Schweizer Industrie will in Algerien investieren
Wirtschaftsminister Joseph Deiss hat in Algerien Schweizer Firmen den Weg geebnet. Sie sollen an der Modernisierung der algerischen Bahnen teilhaben.
Das Land will in den kommenden Jahren 66 Mrd. Franken in seine Infrastruktur investieren, ein grosser Teil davon in die Bahn.
In Algerien verbessert sich das Klima für die Wirtschaft. Das macht das Land auch für Schweizer Unternehmen zunehmend interessant. Es will in den nächsten Jahren rund 66 Mrd. Franken in die Modernisierung seiner Infrastruktur und Wirtschaft investieren.
Die Schweiz könne beispielsweise ihre Erfahrung beim Eisenbahnverkehr beitragen, betonte Deiss auf seiner Visite. Zusammen mit dem Transportminister Mohamed Maghlaoui eröffnete er die von der Dachorganisation der Schweizerischen Eisenbahn-Industrie (Swissrail) organisierte Tagung Algerien-Schweiz.
Eine Gelegenheit für den Chef der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), Benedikt Weibel, und andere Vertreter der Schweizer Bahnbranche die Deiss nach Algerien begleiteten, Kontakte zu knüpfen.
Ein Land im Aufbruch
Algerien befinde sich im Übergang aus einer durch Unsicherheit und Terrorismus geprägten Zeit, sagte Deiss zum Abschluss seiner Reise nach Algier am Sonntag.
Deiss ist der erste und bislang einzige Bundesrat, der Algerien einen offiziellen Besuch abgestattet hat: Erstmals besuchte er Algerien nach der Machtübernahme des algerischen Staatsoberhauptes Abdelaziz Bouteflika im Jahre 1999, ein zweites Mal im Jahr 2001.
Ein besseres Klima
Deiss hat somit die Veränderungen in Algerien beobachten können, die sich seit jener Zeit ergeben haben, als noch Schweizer Zollbeamte die Schweizer Botschaft in Algerien sichern mussten.
Er bewertet das Klima heute als deutlich besser. Er stellt auch eine Versbesserung der Haltung von Wirtschaftskreisen gegenüber dem auflebenden Algerien fest.
Allerdings ist Algerien noch immer im Bann lokaler Gewalt, die jeden Monat Dutzenden Menschen das Leben kostet. Daneben kämpft Algerien mit widrigen Umständen für die Justiz sowie mit Korruption.
«Wenn es der Wirtschaft schlecht geht, ist auch die Sicherheit gefährdet», sagte Deiss. Er plädierte für Fortschritte bei der Verbesserung des Justizapparates und im Kampf gegen Korruption.
Ein erwünschtes Abkommen
Deiss bestätigte denn auch gegenüber dem algerischen Handelsminister El Hachemi Djaâboub die Wichtigkeit eines Abkommens mit der Europäischen Freihandelszone (EFTA). El Hachemi Djaâboub wiederum zeigte sich für Verhandlungen bereit.
Die EFTA will ein Freihandelsabkommen 2006 abschliessen. Mitglieder der EFTA sind neben der Schweiz Liechtenstein, Island und Norwegen.
Auf bilateralem Weg haben die Schweiz und Algerien bereits zwei Verträge ausgehandelt, um die wirtschaftlichen Beziehungen zu kräftigen.
Ein Abkommen zum Schutz von Investitionen befindet sich bereits seit vergangenem August in Kraft. Ein zweites Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerungen muss noch unterschrieben werden.
Ein Land mit Potenzial
Algerien im Umbruch habe ein Potenzial, das man nutzen solle, sagte Deiss. Die Exporte nach Algerien sind im Jahr 2004 gegenüber dem Vorjahr um 37% auf 190 Mio. Franken angewachsen. Die Importe legten um 31% auf 168 Mio. Franken zu. Diese noch bescheidenen Volumen könnten sich erhöhen, sagte Deiss.
Algerien aber muss seinen Weg von der staatlichen zur privaten Wirtschaft weiterführen. Das ist eine der Aufgaben von Volkswirtschaftsminister Abdelahamid Temmar. Rund 1300 Firmen in Algerien sind weiterhin im Besitz des Staates. Doch die notwendigen Reformen seien eingeleitet, sagte Tammar.
swissinfo und Agenturen
2004 exportierte die Schweiz Güter im Wert von knapp 190 Mio. Fr. nach Algerien, 37% mehr als im Vorjahr.
Dabei handelte es sich vor allem um Maschinen, Chemie- und Pharma-Produkte.
Algerien ist einer der wichtigsten Rohöllieferanten der Schweiz
Wegen hoher Erdölpreise stieg das Total der Importe aus Algerien im letzten Jahr um 31% auf 168 Mio. Fr.
Neben Rohöl importiert die Schweiz auch algerisches Erdgas und Erdöl-Produkte.
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