SBB haben 2005 Verlust eingefahren
Obwohl sie so viele Passagiere und Güter transportiert haben wie nie zuvor, weisen die SBB 2005 einen Verlust von 166,3 Mio. Franken aus.
Hauptgründe sind SBB Cargo, die Pensionskasse und noch nicht rentierende Investitionen. 2004 hatten die SBB noch 42 Mio. Gewinn gemacht.
Die SBB sind trotz eines Passagierrekords im 2005 tief in die roten Zahlen gerutscht. Zu schlechter Letzt war 2005 mit der landesweiten Strompanne vom 22. Juni mit 200’000 Festsitzenden ein «Tiefpunkt» in der Unternehmensgeschichte, wie die SBB am Montag mitteilten.
Auch eine Stellwerkstörung im Februar und die August-Hochwasser beutelten die Bahn. Im Vorjahr hatten die SBB noch einen Gewinn von 42,6 Mio. Franken ausgewiesen.
Investitionserfolge lassen auf sich warten
Überhaupt sei 2005 ein Übergangsjahr gewesen. Die Bahn 2000, die mit dem Fahrplanwechsel Ende 2004 in Betrieb genommen wurde, habe zunächst einmal höhere Kosten verursacht. Auch im Güterverkehr zahlten sich die Investitionen für den grenzüberschreitenden Nord-Süd-Transitverkehr nur langsam aus.
Insgesamt realisierte die SBB einen Betriebsertrag von 7,09 Mrd. Franken, eine durch zurückgefahrene Bundesmittel moderate Steigerung von 1,1% gegenüber 2004. Der Bund schoss den SBB für Infrastrukturleistungen 1,2 Mrd. Franken zu, 132 Mio. weniger als im Vorjahr.
Dem stand ein um 5,2% gestiegener Betriebsaufwand von 7,1 Mrd. Franken gegenüber. 28’330 Vollzeit-Angestellte standen auf der Lohnliste der Bahn, 21 weniger als im Vorjahr.
Gewinn im Personenverkehr halbiert
Im Personenverkehr steigerte die SBB die Zahl der beförderten Passagiere auf 275,9 Millionen, ein Plus von fast 9% und neuer Rekord. Die Beförderten legten insgesamt 13,8 Mrd. Personenkilometer zurück. Das ist mehr als ein Zehntel mehr als im Vorjahr.
Der Personenverkehr setzte 3,52 Mrd. Franken um. Operativ resultierte daraus ein Gewinn von 132,7 Mio. Franken, knapp 60 Mio. weniger als im Vorjahr. Der Reingewinn betrug 78,6 Mio. Franken, fast die Hälfte weniger als im Vorjahr. Zurückzuführen ist das gemäss SBB auf die Mehrkosten aus dem Betrieb der Bahn 2000.
Auch Infrastruktur und Immobilien schlossen mit 17,4 Mio. respektive 21 Mio. Franken positiv ab. Die Zahl der in der Sparte Infrastruktur verkauften Trassenkilometer legte um 6% auf den neuen Rekord von 150,9 Mio. zu.
SBB Cargo: Verlust explodiert
Im Güterverkehr stieg die Zahl der Tonnenkilometer zwar um 13,4% auf 11,5 Mrd. Der Umsatz schrumpfte aber wegen dem Rückgang im Binnenladungsverkehr und der Preiserosion um 7,1%.
Aus dem Betrieb von SBB Cargo resultierte so ein Verlust von 55,7 Mio. Franken. Zusammen mit den Rückstellungen für die Restrukturierung und anderes (110 Mio.) explodierte der Verlust von 2,8 Mio. auf 165,7 Mio. Franken.
Am vergangenen Freitag kündigte SBB Cargo bis Ende 2008 einen Abbau von rund 200 Stellen an; dies soll ohne Entlassungen passieren. So sollen jährlich 25 Mio. Franken eingespart werden.Im Oktober 2005 hatten die SBB bereits den Abbau von 590 Stellen im Güterbereich und und 60 Stellen im Bereich Infrastruktur angekündigt.
Ausserdem belasteten die Zentralbereiche die Rechnung. Dort mussten für die unterdeckte Pensionskasse SBB Rückstellungen von 94 Mio. vorgenommen werden nach 150 Mio. Franken 2004.
Zudem belasteten das Reintegrationsprojekt «Chance», Unwetterkosten von 50 Mio. und anderes die Rechnung, so dass ein Defizit von 117,6 Mio. Franken entstand. Diese beiden Scharten konnten die Gewinne im Personenverkehr, bei den Immobilien und in der Infrastruktur nicht auswetzen.
swissinfo und Agenturen
Per 1. Januar 1999 sind die SBB von einem Regiebetrieb des Bundes in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden, die zu 100% dem Bund gehört.
2005 transportierten die SBB 275,9 Mio. Passagiere und 58 Mio. Tonnen Waren.
87% der in der Schweiz gefahrenen Bahn-Kilometer und 90% der per Bahn transportierten Waren entfallen auf die SBB.
Die SBB beschäftigen 28’000 Personen, planen aber rund 200 Stellen abzubauen.
2005 haben mehr als 95% der Züge ihren Bestimmungsort mit weniger als 5 Minuten Verspätung erreicht.
2005 realisierten die SBB einen Betriebsertrag von 7,088 Mrd. Franken, was einer Steigerung von 1,1% entspricht.
Der Betriebsaufwand stieg um 5,2% auf 7,107 Mrd.
Der Verlust betrug 2005 166,3 Mio. Franken, gegenüber einem Gewinn von 42,6 Mio. 2004.
Für Infrastrukturleistungen schoss der Bund 1,2 Mrd. Franken zu (-132,2 Mio.).
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