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Rück-Versicherer von den Stürmen gebeutelt

Schäden wie in Florida belasten die Rechnungen der Rückversicherer, bringen diese aber nicht an den Abgrund. Keystone

Die Schweizer Rück-Versicherer sehen sich nach den herbstlichen Hurrikanen in der Karibik und den USA mit Forderungen von mehreren Hundert Mio. Dollar konfrontiert.

Die Versicherungs-Unternehmen geraten aber dadurch nicht in Rücklage, das die Meinung von Analysten.

Die Hurrikane Charley, Frances, Ivan and Jeanne, die im August und September über die Karibik und die USA hinwegfegten, haben Ausläufer bis nach Europa. Genauer bis in die Zentralen der grossen Rückversicherungs-Unternehmen.

Nach den Spuren der Verwüstung, zurück blieben Hunderte von Todesopfern und Tausende von Obdachlosen, sehen sich die Versicherungen der Versicherungen mit den Schadensbilanzen konfrontiert.

Der Versicherungskonzern Zurich Financial Services (ZFS) schätzt die Schadensansprüche aus den letzten vier atlantischen Wirbelstürmen auf rund 525 Mio. Dollar, also rund 650 Mio. Franken. Dies gab das Unternehmen am Montag bekannt.

Kein Problem trotz Schadens-Rekord

Laut Konzernchef James J. Schiro gilt es nun, die Ertragslage und die Bilanz der Zürich so zu stärken, dass Schadenzahlungen aus solchen Katastrophen verkraftet werden können.

«Die 525 Mio. Dollar sind zwar etwas hoch, sollten ZFS aber kein Kopfzerbrechen bereiten», sagte Tim Dawson, Analyst bei der Genfer Privatbank Pictet. ZFS könne Verluste dieser Grössenordnung wegstecken.

Für die gesamte Versicherungsbranche schätzt ZFS die Schadenszahlungen der vier Wirbelstürme auf über 20 Mrd. Dollar. Meteorologen erklärten, dass die Hurrikan-Saison 2004 zu den schlimmsten der letzten 100 Jahre gehöre.

Die Kosten 2004 übersteigen die bisherige Rekordzahlung für den Hurrikan Andrew von 1992. Damals hatten die versicherten Verluste 15,5 Mrd. Dollar betragen.

ZFS im Branchen-Schnitt

Bluten müssen neben dem ZFS auch die anderen Grossen der Branche. Die letzten Schätzungen von Swiss Re, in denen allerdings noch der Taifun Songda in Asien eingeschlossen ist, lautet auf 750 Mio. Dollar.

Bei Converium, einem weiteren Schweizer Rückversicherer, wird mit knapp 90 Mio. Dollar gerechnet. Die Münchener Rück sprach zuletzt von 500 Mio. Euro Schäden in den USA und Asien, wo vor allem Japan zu Buche schlug. Hannover Re nannte 340 Mio. Euro.

Keine neue Krise

Anders als nach Andrew 1992 sollte die Branche aufgrund der jüngsten Sturmschäden nicht nachhaltig geschwächt werden. «Die Branche hat zwei oder drei gute Jahre hinter sich, mit guten Prämien und guten Profiten», so Dawson weiter.

Damals sei Andrew der Schlusspunkt hinter eine Reihe grosser Schadensereignisse gewesen, zu der die europäischen Stürme und die Explosion der Ölbohr-Plattform Piper Alpha gehört hätten.

Immer noch Gewinne

Dawson geht davon aus, dass die Rückversicherer die Stürme gut überstehen: Auch wenn die Gewinne dadurch kleiner ausfielen, würden die Forderungen keine Löcher in die Bücher reissen.

«Rückversicherer sind seltsame Wesen, denn schlechte Nachrichten sind für sie gute Nachrichten.»

swissinfo, Isobel Leybold-Johnson

Zurich Financial Services rechnet nach den grossen Hurrikanen mit Forderungen von 525 Mio. Dollar.
Swiss Re: 750 Mio. Dollar.
Converium: 67 bis 85 Mio. Dollar.
Branche total: 20 Mrd. Dollar.

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