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Schweiz bei Tabakprävention nur Durchschnitt

Gesundheitspolitiker wollen in Basel die Schrauben gegen das Rauchen weiter anziehen. Reuters

Die Schweiz liegt mit ihren Anstrengungen im Kampf gegen den blauen Dunst im europäischen Mittelfeld. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Schweizer Krebsliga.

Nachholbedarf bestehe vor allem beim tiefen Zigarettenpreis und fehlenden Rauch- sowie Werbeverboten, lautet ein Fazit.

Jährlich sterben in der Schweiz rund 8000 Menschen an den Folgen des aktiven oder passiven Tabakkonsums, sagte Thomas Zeltner, Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), an der 4. europäischen Konferenz «Tabak oder Gesundheit» in Basel. Diese Zahl bezeichnete Zeltner als inakzeptabel.

Inakzeptabel seien auch die rund 16’000 Invaliditätsfälle, die auf das Rauchen zurückzuführen seien, sowie die 10 Milliarden Franken durch das Rauchen verursachten Gesamtkosten.

Es bestehe Handlungsbedarf. Die gute Botschaft sei aber, dass sich bereits viel geändert habe, sagte der oberste Schweizer Gesundheitspolitiker.

Die Defizite bestätigt auch eine Studie über die Tabak-Kontrollpolitik in 30 europäischen Ländern, welche die Schweizer Krebsliga am Donnerstag vorgestellt hat.

Schweiz als Tiefpreis-Insel

Nur gerade vier Länder – Grossbritannien, Irland, Island und Norwegen – erreichten 65 und mehr von insgesamt 100 Punkten. Auf den hintersten Rängen liegen Österreich, Luxemburg, Griechenland und Deutschland.

Die Schweiz verbesserte sich im Vergleich zu 2005 zwar um zwölf Punkte, liegt mit Platz 18 aber im hinteren Mittelfeld.

Schlecht schnitt die Schweiz im Bereich der Rauchverbote in der Öffentlichkeit sowie der Werbeverbote ab. Kritisiert werden zudem die tiefen Preise für Zigaretten. So sind die Tabakpreise laut Studie in der Schweiz zurzeit die günstigsten in ganz Europa.

Reichten in der Schweiz elf Minuten Arbeitszeit, um sich eine Packung Zigaretten zu kaufen, seien es in Polen 56 Minuten, in Ungarn gar 71 Minuten.

Zahl der Raucher senken

Laut Zeltner will die Schweiz an ihrem Engagement gegen die «Tabakepidemie» festhalten. Gemäss dem Schweizer Gesundheitsminister Pascal Couchepin soll der Raucheranteil mittelfristig auf 20 bis 25% gesenkt werden.

Dabei soll auch die Tabakkonvention der Weltgesundheits-Organisation (WHO) helfen, die sich auf dem Weg zur Ratifizierung befindet.

Bereits heute würden zahlreiche Massnahmen umgesetzt, welche die Konvention als Inhalt für eine nachhaltige Tabakprävention empfehle. Zudem würden die Warnhinweise auf Zigarettenpackungen ab kommendem Jahr mit Farbbildern ein weiteres Mal verschärft, was innerhalb Europa gemeinsam mit Belgien und England eine Premiere sei.

Die Bevölkerungen der Kantone Baselland, Solothurn und Tessin hätten ausserdem jedes Mal mit grosser Mehrheit für moderne Tabakregulierungen gestimmt, sagte Zeltner.

Positiv, genügend und ungenügend

Der Präsident der Krebsliga Schweiz, Thomas Cerny, bezeichnete das von mehreren Kantonen verhängte Rauchverbot in der Gastronomie als Pionierarbeit. Im Bezug auf die WHO-Rahmenkonvention genüge die Schweiz zwar in den meisten Bereichen den Minimalbedingungen, nicht aber bei der Bewerbung und der Promotion von Tabakverboten.

Zudem seien Zigaretten in der Schweiz einfacher erhältlich als Grundnahrungsmittel.

Mutige Tat

An der europäischen Tagung in Basel nehmen rund 500 Personen aus über 60 Ländern in Europa und anderen Kontinenten teil, um sich mit der Krebs- und Tabakbelastung zu befassen.

Cora Honing, Präsidentin der Gesellschaft europäischer Krebsligen, würdigte die Wahl des Veranstaltungsortes als mutige Tat. So sei es aussergewöhnlich, dass die Tagung in der Schweiz stattfinde, dem europäischen Hauptsitz der Tabakindustrie.

swissinfo und Agenturen

Jährlich sterben in der Schweiz 8300 Personen wegen des Rauchens.
Rund 16’000 Menschen werden infolge Tabakkonsums zu Invaliden.
Raucher verursachen in der Schweiz jedes Jahr Gesundheitskosten von rund 10 Mrd. Franken.
Auf das Konto des Rauchens gehen jährlich auch 4 Mio. verlorene Arbeitstage.

Selecta, Europas Nummer 1 in der Pausenverpflegung, entfernt per Mitte Oktober die Zigaretten aus ihren über 3000 Schweizer Automaten im öffentlichen Raum.

Damit sollen die Bemühungen unterstützt werden, Jugendliche vom Tabakkonsum abzuhalten.

Bis zur definitiven Abschaffung der Zigarettenautomaten dürften in der Schweiz noch bis zu drei Jahre verstreichen.

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