Schweizer fahren mehr Bahn
Wer in der Schweiz wohnt, ist im Schnitt täglich 88 Minuten unterwegs und legt dabei 37 Kilometer zurück. Dies geht aus der neusten Verkehrserhebung hervor.
Während der Anteil der Bahnkilometer zunahm, blieben die mit dem Auto zurückgelegten Distanzen seit 2000 stabil.
Der Freizeitverkehr und nicht der Pendlerverkehr dominiert die Mobilität. Dies bringt die Mikrokonzensus-Erhebung zum Schweizer Verkehrsverhalten von 2005 an den Tag. 33’000 Personen wurden dabei eingehend befragt.
Die Ergebnisse wurden von der Direktorin des Bundesamts für Statistik (BFS) Adelheid Bürgi-Schmelz und dem Direktor des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) Pierre-Alain Rumley am Dienstag in Bern präsentiert.
Die Verkehrsstatistik sei eine zentrale Grundlage für die Verkehrs- und Raumplanung, die Umwelt-, Energie- und Agglomerationspolitik, sagte Bürgi-Schmelz.
Der Mikrozensus zeige die Herausforderungen für eine nachhaltige Raumplanung, sagte Rumley. Rentnerinnen und Rentner würden mobiler, der Freizeit- und Einkaufsverkehr müsse nachhaltig gestaltet, die Agglomerationspolitik umgesetzt werden. Die Resultate der Befragung würden in das geplante «Raumkonzept Schweiz» einfliessen.
Mehr Bahnfahrten
Das Statistikprogramm des Bundes sieht seit 1974 alle fünf Jahre Erhebungen zum Verkehrsverhalten vor. Der neueste Mikrozensus zeigt, dass die Distanzen, die insgesamt und mit dem Auto zurückgelegt werden, zwischen 2000 und 2005 erstmals konstant geblieben sind. Hingegen nahmen die Bahndistanzen um 19% zu.
Erstmals wurden Tagesausflüge und Reisen mit Übernachtungen detailliert erhoben. Daraus ergibt sich eine Jahresmobilität von 19’000 Kilometern pro Person im In- und Ausland. Davon entfallen 24% auf Reisen mit Übernachtungen, 6% auf Tagesreisen und 18% auf Flugreisen.
Die täglichen Distanzen sind zwar seit 1984 stark gewachsen, aber im Vergleich zur letzten Erhebung unverändert geblieben. Während der öffentliche Verkehr und dabei in erster Linie die Bahn um 16% zugelegt hat, stagnierten die Autodistanzen. Der Strassenverkehr nahm dennoch zu.
Längere Wegzeiten
Grund dafür sind das Bevölkerungswachstum und die schlechtere Belegung der Fahrzeuge. Im Schnitt sitzen nur 1,6 Personen in einem Auto.
Zwei Drittel der Distanzen werden im Auto zurückgelegt. Die Freizeit beansprucht die Hälfte der Wegzeit. 23% entfallen auf die Arbeit und Ausbildung, 13% auf den Einkauf.
Die Wegzeiten haben in den letzten 20 Jahren immer zugenommen. Die Durchschnittsperson ist jetzt 88 Minuten (ohne Wartezeit) unterwegs. Die Zunahme um 5% gegenüber 2000 ist geringer als vorher, aber immer noch markant.
Die These, dass die Bevölkerung stets gleich viel Zeit im Verkehr verbringe, ist damit widerlegt.
Vier Fünftel mit Auto
81% aller Haushalte haben ein Auto. Vor 20 Jahren waren es nur 69% gewesen. 31% haben sogar mehrere Autos. 1984 waren es bloss 17%. Grossen Einfluss auf die Mobilität haben das Alter, das Geschlecht, die Erwerbstätigkeit und das Einkommen.
Jugendliche und Personen im Rentenalter legen verglichen mit der mittleren Altersgruppe weniger als halb so lange Distanzen zurück. Männer bewältigen ein Drittel (13 Kilometer) längere Distanzen als Frauen. Erwerbstätige sind doppelt so viel unterwegs wie nicht Erwerbstätige. In der Stadt liegt die Tagesdistanz bei 33, auf dem Land bei 42 Kilometern.
swissinfo und Agenturen
Rund die Hälfte aller Inland-Etappen werden auf dem Velo oder zu Fuss zurückgelegt. Diese Etappen sind aber meist sehr kurz, so dass distanzmässig der Langsamverkehr nur einen Anteil von 8% erreicht.
Der motorisierte Individualverkehr wird für 69% aller Distanzen und 41% der Unterwegszeit (ohne Wartezeit) eingesetzt. Zwar wird das Auto oft für lange Distanzen benutzt, aber umgekehrt sind auch rund 30% der Autofahrten kürzer als 3 km.
Die Deutschschweizer Bevölkerung fährt im Durchschnitt weiter, ist entsprechend länger unterwegs und nutzt dabei Velo und öffentlichen Verkehr mehr als die Bewohner der französisch- und italienischsprachigen Schweiz.
In Zürich hat beispielsweise jede und jeder Dritte ein Halbtax-Abo, in Genf nur jeder und jede Achte.
Die hohe Motorisierung geht einher mit einer geringen Auslastung der Fahrzeuge.
Durchschnittlich sind pro Auto 1,57 Personen unterwegs. Auf Arbeitswegen sitzt bei mehr als 90% der Autofahrten nur eine Person im Auto, dadurch ergibt sich ein Besetzungsgrad von 1,1.
Auch auf Freizeitfahrten ist das Auto in über der Hälfte der Fälle mit nur einer Person besetzt. Der Besetzungsgrad hat im Laufe der Zeit abgenommen.
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