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Schweizer Banken trotz US-Hypokrise zuversichtlich

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann räumt Fehler ein. Keystone

Die schweizerische Bankenwelt zeigt sich ob der Krise im amerikanischen Hypothekenmarkt wenig beunruhigt. Die Banken rechnen dieses Jahr mit Gewinnzunahmen wie im Rekordjahr 2006.

Der Schweizer Konzernchef der Deutschen Bank ist weniger optimistisch. Er rechnet mit einer Belastung der Erfolgsrechnung. Und Wirtschaftsministerin Leuthard redet den Bankiers ins Gewissen.

Über das ganze Jahr 2007 gesehen dürfte die Zunahme des Geschäftserfolges der Schweizer Banken im Bereich des Vorjahres liegen, sagte der Geschäftsleitungs-Vorsitzende der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), Urs Roth, am Donnerstag anlässlich des Bankiertages vor den Medien in Zürich.

Die durch die Krise am US-Hypothekarmarkt geprägten Unsicherheiten an den Finanzmärkten blieben jedoch bestehen, sagte Roth. Trete an den Börsen eine Beruhigung ein, läge auch eine Steigerung des Geschäfstertrages drin.

2006 mit Rekordwerten

2006 erreichte der Geschäftserfolg der Banken in der Schweiz mit 73 Mrd. Franken einen neuen Rekord. Das Wachstum gegenüber dem Vorjahr betrug 6,5%. Dies ist dem Bankenbarometer zu entnehmen, das von BAK Basel Economics erstellt wurde.

Die verwalteten Vermögen stiegen im vergangenen Jahr um 13,7% auf 5017 Mrd. Franken. Das günstige Umfeld hat bei den Banken zur grössten Beschäftigungszunahme seit dem Boomjahr 2000 geführt. Der Personalbestand stieg um 3,7% auf 104’000 Stellen. 2007 dürfte der Personalbestand um weitere 3% wachsen.

Fehler eingeräumt

Weniger optimistisch als die Bankiervereinigung beurteilt der Schweizer Konzernchef der grössten deutschen Bank, Josef Ackermann, die Kreditkrise. In einem Interview mit dem deutschen Fernsehen ZDF räumte er Fehler ein. «Auch die Deutsche Bank hat Fehler gemacht, auch in dieser Krise». Die Bankenkrise sei aber weitgehend überstanden.

Ackermann sagte, er rechne mit einer Belastung des Ergebnisses im dritten Quartal, weil grössere Kreditversprechen neu bewertet werden müssten. Er bezifferte das Volumen zur Finanzierung grosser Übernahmen auf 29 Mrd. Euro. Diese Kredite könnten nun nicht mehr platziert werden und müssten anders bewertet werden.

«Und das belastet unsere Erfolgsrechnung im dritten Quartal.» Eine Zahl zur erwarteten Belastung nannte Ackermann aber nicht. In der Euphorie sei die Deutsche Bank übertriebene Engagements eingegangen. «Da stehen wir dazu», sagte Ackermann.

Leuthard mahnt

Am Bankiertag in Bern mahnte Bundesrätin Doris Leuthard, die Akteure auf dem Finanzplatz Schweiz hätten auch bei Übernahmen von Traditionsfirmen durch ausländische Investoren die geltenden Gesetze getreu zu beachten. Das sei in letzter Zeit nicht immer der Fall gewesen, sagte die Wirtschaftsministerin in Anspielung auf die Sulzer-Affäre.

Sie erwarte von allen Akteuren, Financiers, Unternehmen und Banken, dass die Regeln getreu eingehalten werden, sagte Leuthard. Ansonsten dürfe man sich über dirigistische Initiativen nicht wundern.

swissinfo und Agenturen

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