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Schweizer Eisenbahnen im Schaufenster zur Welt

Ein neuer S-Bahn-Zug für die SBB steht zur Champagner-Taufe bereit. swissinfo.ch

Die Schweiz ist nach Deutschland der zweitgrösste Aussteller an der internationalen Verkehrstechnik-Messe InnoTrans 2010, die vom 21.-26. September in Berlin stattfindet. Schweizer Firmen bauen auf ihre langjährige Erfahrung und ihr Know how in der Bahnindustrie.

52 Schweizer Unternehmen stellen allein unter dem Dach des Fachverbands der Schweizer Bahnindustrie Swissrail Industry Association aus, insgesamt sind 139 Schweizer Firmen an der weltweit grössten Fachmesse für Verkehrstechnik beteiligt. Sie belegen eine Ausstellungsfläche von 2250 m² – 40 Prozent mehr als noch bei der InnoTrans 2008.

Das Eisenbahnland Schweiz ist damit in allen Ausstellungssegmenten der InnoTrans vertreten. Und dies nicht nur über große Firmen. Auch mittelständische Unternehmen präsentieren dem internationalen Fachpublikum ihre neuesten Produkte. Als besonders innovativ gelten zum Beispiel ein Spurwechseldrehgestell, das durchgehende Züge von der Normal- auf die Schmalspur erlaubt, oder ein System, das das Kurvenkreischen von Zügen minimiert.

Das Schaufenster zur Welt

Viele Unternehmen der Schweizer Bahnindustrie, große wie kleinere, sind seit Jahren im Export tätig. Die Teilnahme an der InnoTrans mit erwarteten 100’000 Besuchern ist für sie daher unabdingbar.

«Die Messe ist das Schaufenster zu Welt», sagt Lukas Zimmermann, Area Sales Manager bei der Schweizer Hasler Rail AG, die Geschwindigkeitsmesser für Lokomotiven herstellt. «Sie ist die Chance, sich der Welt zu präsentieren und Neuheiten vorzustellen.»

Neben der Präsentation von neuen Produkten, der Kundenakquise und Kontaktpflege geht es den Schweizer Firmen an der Messe durchaus auch darum zu zeigen, was sie aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrung im Schienenverkehr alles können.

«Als Bahnland spielt die Schweiz auf internationaler Ebene eine wichtige Rolle. Die Bahn ist ein gutes Fortbewegungsmittel – uns geht es auch darum, die Schweizer Qualität in diesem Bereich in alle Welt zu vermitteln», sagt Katrin Block, Marketing-Referentin bei der Stadler Rail Group.

Dem Flirt folgt ein Kiss

Ausstellungsschwerpunkt der InnoTrans – und vermutlich auch der Bereich, der viele Besucher am meisten interessiert – ist die Railway Technology, die Schienenverkehrstechnik. Höhepunkte waren hier dieses Jahr die Vorstellung der neuen Diesellokomotive «Vectron» der Siemens Schweiz AG sowie die Taufe eines Doppelstock-Zugs, den Stadler im Auftrag der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) gefertigt hat.

In Anwesenheit von Peter Spuhler, CEO von Stadler, und Andreas Meyer, CEO der SBB, wurde der neue Zug auf den Namen «Berlin» getauft. Zürich und Berlin seien durch eine erfolgreiche Bahnhofspartnerschaft verbunden, begründete Meyer die Namenswahl. Der Zug sei ein Symbol für den «swiss way», der auf Erfahrung und Know-how beruhe.

Der Doppelstock-Zug wird ab März 2011 auf dem Zürcher S-Bahn-Netz rollen. Im Hause Stadler wird er unter dem Namen «KISS» geführt – kurz für «komfortabler, innovativer spurstarker S-Bahn-Zug».

«Auf jeden Flirt folgt ein Kiss», erläutert Spuhler die Namenswahl. Dass es bereits Bestellungen des KISS aus Deutschland und Österreich gibt, wertete Spuhler als Erfolgszeichen für dessen internationalen Erfolg. Der KISS wird unter anderem im Stadler-Werk in Berlin-Pankow gefertigt, das wegen eines Groddauftrags aus Berlin-Brandenburg demnächst vergrößert werden soll.

Mehr Selbstbewusstsein für den «Swiss way»

Die grosse Schweizer Präsenz auf der InnoTrans beeindruckte auch den Schweizer Botschafter in Berlin, Tim Guldimann. «Ich verspüre Dankbarkeit gegenüber den Schweizer Ausstellern, die in diesem wichtigen High-Tech-Bereich so prominent vertreten sind», sagte er.

Vor Medienvertretern betonte der Botschafter die hohe Qualität der Schweizer Produkte sowie die kreative Umsetzung von Verkehrskonzepten in der Schweiz, die alle Verkehrsträger mit einbeziehen, und verwies gleichzeitig auf positive Effekte für Gesellschaft und Umwelt. «Die Schweiz holt Güter von der Strasse auf die Bahn. Auch der öffentliche Verkehr wird hier ganz anders gefördert als in Deutschland», sagte er.

Als Beispiel führte er die deutsche Pendlerpauschale als Förderung des privaten Verkehrs an. «In der Schweiz kann man die Kosten für den öffentlichen Verkehr absetzen», sagte er weiter. Projekte wie die NEAT würdigte er als Beitrag zum europäischen Schienennetz insgesamt.

Wie auch der Präsident der Swissrail, Daniel Steiner, forderte Botschafter Guldimann die Schweizer Unternehmer gleichzeitig auf, in Zukunft mehr Selbstbewusstsein zu zeigen und im Export mehr Unterstützung seitens der Diplomatie einzufordern.

So wenig selbstbewusst klangen die Worte Steiners indes gar nicht. «Weltweit fährt kaum ein Zug, in dem nicht ein Schweizer Produkt steckt», sagte er in seiner Präsentation an der Medienkonferenz.

Die InnoTrans ist eine internationale Fachmesse für Verkehrstechnik. Seit 1996 findet sie alle zwei Jahre in Berlin statt. In den letzten Jahren ist die Messe kontinuierlich gewachsen und gilt in Fachkreisen inzwischen als die wichtigste Plattform für Anbieter und Kunden im Bereich des Personen- und Güterverkehrs.

Ausstellungsbereiche sind Railway Technology, Infrastructure, Interiors, Public Transport und Tunnel, der Schwerpunkt liegt auf dem Schienenverkehr.

Auf der InnoTrans 2010 präsentieren sich mehr als 2200 Aussteller aus 45 Ländern, rund 100’000 Fachbesucher aus aller Welt werden erwartet. Als besonders gilt die externe Gleisanlage mit rund 3500 m Gleis.

Die InnoTrans richtet sich an ein internationales Fachpublikum: öffentliche und private Verkehrsunternehmer, Hersteller und Lieferanten, Verwaltungen und Behörden, aber auch Vertreter aus Wissenschaft, Forschung und Entwicklung und den Medien.

Im Anschluss an die Fachmesse ist die Gleisanlage zwei Tage lang auch für die allgemeine Öffentlichkeit geöffnet (25. und 26.9.2010).

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