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Schweizer halten ihre Bank für die Beste

Ein Kunde betritt die Bank Leu in Zürich. Keystone

Schweizer sind im allgemeinen mit ihrer Hauptbank zufrieden. Sie wird als zuverlässig, vertrauenswürdig und fachkundig erachtet.

Laut der jüngsten Umfrage der Bankiervereinigung gibt es jedoch einige Widersprüche in der öffentlichen Einstellung gegenüber dem Bankensektor.

So sagen zum Beispiel 79% der Befragten, dass sie eine “positive” oder “sehr positive” Meinung des Finanzinstituts haben, mit dem sie das Gros ihrer Bankgeschäfte abwickeln. Doch nur 53% der Befragten haben ein ähnlich gutes Bild, wenn es um den Schweizer Bankensektor als ganzes geht.

James Nason, Sprecher der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBV), sagt gegenüber swissinfo: “Solche scheinbaren Widersprüche erscheinen regelmässig in dieser Art von Befragungen, nicht nur wenn es um den Bankensektor in der Schweiz geht.”

Bankwahl ähnlich wie Arztwahl

Seine Bank suche man sich aufgrund sehr persönlicher Kriterien aus, so Nason, ähnlich wie seinen Arzt. Die Beziehung des Kunden zu seiner Hauptbank sei sehr viel individueller und handfester als sein Bezug zum Bankensektor im allgemeinen.

“Ausserdem bemühen sich Schweizer Banken um einen persönlichen Service. Sie sind sich genau bewusst, dass ein unzufriedener Kunde nur über die Strasse zu gehen braucht, um seine Konten zur Konkurrenz zu transferieren”, sagt Nason.

Solidarisch ja, aber mit wessen Geld?

Ein weiterer Widerspruch ergibt sich bei der Frage, ob die Banken Unternehmen in Not helfen sollen. 76% der Befragten sind der Ansicht, die Banken sollten die Klein- und Mittelbetriebe in Finanznöten unterstützen. Andererseits sollen die Banken laut 86% der Befragten ihre Risiken limitieren, wenn es um das Verwalten der anvertrauten Kundengelder geht.

Immerhin 47% der Befragten finden, die Banken sollten sogar Grossunternehmen unterstützen, wenn diese in Schlagseite geraten. Ein Bankanalyst verweist auf ein ähnliches Paradox, als es darum ging, die nationale Luftfahrtsgesellschaft Swissair vor dem Kollaps zu bewahren.

Eine Mehrheit befand damals, die Banken sollten der Swissair die Kreditlimite verlängern – bis die Banken darauf hinwiesen, dass sie dies zwangsläufig nur mit Kundengeldern machen können.

Ähnliche Resultate wie in den Vorjahren

Die Umfrage 2005 ergab ähnliche Resultate wie in den Vorjahren. Doch bei der Einschätzung des Bankensektors als “bedeutenden Arbeitgeber” ging die Zustimmung von 80% im Vorjahr auf 76% zurück.

Ein steigender Anteil der Befragten unterstützt auch das Prinzip des Bankgeheimnisses. 74% sagen, die Banken sollen weiter fahren, sich jeglichem Druck auf die Diskretion der Bank-Kunden-Beziehung zu widersetzen.

91% sprechen sich deutlich dafür aus, dass finanzielle Daten der Bankkunden gegenüber Dritten geschützt werden müssen.

swissinfo, Chris Lewis
(Übertragung aus dem Englischen von Alexander Künzle)

79% der Befragten haben eine sehr positive Einschätzung vom Finanzinstitut, mit dem sie die meisten Geschäfte abwickeln.

Lediglich 53% haben eine positive Einschätzung vom Bankensektor allgemein.

82% sind der Ansicht, dass die Schweizer Banken im Ausland einen guten Ruf geniessen.

Die Umfrage 2005 umfasst 1017 Schweizer Bürgerinnen und Bürger.
Sie wird seit mehreren Jahren vom Institut MIS Trend durchgeführt.
Befragt wird das Verhältnis der Schweizer Bürger zur Bankenbranche und die allgemeine Bedeutung der Banken für die Schweizer Wirtschaft.
Der Fragebogen 2005 wurde gegenüber früher kaum verändert. Das garantiert eine kontinuierliche Vergleichbarkeit der Resultate und erlaubt die Identifikation von Trends.

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