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Schwacher Dollar verbilligt Konsumgüter kaum

Der Franken hat die 1:1-Parität durchbrochen: Erstmals war der Dollar am Freitag weniger als einen Franken wert. Keystone Archive

Der gegenüber dem schwachen Dollar feste Franken hat seit Freitag erstmals die Parität durchbrochen. Schweizer Konsumenten fragen sich, ob sie davon profitieren.

Doch ein schwacher Dollar allein wirkt sich auf die Preise der in die Schweiz importierten Güter kaum aus, sagt economiesuisse, der Verband der Schweizer Unternehmen.

Seit Jahresbeginn hat der US-Dollar gegenüber dem Franken um rund 14 Rappen nachgegeben. Am Dienstag notierte er bei rund 0,98 Franken.

Gemäss economiesuisse, dem Verband der Schweizer Unternehmen, sind die Detailhandelspreise im Verbrauchsgüterbereich jedoch primär von inländischen Kostenfaktoren wie Löhnen oder Mieten bzw. Hypothekarzinsen abhänging und viel weniger von Änderungen bei den Wechselkursen.

Die En-Gros-Ankaufspreise für die Produkte an sich seien für die Detaillisten kein dominierender Kostenfaktor, sagt Rudolf Minsch von economiesuisse gegenüber swissinfo. Obwohl diese Ankaufspreise (für importierte Güter) wegen der Dollarschwäche tendenziell sinken.

Ladenmiete wichtiger als Dollarkurs

«Deshalb hängt der Verkaufspreis im Laden viel mehr von den Löhnen des Verkaufspersonals oder der Ladenmiete ab», sagt der Chefökonom von economiesuisse. Zum Beispiel würde der Preis einer Jeanshose durch die Dollarschwäche weniger beeinflusst als der Preis eines Fahrzeugs.

Kommt dazu, dass angesichts der von der Subprime-Krise in den USA gebeutelten Finanzmärkte zahlreiche Investoren seit langem wieder einmal Zuflucht in der relativen Sicherheit des Schweizer Frankens suchen.

Dies verleiht der nationalen Währung weiteren Auftrieb, was sich namtentlich in der Wiedererstarkung des Frankens gegenüber dem Euro zeigt. Von Dezember 2007 bis heute hat sich der Franken gegenüber dem Euro von 1,65 auf 1,55 Franken/Euro verteuert.

Zinssenkungen

Der kontinuierliche Fall des Dollars ist in erster Linie eine Folge der amerikanischen Finanzkrise und den daraus abgeleiteten Rezessionsängsten. Nehmen die Banken ihre Rolle als Geldgeber einer Volkswirtschaft nicht mehr wahr, verlangsamt sich die Konjunktur.

Geschieht das Ganze dazu noch in den USA, hat es Auswirkungen auf das globale Wirtschaftsgeschehen.

Um dem US-Bankensystem entgegen zu kommen, gibt die US-Notenbank Liquidität frei – nach dem Diskontsatz auch über die Leitzinsen.

Jegliche Senkung dieser Zinsen schwächt jedoch den Aussenwert des Dollars, seit wenigen Tagen erstmals in der Geschichte sogar über die 1:1-Parität Dollar – Franken hinaus.

Grosses Symbol, wenig Wirkung

Dieser symbolische Durchbruch der Paritäts-Barriere, von dem seit Jahrzehnten die Rede ist, habe aber nur eine beschränkte Wirkung auf die realen Kostenstrukturen von Unternehmen in der Schweiz, so Minsch: «Wechselkurse sind zwar ein wichtiger Faktor, aber nicht der dominierende.»

Wechselkursänderungen würden zwar die Betriebsmargen beeinflussen, so economiesuisse. Aber im Verband der Schweizer Unternehmen glaubt man, dass die Unternehmen sich viel mehr Sorgen um den globalen Wirtschaftsverlauf machen, die sich hinter den Wechselkursbewegungen des Dollars verbergen.

So wirke sich die Schwäche des US-Wirtschaftsverlaufs, in der Dollarschwäche reflektiert, für die Schweizer Unternehmen in der Weise aus, dass sie weniger in die USA exportieren können, so Minsch.

Davon betroffen sei in erster Linie die Schweizerische Maschinenindustrie. Diese mache sich bereits wieder Sorgen wegen eines möglichen starken Frankens. Dieser würde den Produktionsstandort Schweiz und die Schweizer Produkte gegenüber anderen stark verteuern.

Schliesslich gehören nicht nur die USA, sondern auch Asien und andere Kontinente zu den Märkten, in denen in Dollar kalkuliert und abgerechnet wird.

Sicherer Hafen

Im Markt habe sich bereits gezeigt, dass Investoren wieder in den Franken als «Safe-Haven»-Währung gehen. economiesuisse rufe die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht zu tieferen Zinsen auf, um einer Frankenstärke entgegenzutreten – noch nicht.

Minsch schätzt, dass ab einem Dollar-Franken-Wechselkurs von 0.90 Fr. Schweizer Exporteure in Schwierigkeiten geraten könnten. Doch eine definitive Schadens-Reizschwelle für fremdes Geld, das in den Franken fliesst, gebe es keine.

Franken steigt weiter

Peter Frank, Wechselkurs-Analyst in London, hatte die jetzige Frankenstärke richtig vorausgesagt. Er glaubt, die Schweizer Währung werde weiter steigen.

«Dem Franken hängt der Safe-Haven-Charakter an», so Frank, «sobald die Finanzmärkte in Schwierigkeiten geraten.» Er sieht deshalb eine ziemlich starke Aufwertung auf den Franken zukommen.

swissinfo, Justin Häne
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)

Bezüglich Wechselkursen stimmen die Interessen von Konsumenten, Wirtschaft und Banken und in der Schweiz meistens nicht überein.

Wunsch-Version für Konsumenten:
– Starker Franken gegenüber Euro: stärkt Kaufkraft im Ausland, verbilligt Importe
– Starker Franken gegenüber Dollar: vergünstigt Energiepreise, hemmt importierte Inflation
– Problem: Exporte und damit Beschäftigung geraten ins Stocken

Wunsch-Version für Wirtschaft (Werkplatz):
– Schwacher Franken gegenüber Euro: verbilligt Exporte als Impulsgeber der Volkswirtschaft, kurbelt Konjunktur und Beschäftigung an
– Starker Franken gegenüber Dollar: verbilligt (Energie-)Import

Wunsch-Version für Banken (Finanzplatz):
– Starker Franken: symbolisiert Stärke einer inflationsfreien Fluchtwährung und des «Save Haven Switzerland»; motiviert (auch Ausländer) zum Kauf von Franken-Wertpapieren

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