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Schweizer Gesundheitskosten: weltweit Spitze

Die Spitzenmedizin hilft mit, dass die Gesundheitskosten immer weiter ansteigen. Keystone

Die Schweiz hat 2002 für ihr Gesundheitswesen 48 Milliarden Franken bezahlt - das sind 4 Prozent mehr als im Vorjahr.

Das Schweizer Gesundheitssystem gehört damit weiterhin zu den teuersten der Welt. Nur die USA geben noch mehr aus.

Die Kostenspirale im Gesundheitswesen dreht sich weiter: Bereits werden über 11% des Bruttoinlandprodukts für Gesundheitskosten ausgegeben.

Bemerkenswert ist, dass der Finanzierungsanteil des Staates zwischen 1960 und 2000 markant abgenommen hat. Die privaten Haushalte hingegen müssen direkt oder indirekt via steigende Prämien immer mehr an die Gesundheitskosten beitragen.

Gemäss dem Bundesamt für Statistik (BfS), das am Freitag die Zahlen für 2002 vorgelegt hat, trugen erneut alle Akteure zum Kostenanstieg bei: Patienten, Äerzte, Spitäler, Apotheken, Krankenversicherer und Gesundheitsbehörden.

Konkret nennt das BfS die wachsende Spezialisierung und Technisierung, die zunehmende Anzahl privat praktizierender Ärzte sowie den Absatz neuer und kostspieliger Medikamente als Gründe für die Teuerung.

Spitäler und Heime kosten am meisten

Am stärksten war die Kostenzunahme bei der stationären Behandlung (Spitäler, Heime, Institutionen für Behinderte). Ihr Anteil an den Gesamtkosten erreichte 2002 einen Höchststand von 48,1%.

Leicht zurück gingen hingegen die Kosten bei den ambulanten Behandlungen im Spital und bei den Heimen. Ihr Anteil an den Gesamtkosten ist seit 2000 leicht rückläufig und lag 2002 bei 29,4%. Grund ist hier die Verringerung der ärztlichen Leistungen.

Leicht rückläufig war der Anteil der Medikamente an den Gesundheitskosten (12,3%). Dasselbe gilt für die Prävention (2,3%) und für die Verwaltungsausgaben der Kassen, die seit 1998 konstant sinken und heute bei 4,8% liegen.

Rigoros Spitäler schliessen?

François de Wolff, Spitalexperte an der Universität Lausanne, sagte gegenüber swissinfo, dass die Zahl der Spitäler in der Schweiz von derzeit 260 auf lediglich noch 40 Gesundheitszentren gesenkt werden sollte.

Das töne zwar nach einem harten Einschnitt, in Tat und Wahrheit würden aber 40 Gesundheitszentren mit zwischen 300 und 600 Betten völlig ausreichen, um die Schweizer Bevölkerung zu versorgen. Damit würde viel Geld gespart, sagt de Wolff.

«75% aller Spitäler haben weniger als 135 Betten. Und man weiss, dass kleinere Spitäler höhere Kosten verursachen als grosse mit über 150 Betten. Dazu kommt, das belegt meine Studie, dass bei 30 bis 40 grossen Spitälern, über das Land verteilt, alle Bewohner des Landes in weniger als einer Stunde im Spital sind.»

Die Haushalte zahlen den Löwenanteil

Der Grossteil der steigenden Kosten, nämlich 31,5%, wurde 2002 direkt von den privaten Haushalten bezahlt: Ihr Finanzierungsanteil umfasste die von den Sozialversicherungen nicht übernommenen Leistungen sowie die Kostenbeteiligung bei der Krankenversicherung (Franchise und Selbstbehalt).

Der Anteil des Staates lag bei 17,9%. Der Finanzierungsanteil der Krankenkassen im Bereich der obligatorischen Grundversicherung (KVG) belief sich seinerseits auf 32,3% der Gesamtkosten. Die übrigen 18,3% entfielen auf andere Sozialversicherungen und auf Privatversicherer.

Schweiz weltweit auf Platz zwei

Im Vergleich mit anderen Ländern liegt die Schweiz punkto Gesundheitsausgaben auf Platz zwei hinter den USA. Messen lässt sich dies am prozentualen Anteil der Gesundheitskosten am gesamten Bruttoinlandprodukt. In der Schweiz hat dieser Anteil weiter zugenommen und liegt jetzt bei 11,2%.

Gemäss den Statistiken der OECD für 2001 weisen die USA mit 13,9% den grössten Anteil auf. An zweiter Stelle liegt die Schweiz, gefolgt von Deutschland mit 10,7%. Die weiteren Plätze in der Rangliste besetzen Kanada (9,7%) und Frankreich (9,7%). Am unteren Ende der Rangliste finden sich die Türkei (4,8%) und die Slowakei (5,7%).

Dass auch Länder mit hohem materiellen Wohlstand wie etwa einige angelsächsische und skandinavische Länder tiefe Gesundheitskosten ausweisen, sei möglicherweise mit unvollständigen Daten zu erklären, so das Bundesamt für Statistik.

Es sei anzunehmen, dass etwa in Irland mit 6,5%, Grossbritannien mit 7,6% oder Finnland mit 7,0% «die Kosten der Leistungserbringer im Privatsektor nicht oder nur unvollständig erfasst werden». Zudem sei es denkbar, dass die Ausgaben für die Langzeitpflege teilweise nicht Gesundheitskosten erschienen, sondern als Sozialausgaben verbucht würden.

Bundesrat plant Reformen

Um die steigenden Kosten in den Griff zu bekommen, hat Bundesrat Pascal Couchepin vor wenigen Tagen neue Reformvorschläge präsentiert. Zum einen soll der Vertragszwang zwischen Krankenkassen und Ärzten aufgehoben werden. Damit erhofft man sich in Bern eine Kostenreduktion bei den ärztlichen Leistungen.

Zudem soll der Selbstbehalt für Patienten von bisher 10% auf 20% erhöht werden – dies bis zu einem Maximalbetrag von 700 Franken. Patientenorganisationen und die Ärztegesellschaft haben bereits ihren Widerstand gegen solche Massnahmen angekündigt.

swissinfo und Agenturen

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