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SBB zum Dialog bereit

Eine improvisierte Küche hielt die letzten Tage streikenden SBB-Cargo-Angestellten in Bellinzona bei Laune. Keystone

Die SBB sind bereit, die bei SBB-Cargo ausgesprochenen Kündigungen in Bellinzona aufzuschieben, wenn die Streikenden wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren.

Die Gewerkschaften sprechen von einem positiven Zeichen. Das Streikkomitee aber hat dem Lösungsvorschlag eine Abfuhr erteilt. Die Arbeiter können am Donnerstag darüber entscheiden.

Das lokale Streikkomitee will auf das SBB Angebot nicht eintreten. Es schlägt der Betriebsversammlung vor, mit dem Streik fortzufahren. Man sei zwar offen für einen Dialog, aber die Vergangenheit habe gezeigt, dass die SBB gegenüber dem Tessin oft Kehrtwendungen vorgenommen und Versprechen gebrochen habe, teilte das Komitee am Donnerstagabend mit.

Es schlägt deshalb vor, mit der Arbeitsniederlegung solange fortzufahren, bis bei einem Treffen zwischen der SBB-Leitung und den Vertretern der Politik die verlangen Garantien tatsächlich abgegeben werden.

Man hoffe, dass es sich bei der von den SBB vorgeschlagenen Sistierung nicht nur um ein Manöver handle, um die Solidaritätsbezeugungen zu unterbrechen und Zeit zu gewinnen.

In der Hand der Streikenden

Der Ball liegt nun bei den Streikenden. Diese wollen am Donnerstagmorgen an einer Arbeiterversammlung über einen allfälligen Abbruch des Streiks entscheiden, wie Unia-Sekretär Matteo Pronzini und Gianni Frizzo, Koordinator des Streiks, bekannt gaben.

Man hoffe, dass es sich bei der von den SBB vorgeschlagenen Sistierung nicht nur um ein Manöver handle, um die Solidaritätsbezeugungen zu unterbrechen und Zeit zu gewinnen.

Gewerkschaften reagieren positiv

Die Gewerkschaften hingegen reagierten in ersten Stellungnahmen positiv auf das Angebot der SBB. Matteo Pronzini sprach von einem positiven Zeichen, allerdings gelte es zuerst das Angebot in all seinen Facetten zu analysieren.

Auch der Schweizerische Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband (SEV) reagierte positiv auf die Ergebnisse des Gesprächs von Bundesrat Moritz Leuenberger mit Tessiner und Bündner Regierungsvertretern sowie der SBB-Spitze in Bern.

SEV-Mediensprecher Peter Moor sprach von einem «ersten Schritt in die richtige Richtung». Wichtig für den SEV ist indes, dass die Restrukturierungspläne nicht nur in Bellinzona aufgegeben werden, sondern an allen betroffenen Standorten.

Deeskalation

Alle Beteiligten seien sich bei den Gesprächen einig gewesen, dass die «aufgeheizte Situation» deeskaliert werden müsse, sagte Leuenberger.

An weiteren Gesprächen sollen auch Arbeitnehmende teilnehmen. Dabei soll die SBB die Fakten und Zahlen, die zu den Cargo-Entscheiden führten, auf den Tisch legen. es sollen auch Alternativen diskutiert werden.

«Wenn es durch die Unterstützung der Politik weitere Lösungen gibt, werden wir die gerne berücksichtigen», sagte SBB-Chef Andreas Meyer. Der Dialog sei bisher nicht gelungen.

Der SBB-Chef ortete dabei auch Fehler in den eigenen Reihen. Nun müssten die Rahmenbedingungen diskutiert werden. Meyer geht davon aus, dass die Gespräche rund zwei Monate dauern werden.

Tessiner Politiker hoffen auf Entspannung

Die Tessiner Regierungspräsidentin Patrizia Pesenti hofft dank den geplanten Gesprächen auf eine Entspannung der Lage. Die Regierung halte aber an ihrer Forderung fest, wonach die Massnahmen zurückgenommen werden müssten, sagte sie.

Laut dem sozialdemokratioschen Nationalrat Fabio Pedrina müssen die Angestellten einen Streikabbruch in Erwägung ziehen. Die Direktion müsse die Arbeiter für den Streikabbruch gewinnen und überzeugende Vorschläge machen, sagte auch Lega-Staatsrat Marco Borradori.

Der christlichdemokratische Ständerat Filippo Lombardi zeigte sich überzeugt, dass von SBB Cargo im Moment nicht viel mehr erwartet werden könne. Die Arbeiter sollten deshalb die dargebotene Hand ergreifen und den Streik abbrechen, erklärte er.

Streik auch in Freiburg

Der Streik im Industriewerk begann, nachdem SBB Cargo am vergangenen Freitag den Abbau von 126 Stellen in Bellinzona angekündigt hatte. Weitere 275 Stellen sollen unter anderem in Basel, Freiburg und Biel abgebaut werden.

Auch die Beschäftigten des Kundenservice-Centers von SBB Cargo in Freiburg legten am Mittwoch für eine Stunde die Arbeit nieder. An der Arbeitsniederlegung beteiligten sich laut SEV rund 90% der Belegschaft.

swissinfo und Agenturen

Der Nationalrat wird wahrscheinlich am 19. März eine dringliche Debatte zu den Problemen bei SBB Cargo abhalten.

Es soll aber auch ein Zeichen gesetzt werden für die rund 400 Angestellten, die im Rahmen der geplanten Sanierungsmassnahmen ihre Stelle verlieren.

Die Grosse Kammer hat am Mittwoch einen Entscheid des Ratsbüros von vergangener Woche umgestossen und zwei Ordnungsanträge der SVP und CVP gutgeheissen.

Die Probleme bei SBB Cargo waren bereits am Montag dieser Woche das Hauptthema in der Fragestunde des Nationalrats.

In Bellinzona sollen 126 Stellen abgebaut sowie 18 Stellen nach Chiasso und mindestens zehn nach Yverdon verschoben werden.

249 Stellen sollen am Hauptsitz von SBB Cargo in Basel gestrichen werden, von denen 65 bereits durch einen im letzten Herbst eingeführten Anstellungsstopp vakant blieben.

Freiburg ist mit dem Abbau von 51 Stellen und der Verlagerung von 114 Stellen nach Basel betroffen. 46 Stellen werden zudem von Biel nach Yverdon und Olten verschoben. Im Industriewerk Yverdon sollen insgesamt zusätzliche 80 Arbeitsplätze aufgebaut werden.

Inhaltlich geht es darum, den Grossunterhalt der SBB-Lokomotiven schrittweise im Industriewerk Yverdon zu konzentrieren, wie es in der Mitteilung von SBB Cargo vom letzten Freitag heisst.

Der Unterhalt von Güterwagen in Bellinzona soll künftig in Partnerschaft mit privaten Unternehmen ausgebaut werden.

Verkaufs- und Auftragsbearbeitung sowie Kundeninformation werden in Basel konzentriert.

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