für das vierte Quartal auf 13,8 Mrd. Franken beziffert.

Im ganzen Jahr generierte das Private Banking 50,9 Mrd. Franken Nettoneugelder und damit fast gleich viel wie im Vorjahr (53,5 Mrd.).

Die Credit Suisse weist auch eine stärkere Kapitalbasis als die vom Staat gestützte UBS aus. Die Kernkapitalquote betrug Ende 2008 13,3%, verglichen mit 11,1% vor einem Jahr und 11,5% bei der UBS.

10 Rappen Dividende

Dougan sprach von einer der branchenweit besten Kapitalquoten. Auch die Investmentbank könne nach der massiven Reduktion der Risiken nun kapitaleffizient arbeiten und sei gut ausgerichtet.

Die CS sei so aufgestellt, dass sie einerseits weniger anfällig sei, wenn das schwierige Umfeld in den nächsten Monaten anhalten sollte, anderseits aber von einer Markterholung profitieren könne.

Die Bank meldet zudem einen guten Start ins neue Jahr mit Gewinnen in allen Divisionen. Die Aktionäre sollen eine symbolische Dividende von noch zehn Rappen erhalten, verglichen mit 2,50 Franken im Vorjahr.

Restrukturierung im Gang

Die CS bestätigte auch die im vergangenen Dezember angekündigte Restrukturierung mit dem Abbau von 5’300 Stellen, was 11% des gesamten Personalbestandes entspricht.

Daneben strich die Grossbank weitere 1400 Stellen von so genannten Contractors und freien Mitarbeitern. Damit beschäftigte die CS Ende Jahr noch 47’800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verglichen mit 50’300 am Ende des dritten Quartals 2008.

Mit dieser Reduktion hat die Bank bereits rund die Hälfte des geplanten Stellenabbaus erreicht.

swissinfo und Agenturen

Reinverlust 2008: 8,2 Mrd. Franken
Reingewinn 2007: 7,76 Mrd. Franken
Verlust viertes Quartal 2008: 6,024 Mrd. Franken
Geldabfluss 2008: 3 Mrd. Franken (UBS: über 200 Mrd. Franken)
Nettoneugelder Private Banking 2008: 50,9 Mrd. Franken
Nettoneugelder 2007: 53,5 Mrd. Franken
Kapitalbasis 2008: 13,3% (Vorjahr: 11,1%)
Vorgeschlagene Dividende: 10 Rappen
(2007: 2.50 Franken.

Wurde 1856 gegründet.

Die Credit Suisse ist in über 50 Ländern tätig.

Der Haupsitz ist in Zürich.

Die CS beschäftigte Ende 2008 insgesamt 47’800 Mitarbeitende aus ungefähr 100 verschiedenen Nationen. Ende des dritten Quartals 2008 waren es noch 50’300 gewesen.

CS-Präsident Walter Kielholz, Konzernchef Brady Dougan und der Chef der Investmentbank, Paul Calello, müssen für das Verlustjahr 2008 auf variable Lohnzahlungen verzichten.

Mit Ausnahme von drei Personen, mit denen vertragliche Abmachungen bestehen, haben die übrigen Mitglieder der zwölfköpfigen Geschäftsleitung der CS zusätzlich zum Grundlohn nur aktienbasierte und keine Bonuszahlungen in bar erhalten, wie dem am Mittwoch veröffentlichten Finanzbericht zu entnehmen ist.

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