SBB mit verdoppeltem Halbjahresverlust
Die SBB verdoppelten ihren Halbjahresverlust gegenüber dem Vorjahr auf 36,6 Mio. Franken, obschon sie mehr Fahrgäste und Güter transportierten.
Das verschlechterte Resultat wird zurückgeführt auf tiefere Margen im Güterbereich, die Unterdeckung der Pensionskasse und den Abbau von Subventionen.
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) rechnen auch für das ganze Jahr 2005 mit einem negativen Ergebnis, nachdem sich im ersten Semester 2005 der Verlust verdoppelt hat.
Für den grösseren Halbjahresverlust werden höhere Betriebskosten im Personenverkehr, tiefere Margen pro Nettotonnenkilometer im Güterverkehr und sinkende Leistungen der öffentlichen Hand verantwortlich gemacht, wie die SBB am Dienstag mitteilten.
Zusätzlich belasten nach wie vor die Rückstellungen wegen der Pensionskasse im Betrag von 66 Mio. Franken sowie weitere Rückstellungen das Konzernergebnis.
Verkehrsertrag stieg um 7,3%
Positiv entwickelt haben sich die Verkehrsleistungen und zwar sowohl im Personen- wie auch im Güterverkehr. Die Verkehrserträge stiegen im ersten Halbjahr um 3,6% auf 1,50 Mrd. Franken. Im Personenverkehr wurde ein um 7,3% höherer Verkehrsertrag von 997,1 Mio. Franken erwirtschaftet.
Die Rechnung 2005 wird erstmals durch die Hebung des Trassenpreises um 60 Mio. Franken für den Personenverkehr zusätzlich belastet. Dies führt zu einer Verschlechterung des Halbjahresresultates um 30 Mio. Franken.
Der Bereich Betriebsleistungen/Infrastruktur erzielte mit 74,9 Mio. Franken einen um 9,8% höheren Betriebsertrag. Der Ertrag von SBB Immobilien erhöhte sich um 7,6% auf 271,7 Mio. Franken.
Über 63 Mio. Franken weniger Subventionen
Die Abgeltungen der öffentlichen Hand für den Regional- und Huckepackverkehr nahmen um 3,7 auf 322,1 Mio. Franken ab. Die Leistungen des Bundes für die Infrastruktur reduzierten sich auf Grund des Entlastungsprogramms um 59,7 auf total 599,6 Mio. Franken.
Die in den Zügen der SBB zurückgelegten Kilometer stiegen gemäss provisorischen Zahlen um 6,1% auf 6’519 Mio. Personenkilometer. Der neue Fahrplan für Bahn 2000 hat im Fernverkehr 7,5% mehr Passagiere gebracht.
Zwischen Zürich und Bern reisten sogar rund 11% mehr Kunden mit der Bahn.
5,1% mehr Generalabo-Kunden
Die Mehrerträge vermochten im ersten Halbjahr die Mehrkosten von Bahn 2000 noch nicht zu kompensieren. Die Zahl der Kunden mit Generalabonnement stieg um 5,1% auf 279’864. Die Zahl der Halbtaxabonnemente erhöhte sich um über 53’000 auf mehr als 1,9 Millionen.
Für das gesamte Jahr rechnen die SBB ebenfalls mit einem negativen Konzernergebnis. Der Güterverkehr werde mit einem substanziellen Verlust abschliessen.
Auch im zweiten Halbjahr wird die Anhebung des Trassenpreises die Rechnung mit 30 Mio. Franken belasten.
Zudem besteht wegen der Unterdeckung der Pensionskasse weiterhin ein hoher Rückstellungsbedarf.
SBB Cargo plant Stellenabbau
Der Verkehrsertrag der SBB Cargo ging im ersten Semester 2005 um 4,3% auf 477,8 Mio. Franken zurück. Dagegen erhöhte sich die Verkehrsleistung um 13,5% auf 5’704 Mrd. Tonnenkilometer.
Nach diesem rückläufigen ersten Halbjahr 2005 plant die SBB Cargo einen Abbau von mehreren hundert Stellen. Die Kosten sollen mit einschneidenden Massnahmen um 8% reduziert werden. Der Abbau soll aber ohne Entlassungen vor sich gehen.
Im Wagenladungsverkehr will die SBB Cargo nun ihr Netzwerk von heute 650 Bedienungspunkten überprüfen, wobei bis zu 400 Bedienungspunkte in Frage gestellt werden. Vorgeshen ist auch eine Reduktion der Fahrzeugflotte und damit auch des Service Rollmaterials. Kostensenkungen sind aber auch für die nicht direkt operativen tätigen Bereiche vorgesehen.
UVEK nimmt Cargo-Reorganisation unter die Lupe
Beim Bund stösst die Reorganisation der SBB Cargo auf Skepsis. Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) verlangt weitere Angaben zur Reduktion der Verladestationen und dem damit verbundenen Stellenabbau.
Das Konzept habe nicht nur Vor-, sondern auch verschiedene Nachteile, schreibt das UVEK in einer Medienmitteilung vom Dienstag. Befürchtet wird etwa, dass die SBB entgegen ihrem Auftrag die flächendeckende Bahngüterversorgung nicht mehr gewährleisten kann.
Zudem führe die Reduktion der Verladepunkte zu Stellenabbau und einer Zunahme der Gütertransporte auf der Strasse und belaste nach einer ersten Beurteilung die Randgebiete.
Gewerkschaftliche Kritik
Die Gewerkschaft transfair wehrt sich gegen den geplanten Stellenabbau bei SBB Cargo. Durch die Überprüfung von 400 Güterverkehrs-Bedienungspunkten drohten Regionen ausserhalb der Wirtschaftsmetropolen abgeschnitten zu werden, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag.
Nachdem beim Wagenladungsverkehr Schweiz 2003 bereits rund 300 Stellen abgebaut und viele Bedienungspunkte geschlossen wurden, soll das Personal einen weiteren Aderlass leisten.
Der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband (SEV) lehnt den von SBB Cargo angekündigten Stellenabbau ab. Der Abbau diene ohnehin nur der Zahlenkosmetik. Schwarzmalerei und überstürztes Ergreifen von «einschneidenden Massnahmen» durch SBB Cargo seien nicht angebracht.
swissinfo und Agenturen
Im Personenverkehr erwirtschaftete die SBB einen um 7,3% höheren Verkehrsertrag.
Im Güterverkehr jedoch ging der Verkehrsertrag um 4,3% auf 477,8 Mio. Franken zurück.
Nach diesem rückläufigen ersten Halbjahr 2005 plant SBB Cargo deshalb einen «spürbaren Stellenabbau».
Jedes Jahr sind mit den SBB über 253 Mio. Fahrgäste und rund 58 Mio. Tonnen Güter unterwegs.
Das SBB-Streckennetz misst 3000 Kilometer. Im Vergleich dazu beträgt das gesamte öffentliche Streckennetz der Schweiz 24’500 km.
Die Züge der SBB leisten 87% der gefahrenen Personenkilometer und gegen 90% der Tonnenkilometer im Güterverkehr.
An beinahe 800 Bahnhöfen halten die Züge im Stunden- oder Halbstundentakt.
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