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Richemont übernimmt LMH-Uhren

Uhren-Montage bei der IWC International Watch Co. AG in Schaffhausen. Keystone

Grossübernahme in der Uhrenindustrie: Der Richemont-Konzern mit Sitz in Zug hat das Rennen um die Luxusuhren-Sparte der deutschen Mannesmann gewonnen. Zum Preis von 2,8 Mrd. Franken übernimmt er die Gruppe "Les Manufactures Horlogères" (LMH).

IWC, Lange & Söhne und Jaeger-LeCoultre

Die LMH besitzt zu 100 Prozent die Schaffhauser IWC, zu 90 Prozent die deutsche Lange & Söhne sowie zu 60 Prozent die Waadtländer Jaeger-LeCoultre. Der Kaufpreis für LMH beträgt 2,8 Mrd. Franken, wie Richemont am Freitag (21.07.) mitteilte. Die restlichen 40 Prozent an Jaeger-LeCoultre übernimmt Richemont für 280 Mio. Franken von Audemars Piguet.

LHM breit umworben

An einer Übernahme interessiert waren auch die Swatch Group, der französische Luxusgüterkonzern LVMH und die Allianz des italienischen Modehauses Gucci mit dem französischen Kaufhauskonzern PPR. Nach seiner Übernahme durch Vodafone hatte Mannesmann im Mai bekannt gegeben, die LMH abstossen zu wollen, da sie nicht in das Kerngeschäft der Telekommunikation passe.

Höchstes Angebot

Richemont habe das höchste Angebot vorgelegt und den Übernahmekampf deshalb gewonnen, sagte Richemont-Chef Johann Rupert am Freitag und wies die Kritik anderer Interessenten zurück. In Industriekreisen hatte es geheissen, Richemont habe nicht die höchste Offerte vorgelegt und dennoch den Zuschlag erhalten.

Bei den Mitkonkurrenten löste der Zuschlag an Richemont unterschiedliche Reaktionen aus. Swatch-Chef Nicolas Hayek sagte, er freue sich darüber. Es werde keine strukturellen Veränderungen in der Uhrenindustrie geben. Zum Preis wollte er sich nicht äussern.Der LVMH-Konzern hält den Preis nach eigenen Angaben für überrissen.

Positives Echo von Analysten

Analysten bewerteten den Schritt von Richemont trotz des hohen Preises als strategisch sinnvoll. Die drei zur LMH gehörenden Marken passten hervorragend ins Luxusportfolio von Richemont, sagten sie. Angesichts der zahlreichen Interessenten und der Qualität der Marken sei der Preis von 3 Mrd. Franken gerechtfertigt.

Nach Einschätzung der Analysten kann Richemont den Erwerb problemlos finanzieren. Eine Neuverschuldung sei nicht zu erwarten. Dem Konzern waren im Juni über 1 Mrd. Franken aus dem Verkauf von Vorzugsaktien an British American Tobacco zugeflossen. Gegen 2 Mrd. Fr. sollen durch eine Reduktion des Engagements bei Vivendi folgen.

Arbeitsplätze gesichert

Zufrieden zeigte sich auch der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie (FH). FH-Präsident François Habersaat sagte, er sei froh, dass LMH nicht in die Hände eines Spekulanten gerate. Die Arbeitsplätze seien gesichert. «Glücklich bin ich auch darüber, dass die Gruppe in Schweizer Händen bleibt», erklärte Habersaat.

Die LMH-Gruppe beschäftigt rund 1’440 Personen, die meisten davon in der Schweiz und in Deutschland. Im vergangenen Jahr erzielte die Gruppe einen operativen Gewinn von 70,8 Mio. Franken. Der Umsatz lag bei 349 Mio. Franken. Im ersten Halbjahr 2000 stieg der Umsatz gegenüber der gleichen Vorjahresperiode um 25 Prozent auf 197 Mio. Franken.

Umsatzsteigerung erwartet

Die südafrikanisch kontrollierte Compagnie Financière Richemont ist im vergangenen Geschäftsjahr deutlich gewachsen. Der Umsatz des Luxusgüter- und Tabakkonzerns stieg um 26,1 Prozent auf 2,924 Mrd. Euro. Der anrechenbare Gewinn der Muttergesellschaft und deren Töchter kletterte um 37,6 Prozent auf 357,8 Mio. Euro.

Für das erste Trimester des laufenden Jahres rechnet Richemont mit einer Umsatzsteigerung von 30 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode.

Zu Richemont gehören bereits die Luxusuhrenhersteller Cartier, Piaget, Baume & Mercier und Vacheron Constantin. Die Übernahme der LMH muss noch von den Kartellbehörden genehmigt werden.

swissinfo und Agenturen

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