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SBB ziehen Lehren aus Strompanne

Landesweit blockiert: 200'000 Bahnreisende waren im Juni von der SBB-Strompanne betroffen. Keystone

Die SBB wollen mit einer Serie von Massnahmen eine Wiederholung der Strompanne verhindern, die am 22. Juni das ganze Schienennetz lahm gelegt hat.

Mit besserem Risiko-Management hätte der Blackout verhindert werden können, erklärte der SBB-Verwaltungsrat, der sich gleichzeitig hinter Bahnchef Benedikt Weibel stellte.

Bei der Bewältigung der Krise habe die Geschäftsleitung richtig und professionell reagiert, sagte der Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), Thierry Lalive d’Epinay. Er stellte den Medien am Montag in Bern den Untersuchungsbericht des Verwaltungsrats vor, und sprach dabei gar von einer «Meisterleistung».

Gemäss einer unternehmensinternen Analyse war der bisher grösste Stromausfall in der Geschichte der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) auf eine «unglückliche Verkettung von Einzelursachen» zurückzuführen.

Der totale Strom-Blackout hatte vor rund zwei Monaten in der ganzen Schweiz 2000 Züge mit 200’000 Reisenden stillstehen lassen.

Kettenreaktionen

Am Anfang standen dabei falsche Daten zur Kapazität der Hochspannungsleitung zwischen Amsteg und Rotkreuz, wie Lalive d’Epinay sagte. Daraus ergab sich als Folge einer Teilabschaltung wegen Bauarbeiten eine unzutreffende Risikobeurteilung, die schliesslich in Tausende von Fehlermeldungen in der Netzzentrale mündete und letztendlich zum Stillstand auf dem ganzen Netz führte.

Aus Sicht der SBB-Führung ist heute klar, «dass zu jeder Zeit auch während der Panne genügend Strom zur Verfügung stand». Das Risikomanagement war hingegen nicht ausreichend, und es herrschte ein «offensichtlicher Mangel an Systematik», wie Benedikt Weibel, Vorsitzender der SBB-Geschäftsleitung, sagte. Das Szenario eines nationalen Stromausfalls war bis anhin gar nie in Betracht gezogen worden.

Massnahmen ergreifen

Inzwischen sind laut Weibel rund 20 Einzelmassnahmen ergriffen oder eingeleitet worden, damit sich Zusammenbrüche wie am 22. Juni nicht mehr ereignen können «und auch nicht mehr ereignen werden». Dazu gehört die Anpassung der so genannten Regelreserve im gesamten Stromversorgungssystem um 50 Megawatt und die weitere Anpassung der Checklisten.

Zudem sollen sich – von der zentralen Energieleitstelle aus angeordnet – auch Züge verlangsamen oder stoppen lassen, um so das Stromnetz in einzelnen Landesteilen entlasten zu können.

Externes Gutachten

Weitere Schwachstellen will das Unternehmen -im Sinn einer «second opinion» – durch ein externes Gutachten einer vorerst nicht genannten Firma ausloten lassen.

Dieser Bericht soll dem Verwaltungsrat der SBB dann auch Aufschluss darüber geben, wer letzendlich die Verantwortung für den landesweiten Stillstand der SBB-Züge zu tragen hat. Personelle Konsequenzen auf der obersten Chefetage wurden am Montag allerdings sowohl von Weibel wie auch von Lalive d’Epinay ausgeschlossen.

Mehr elektrische Energie

Insgesamt rechnen die SBB längerfristig mit einem um 25 Prozent ansteigenden Bedarf an elektrischer Energie. Die Investitionsplanung sieht deshalb vor, das Ringnetz in den nächsten rund zehn Jahren mit weiteren Übertragungsleitungen in allen Landesteilen zu schliessen und so die Versorgungssicherheit zu erhöhen.

Für die Erneuerung und den Unterhalt der Stromerzeugungs- und -verteilanlagen ist bis 2020 ein Gesamtbetrag von 1,25 Milliarden Franken vorgesehen. Die Kosten aus der Strompanne vom Juni belaufen sich demgegenüber nur auf fünf Millionen Franken. Darin enthalten sind unter anderem Ertragsausfälle, Reparaturen und auch Kundenentschädigungen. Nicht abschätzbar ist aus Sicht von Lalive d’Epinay der Imageschaden für die SBB.

swissinfo und Agenturen

22. Juni 2005: 2000 Züge mit 200’000 Reisenden wegen landesweiter Strompanne blockiert.

Kosten des Strom-Blackouts: 5 Mio. Fr.

Die SBB transportieren täglich 700’000 Passagiere in 9000 Zügen.

2200 SBB-Züge transportieren täglich 160’000 Tonnen Güter.

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