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Schweizer Firmen, ausländische Kapitäne

Inga Kristine Beale: Eine Britin führt den Rückversicherer Converium. (Bild: Converium) Converium

Fast die Hälfte aller Manager der grösseren Schweizer Unternehmen sind Ausländer. Damit weist die Schweiz europaweit das internationalste Management auf.

Der Grund: Viele wichtige Firmen in der Schweiz befinden sich in ausländischem Besitz, so die Autoren einer Studie.

Wissenschafter der Universität Freiburg haben die Teppichetagen der 100 führenden börsenkotierten Firmen unter die Lupe genommen, die im weiter gefassten Swiss Performance Index (SPI) zusammengefasst sind. Von den über 700 Managern haben 41% einen ausländischen Pass, so das am Mittwoch präsentierte Ergebnis.

Bei den Kapitalriesen, die zum enger gefassten und wichtigeren Swiss Market Index (SMI) zählen, waren es sogar die Hälfte. Dieser Anteil ist laut der Studie gesamteuropäisch unübertroffen, auch im Vergleich mit «kleineren» Ländern des Kontinents. In Schweden oder Dänemark etwa stammen lediglich zehn Prozent der Topkader aus dem Ausland.

Die Autoren erklären das Phänomen teilweise mit der Wichtigkeit von ausländisch kontrollierten Firmen in der Schweiz. Diese würden meist Manager aus dem jeweiligen Mutterland beschäftigen. Besonders viele Deutsche sind darunter, aber auch Manager aus Nordamerika sind stark vertreten.

Undurchlässige Sprachregionen

Interessant: Die Deutschen finden sich fast ausschliesslich in der Deutschschweiz. Die Manager aus der Schweiz entsprechen weitestgehend der Verteilung der Sprachen, wie die Studie weiter ergab.

Deutschschweizer Manager sind entsprechend der Sprachgruppe am stärksten vertreten. Zudem kleben die Manager an ihrem Sprachraum. Vor allem Deutschsprachige wagen sich kaum in die Romandie oder ins Tessin.

Die Universität kommt zum Schluss: International ist der Arbeitsmarkt für Kader in der Schweiz zwar durchlässig, die nationalen Sprachgrenzen halten aber relativ dicht.

Von der Pike auf

Bei Laufbahn und Ausbildung unterscheiden sich Schweizer Manager von ihren ausländischen Kollegen. Während etwa in Deutschland die Hälfte aller Chefs einen Doktortitel trägt, ist es in der Schweiz ein Viertel.

Der typische Schweizer Manager dient von der Pike auf und startet die Karriere etwa als Bankangestellter, Buchhalter, Versicherungsagent oder KV-Angestellter. Dann arbeitet er sich Stufe um Stufe hoch, wie die Studie weiter zeigt. Überhaupt gilt in der Schweiz für die Manager das Prinzip «Aufsteiger».

Die «Chief Executive Officers» – Ausländer oder Schweizer – begannen ihren Aufstieg in einer anderen Firma, verdienten sich aber durchschnittlich zehn Jahre die Sporen im Unternehmen ab, bevor sie dessen Führung übernahmen.

Beharrer und Netzwerker

Beruflich sind die Manager recht immobil: Nur 16,7% von ihnen wechselten mehr als dreimal die Firma. Und die meisten davon sind Ausländer.

Recht gut spielen Seilschaften aus Studientagen, zeigt die Studie weiter. Besonders stark vertreten sind in den Teppichetagen Abgänger der ETH Zürich (25%) und der Hochschule St. Gallen (21%).

swissinfo und Agenturen

In mittleren, an der Börse kotierten Unternehmen stammen über 40% der Manager aus dem Ausland.
Bei den Blue Chips, den kapitalstärksten Firmen, sind es gar die Hälfte.
Der Grund: In der Schweiz befinden sich viele wichtige Firmen in ausländischem Besitz, schreiben Wissenschafter der Universität Freiburg in einer Studie.
Weiteres Ergebnis: Schweizer Manager überspringen selten die Grenzen der Sprachregion, aus der sie stammen.

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