Schweizer Entwicklungshilfe rückläufig
Die Schweiz hat im letzten Jahr knapp über 2 Mrd. Franken für Entwicklungshilfe ausgegeben. Das sind 7% weniger als im Jahr zuvor, wie aus dem jüngsten OECD-Bericht hervorgeht.
Grund für den Rückgang sind die geringeren Entschuldungsaufwendungen. Nichtregierungsorganisationen kritisieren die Berechnungsmethoden der neuen Zahlen.
Die Schweiz hatte 2006 für 123 Mio. Franken Entschuldungshilfe geleistet, 2005 waren es 279 Millionen. Ohne Berücksichtigung des Schuldenerlasses wären die Schweizer Entwicklungshilfeleistungen stabil geblieben, schreibt die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).
Der Anteil der Schweizer Entwicklungshilfe am Bruttoinlandeinkommen BNE, also der Wirtschaftsleistung, sank von 0,44 (2005) auf 0,39% (2006).
Schweiz im Mittelfeld
Im Vergleich mit den 22 OECD-Geberländern lag die Schweiz hinsichtlich BNE-Anteil auf Platz 11 – gleichauf mit Finnland, hinter Frankreich und vor Deutschland. Sie lag unter dem Schnitt der OECD-Geberländer von 0,46% des BNE.
Dieser Schnitt liegt aber immer noch weit unter dem UNO-Ziel von 0,7% des BNE. Nur Schweden (mit 1,03%) sowie Luxemburg, Norwegen, die Niederlande und Dänemark (mit 0,80 bis 0,89%) lagen darüber.
In absoluten Zahlen lag die Schweiz mit ihrer Entwicklungshilfe von umgerechnet 1,65 Mrd. Dollar 2006 auf Platz 15 der OECD-Geberländer – hinter Belgien und vor Österreich. Am meisten Entwicklungshilfe leisteten die USA mit 22,74 Mrd. Dollar.
Unzufriedene Nichtregierungsorganisationen (NGO)
«Die Schweiz bläst den Betrag der öffentlichen Entwicklungshilfe auf», sagte Peter Niggli, Direktor der NGO-Gemeinschaft Alliance Sud, nach der Veröffentlichung der offiziellen Zahlen der OECD für 2006. Dies sei auch nach der Änderung der Berechnungsmethode der Fall.
Europäische NGO haben dieselben Vorwürfe gegen die 27 Mitgliedstaaten der EU formuliert.
OECD-Entwicklungshilfe rückläufig
Alle 22 OECD-Länder, die dem DAC-Entwicklungsausschuss angehören, leisteten 2006 zusammen 103,94 Mrd. Dollar Hilfe. Das ist ein Rückgang um real 5,1% gegenüber 2005. Damit waren die Entwicklungshilfezahlen der OECD letztes Jahr erstmals seit 1997 wieder rückläufig.
Die Schweiz hat die Berechnungsmethode für ihre Entwicklungshilfe in den letzten Jahren jener der meisten anderen OECD-Länder angepasst. Neu werden auch gewisse Asylkosten, Aktivitäten im Bereich Frieden und Sicherheit sowie Spenden von Militärmaterial für humanitäre Aktionen in verschiedenen Entwicklungsländern eingerechnet.
swissinfo und Agenturen
Die öffentliche Entwicklungshilfe (APD) für alle Mitglieder des Ausschusses für Entwicklungshilfe (DAC) wird gestützt auf die Richtlinien des DAC berechnet.
Die Schweizer APD umfasst im Wesentlichen die Ausgaben der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und des Staatsekretariats für Wirtschaft (Seco) im Bereich der internationalen Zusammenarbeit sowie die Aufwendungen anderer Bundesämter, Kantone und Gemeinden, die auch in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind.
Die Schweiz hat die Berechnungsmethode für ihre APD in den letzten Jahren geändert und die Praxis der Mehrheit der Geberländer übernommen.
Neu werden auch die Aufnahmekosten für Asylsuchende aus Entwicklungsländern im ersten Jahr ihres Aufenthalts in der Schweiz berücksichtigt sowie Aktivitäten im Bereich der Förderung von Frieden und Sicherheit sowie die Spenden von Militärmaterial für humanitäre Aktionen in verschiedenen Entwicklungsländern.
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