Schweiz unterstützt Vietnams Martkwirtschaft
Vier Abkommen hat Wirtschaftsministerin Doris Leuthard in Hanoi unterzeichnet, um Vietnam für Schweizer Investoren attraktiver zu machen und besser in die Weltwirtschaft zu integrieren.
Die Schweiz will helfen, Vietnam auf dem Weg zu einer Marktwirtschaft voranzubringen. Zentral sind für die Schweiz ein Abkommen zum Schutz des Geistigen Eigentums und Reformen im Bankensektor.
Die Schweiz stellt für die vier Abkommens-Projekte insgesamt knapp 9 Mio. Franken bereit. Das wichtigste Abkommen betrifft jenes über den Schutz des Geistigen Eigentums, das Wirtschaftsministerin Doris Leuthard am Montag mit Vietnams Minister für Wissenschaft und Technologie, Hoang Van Phong, unterzeichnete.
Damit soll in Vietnam die Gesetzgebung besser durchgesetzt werden. Das Schweizerische Institut für Geistiges Eigentum assistiert dabei seinem vietnamesischen Pendant sowie den Behörden und der Wirtschaft.
Das Programm dauert drei Jahre, umfasst 1,2 Mio. Franken und fördert zum Beispiel die Ausbildung des Rechts des Geistigen Eigentums an vietnamesischen Universitäten.
Auch in Vietnam grassiert das Kopieren
Die Schweiz hatte Vietnam in einer ersten Phase bereits bei der Ausarbeitung einer mit der Welthandelsorganisation (WTO) kompatiblen Rechtssetzung unterstützt.
Ähnlich wie in China grassiert in Vietnam das Kopieren von Produkten, Maschinen oder technischen Anlagen. Darunter leiden vor allem die Schweizer Uhren- und Pharmaindustrie.
«Das Abkommen ist wichtig für die Pharmaindustrie, die hier eine gute Handelsbasis sieht», sagte Leuthard in Hanoi.
Offene Türen für die Schweiz
Die Schweiz hilft Vietnam im weiteren, seine Handelsinteressen in der Welthandels-Organisation WTO besser einzubringen und die WTO-Liberalisierungs-Verpflichtungen schneller umzusetzen.
Zudem stellt sie WTO-Expertisen zur Politikberatung und Ausbildung von Regierungsbeamten und Diplomaten bereit. Das Projekt-Budget beträgt 1 Mio. Franken.
«All diese Projekte helfen der Schweizer Wirtschaft, später offene Türen anzutreffen», sagte Leuthard. Sie seien ein Eingangstor für zunehmenden Handel und Investitionen.
Fernziel Freihandelsabkommen
Es gehe mit Ländern wie Vietnam darum, auf Wirtschafts- und Freihandelsabkommen hinzuarbeiten. Bis es soweit sei, brauche es jedoch noch seine Zeit.
Weitere 5,8 Mio. Franken fliessen in ein Projekt im Bankensektor. Dabei soll Vietnams Zentralbank modernisiert und das Bankenreform-Programm umgesetzt werden.
Verbessert wird auch die Ausbildung in Banking an Universitäten und von Direktoren von Staatsbanken.
Kommunismus und Wettbewerb
Schliesslich unterzeichnete Leuthard mit Handelsminister Truong Dinh Tuyen ein Abkommen zur Stärkung des Wettbewerbs. Mit 0,9 Mio. Franken sollen die Kompetenzen der vietnamesischen Wettbewerbsbehörden gestärkt und ein besseres Verständnis für die Vorteile der Konkurrenzwirtschaft geschaffen werden.
Das Projekt wird von der schweizerischen Wettbewerbskommission (WEKO) realisiert. «Wettbewerb in Vietnam ist ein noch schwieriges Feld», sagte Leuthard. Es gebe noch viele staatliche Betriebe. Wie und wann diese privatisiert würden, sei unklar.
Mitten im Übergang
Das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) unterstützt Vietnam im Rahmen der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit seit 1993 mit dem Ziel, den Transitionsprozess zu einer nachhaltigen Marktwirtschaft zu erleichtern.
Im Rahmen der Abkommen traf sich Bundesrätin Doris Leuthard mit Premierminister Nguyen Tan Dung zu einem Meinungsaustausch über die laufenden Reformen und die Wirtschafts-Zusammenarbeit beider Länder. Leuthard schliesst ihr offizielles
Programm in Vietnam am Mittwochabend ab.
swissinfo und Agenturen
Fläche 330’363 Quadratkilometer (entspricht 8x der Fläche der Schweiz).
Bevölkerung: 84 Millionen, zwei Drittel sind jünger als 30 Jahre.
Bruttoinland-Produkt pro Bewohner 2006: 723 US Dollar (869 Franken).
Wirtschaftswachstum 2006: 8,2 %.
60% der Vietnamesen arbeiten in der Landwirtschaft, die aber nur rund einen Fünftel des Bruttoinland-Produkts erwirtschaftet.
Den grössten Beitrag zum Wirtschaftswachstum leistet die verarbeitende Industrie, namentlich die exportorientierte Produktion von Kleidern und Schuhen.
Die Schweiz hat 2006 für 140 Mio. Franken nach Vietnam exportiert und von dort für 224 Mio. Franken importiert.
Bei schweizerischen Exporten handelt es sich vor allem um Maschinen, Pharma und chemische Produkte.
Bei den Importen aus Vietnam handelt es sich insbesondere um Agrarprodukte, Schuhe, Textilien und Lederwaren.
Unter den ausländischen Investoren in Vietnam belegt die Schweiz den 17. Platz.
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