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Schweizer Industriemotor stottert

Die Schuh- und Lederindustrie ist eine der wenigen Branchen, die gegenüber dem Vorjahres-Quartal zulegte. Keystone

Ernüchterung: Die Industrie-Produktion ist im ersten Quartal 2005 erstmals seit zwei Jahren wieder geschrumpft.

Der Rückgang fällt gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal mit 0,3% zwar minim aus, die Auftragseingänge dagegen sanken um satte 1,5%.

Die Abnahme der Produktion fiel mit minus 0,3% aber gering aus, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) in Neuenburg mitteilt. Die neu auch saisonbereinigt ausgewiesenen Produktionszahlen zeigten im Vergleich zum Vorjahresquartal eine Veränderung von minus 0,4%.

Am meisten vom Rückgang innert Jahresfrist betroffen waren die Branchen «Gewinnung von Steinen und Erden», der Fahrzeugbau, Mineralölverarbeitung, nukleare Brennstoffe, der Bereich Gummi- und Kunststoffwaren sowie die Metallbranche.

Die höchsten Zunahmen erzielten die Lederwaren- und Schuhindustrie, die chemische Industrie und der Bereich Herstellung sonstiger nicht-metallischer Produkte.

Kleinere Produktion, aber mehr Umsatz

Der Umsatz der Industrie stieg um 0,6%. Mit dem Baugewerbe betrug die Steigerung noch 0,2%. Vor allem die Gebrauchsgüter leisteten einen Beitrag zum Ergebnis.

Am positivsten entwickelte sich der Umsatz dank erhöhten Preisen bei den Wirtschaftszweigen Kokerei, Mineralölverarbeitung, nukleare Brennstoffe und dem sonstigen verarbeitenden Gewerbe.

Zunahmen wurden aber auch bei der Lederwaren- und Schuhindustrie, der Herstellung nichtmetallischer Produkte, sowie bei der Herstellung von elektronischen Geräten und der Feinmechanik und Optik registriert.

Am geringsten fielen die Zahlen beim Fahrzeugbau, bei der «Gewinnung von Steinen und Erden» sowie beim Papier-, Karton-, Verlags- und Druckgewerbe aus.

Uneintheitliches Bild bei Aufträgen

Die selben Bereiche sowie die Maschinen- und die Bekleidungsindustrie meldeten auch sinkende Auftragseingänge. Insgesamt sanken die Aufträge der Schweizer Industrie im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,5%.

Unter Einbezug des Baugewerbes fiel der Rückgang mit minus 0,6% etwas geringer aus. Damit wurde der seit dem dritten Quartal 2003 anhaltende Anstieg gebrochen. Sehr hohe Bestell-Eingänge meldete hingegen die Lederwaren- und Schuhindustrie.

Ein leichter Ausbau ist laut BFS bei den Auftrags-Beständen auszumachen. Die Arbeitsreserven erhöhten sich um 1,3% und um 2,6% unter Einbezug des Baugewerbes.

Ökonomen ernüchtert

Ökonomen erklärten, der Dämpfer in der Industrie sei angesichts der bereits bekannten Stagnation des Bruttoinlandprodukts (BIP) im Berichtsquartal erwartet worden. Das Ausmass sei jedoch ernüchternd. Immerhin gebe es Anzeichen einer Stabilisierung, sagte Thorsten Hock, Ökonom der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Martin Neff von der Bank Credit Suisse erklärte, die rückläufigen Aufträge in der Industrie liessen zweifeln, ob die erwartete deutliche Konjunkturbelebung in der zweiten Jahreshälfte wirklich eintrete.

Die grosse Frage sei, ob es bereits im laufenden oder spätestens im dritten Quartal wieder mehr Aufträge gebe, damit zum Jahresende auch der Umsatz wachse. Möglicherweise werde die Talsohle etwas länger dauern als angenommen.

Die Credit Suisse hat ihre BIP-Prognose für das laufende Jahr am 10. Juni von 1,6 auf 1,3% zurückgenommen. Die ZKB geht von 1,4% Wachstum für die Schweizer Wirtschaft aus.

swissinfo und Agenturen

Die Schweizer Industrie-Produktion sank im 1. Quartal 2005 um 0,3%.

Die Auftragseingänge brachen gar um 1,5% ein.

Bei den Umsätzen gab es dagegen ein Plus von 0,6%.

2004 wuchs die Industrie-Produktion gegenüber dem Vorjahr um 4,3%.

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