Schweiz nach wie vor Steueroase
Der Steuerstandort Schweiz übt auf Unternehmen nach wie vor eine grosse Anziehungskraft aus. Dies geht aus einem internationalen Vergleich hervor.
In Europa liegt gar nur ein Land vor der Schweiz: Irland weist eine minim niedrigere steuerliche Belastung auf.
Im globalen Vergleich liegt die Schweiz bezüglich der Gesamthöhe der von Unternehmen zu tragenden Steuern in Prozenten des Geschäftsgewinns auf Platz 24 und damit im vorderen Viertel der 178 untersuchten Länder.
Dies geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Studie «Paying Taxes 2008 – The global picture» des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens PricewaterhouseCoopers und der Weltbank hervor.
Mit einer Gesamtsteuerbelastung – der so genannten «Total Tax Rate» – von 29,1% liegt die Schweiz nur 0,2% hinter dem europäischen Spitzenreiter Irland, der mit 28,9% Rang 23 belegt. Die Schweiz lässt auch sämtliche osteuropäischen und baltischen Staaten hinter sich.
Diese verfügten zwar über eine nominell tiefere Gewinnsteuerrate, fielen jedoch unter Berücksichtigung der Gesamtabgabenlast wie Kapitalsteuern, Sozialversicherungs-, Zoll-Transport- und Umweltabgaben zurück, schreiben die Autoren.
Exoten top
Am besten schneiden bei der Gesamtsteuerbelastung der südpazifische Inselstaat Vanuatu mit 8,4% und die Malediven mit 9,1% ab. Es folgen die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Saudi-Arabien mit 14,4 bis 14,5% . Die USA liegen mit 46,2% auf Rang 102.
Von den Nachbarländern der Schweiz erhalten Deutschland (50,8%) Rang 124, Österreich (54,6%) Rang 142, Frankreich (66,3%) Rang 157 und Italien (76,2%) Rang 168.
Machbar
Hinsichtlich der Einfachheit des Steuersystems rangiert die Schweiz im globalen Vergleich auf dem 15. Platz, innerhalb Europas auf Rang 4. Die weltweiten Top-fünf-Staaten der «Ease-of-paying-Taxes»-Rangliste sind die Malediven, gefolgt von Singapur, Hongkong, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman und Irland.
Am aufwendigsten ist das Steuern-Zahlen den Angaben zufolge für Unternehmen in Venezuela, in der Zentralafrikanischen Republik, in der Demokratischen Republik Kongo, in der Ukraine und in Weissrussland.
Gut schneidet die Schweiz auch beim Stundenaufwand für die Einhaltung der Steuervorschriften ab, auch wenn die Zahl der verschiedenen Steuern für Unternehmen in der Schweiz nicht besonders gering ist. Mit 63 Stunden pro Jahr liegt sie weltweit auf Rang 6 und im europäischen Vergleich hinter Luxemburg auf Rang 2.
Vor der Reform
Unternehmenssteuerreformen – in der Schweiz wird im Februar 2008 über die Unternehmenssteuerreform II abgestimmt – sind den Angaben zufolge für viele Länder ein Thema. Über die Hälfte der untersuchten Staaten hat ihr Steuersystem in den letzten Jahren modernisiert.
Die meisten Reformen fanden 2006 und 2007 in Osteuropa und Zentralasien statt. Trotzdem sind in diesen Region und in Afrika die Steuern immer noch am höchsten.
swissinfo und Agenturen
Im September 2005 beanstandet die EU-Kommission in einem Brief die Steuerpraktiken in den Kantonen Zug und Schwyz.
Die Vergünstigungen für Holdings verletzen laut Brüssel den Efta-Freihandelsvertrag von 1972.
Die Schweiz stellt sich auf den Standpunkt, dass die Erleichterungen nichts mit diesem Abkommen zu tun haben. Zudem liege die Steuerhoheit bei den Kantonen.
«Diskussionen ja, Verhandlungen nein», lautet die Haltung der Schweiz gegenüber der EU.
Das Schweizer Stimmvolk befindet am kommenden 24. Februar über eine neue Unternehmenssteuer-Reform. Sie soll Personen steuerlich entlasten, welche Kapitalbeteiligungen an Unternehmen halten.
Die Reform wird von der Linken als unsozial abgelehnt, weil nur 40’000 Reiche profitierten, dem Bund aber wichtige Einnahmen entgehen.
Die Patrons der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die 98% der Schweizer Betriebe ausmachen, stehen hinter der Vorlage.
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