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Rote Zahlen und weiterer Stellenabbau

Kurzfristig wird sich die Marktsituation für Ascom kaum verbessern. Keystone

Der Radikalumbau von Ascom hat noch wenig Früchte getragen. Nach einem Halbjahresverlust von 100 Mio. Franken baut das angeschlagene Unternehmen nochmals 150 Stellen in der Schweiz ab.

Die Ertragslage von Ascom dürfte weiterhin schlecht bleiben.

Der Umsatz schrumpfte im ersten Halbjahr 2002 um 29,4 Prozent auf 1,09 Mrd. Franken. Bereinigt um Währungseinflüsse und Devestitionen betrug der Rückgang 12 Prozent. Das Betriebsergebnis (EBIT) fiel mit -87 (Vorjahresperiode +12) Mio. Franken tiefrot aus.

Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass ausserordentliche Abschreibungen auf Goodwill und Immobilien ein Loch von 74 Mio. Franken in die Kasse rissen. Das trug massgeblich zum hohen Verlust bei, wie Ascom-Konzernchef Urs Fischer am Dienstag in Zürich sagte.

Am Scheideweg

Die kommenden Monate dürften für den Ascom-Konzern, der vor 15 Jahren aus der Fusion dreier Unternehmen entstanden war, entscheidend sein. Mit den Banken muss Ascom diesen Herbst über die langfristige Refinanzierung seiner Kredite verhandeln.

Fischer steht in der Tat vor einer sehr schwierigen Aufgabe. Er muss innert kürzester Zeit Ascom in einem garstigen Marktumfeld vom Grosskonzern zum Nischenplayer umwandeln. Der Umsatz soll von 3,1 Mrd. Franken Ende 2001 auf nur noch 1,1 Mrd. Franken Ende 2003 schrumpfen.

Ausverkauf geht weiter

Auf der Verkaufsliste steht namentlich der Bereich Hauszentralen (PBX/Ascotel). Auf Partner- oder Käufersuche ist Ascom ferner bei den Energy Systems und beim Internet aus der Stromsteckdose (Powerline).

Die Bereiche Energy Systems und PBX sind im ersten Halbjahr 2002 operativ in die roten Zahlen gerutscht. Verluste schreibt auch der Bereich New Technologies mit Powerline. Derzeit hat Powerline über 60 Kunden. Der Abbruch der Kooperation mit dem deutschen Stromkonzern RWE sei verkraftbar, sagte Fischer.

Mit Powerline zielt Ascom auf Länder in Osteuropa, Südamerika und Asien, deren Telekom-Infrastruktur wenig erschlossen ist. «Bis Mitte 2003 muss die Technologie den Durchbruch im Massengeschäft geschafft haben, sonst müssen wir über die Bücher», sagte Fischer.

Sorgenkind Transport Revenue

Operative Fortschritte hat der Konzern dagegen in den drei Kerngeschäften Wireless Solutions, Security Solutions und Network Integration erzielt. Nicht geschafft hat Ascom den angestrebten Turnaround in der vierten Kernsparte Transport Revenue.

Die Probleme seien hausgemacht und erkannt, sagte der Konzernchef. Sie beträfen vor allem die Schweiz. Es werde mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet.

Bleischwere «Old Ascom»

Die zentrale Frage für die Zukunft von Ascom wird sein, wie rasch und zu welchem Preis für die mit wachsenden Verlusten kämpfenden Sparten Energy Systems und PBX Käufer gefunden werden können. Sie belasten die Neuausrichtung der Ascom schwer.

Mit der «New Ascom» setzt der Konzern auf stabilere, weniger investitionsintensive und konjunkturresistentere Erträge. Parallel dazu steht Ascom weiter auf der Kostenbremse, um die Ertragslage zu verbessern. Dazu gehört der Abbau von weiteren 150 Stellen.

Betroffen sind in erster Linie Support-Funktionen (Hauptsitz, IT-Services, Kommunikation, Personalwesen, Finanzen). Bis Ende 2002 sollen 100 Stellen gestrichen werden, weitere 50 Stellen folgen bis Ende des ersten Quartals 2003.

Die Gewerkschaft SMUV war denn auch über den erneuten Stellenabbau konsterniert. Ascom brauche Kontinuität und eine verlässliche Strategie, so die Forderung.

Aktienkurs auf Talfahrt

Analysten bezeichneten das Halbjahresergebnis unisono als sehr enttäuschend. Der Umsatz sei in allen Divisionen stärker als erwartet eingebrochen, schreibt die Zürcher Kantonalbank. Die Kostensenkungen seien praktisch wegen fallender Margen verpufft.

Der Kurs der Ascom-Namenaktie sackte zeitweise auf ein Minus von fast elf Prozent ab. Im sehr volatilen Schlussgeschäft tauchte der Kurs dann erneut ab und schloss bei 4,60 Franken, 52 Rappen oder 10,2 Prozent tiefer als am Vortag.

swissinfo und Agenturen

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