Schweizer Medtech drängt in Emirate
Die Schweiz ist Ende Januar mit 27 Unternehmen an der Arab Health 2009 in Dubai vertreten, der grössten Medizinalmesse im arabischen Raum. Die Emirate sind für die Schweiz besonders interessant, weil dort ein komplett neuer Gesundheitsmarkt entsteht.
Das Interesse ist gross. Mehr als die doppelte Fläche als im Vorjahr ist für den «Swiss Pavilion» geplant, den gemeinsamen Auftritt der Schweizer Firmen an der Messe. Zehn zusätzliche Unternehmen stellen sich dieses Jahr vor.
Bereits zum achten Mal wird der «Swiss Pavilion» von der Schweizer Wirtschaftspromotions-Agentur Osec organisiert.
Letztes Jahr schon dabei war Bettina Trümpy, Projektleiterin Messen bei der Osec. «Die Erfahrungen mit dem Swiss Pavilion waren immer sehr positiv», sagt sie gegenüber swissinfo.
«In diesen acht Jahren hat sich das Interesse von Schweizer Firmen, die teilnehmen möchten, mit jedem Jahr gesteigert.» Die gesamte Arab Health sei seit Jahren immer ausgebucht und platze «aus allen Nähten».
Gesundheitsbewusster
Die Golfregion wird von Jahr zu Jahr wichtiger für die Schweizer Medizinaltechnik-Branche, wie die Osec betont. Die steigende Bevölkerungszahl in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), aber auch mehr Investitionen in die Gesundheits-Infrastruktur sowie ein steigendes Gesundheitsbewusstsein tragen dazu bei.
«In den VAE gibt es erst seit kurzer Zeit überhaupt eine gesetzliche Krankenversicherung, und auch noch nicht in allen Emiraten», erklärt Trümpy. «Das ist bestimmt ein grosser Unterschied zur Schweiz.»
Zudem seien die Krankenversicherungen für die lokale Bevölkerung stark subventioniert, erzählt Trümpy. «Die Regierung möchte investieren, und es besteht ein grosser Nachholbedarf, was die Versorgung betrifft. Spitäler und medizinische Versorgung sind noch nicht auf diesem Niveau, wie es die Emirate eigentlich haben möchten.»
Neuer Markt
Das heisst, dass in den Emiraten ein komplett neuer Markt entsteht. Eine einmalige Chance auch für Schweizer Unternehmen im Medizinalbereich, dieses Vakuum zu füllen.
«In anderen Bereichen ist dieses Land ja schon sehr fortgeschritten oder sogar weiter als gewisse westliche Länder. Aber im Gesundheitsbereich besteht wirklich grosser Aufholbedarf.»
Und da habe die Schweiz gute Karten, weil sie einerseits für Qualitätsprodukte und Spitzenforschung bekannt sei, betont Trümpy. «Andererseits ist auch der Wissenstransfer und das Know-how sehr wichtig. Es gibt Schweizer Spitäler, die vor Ort in den VAE ihr Wissen einbringen und mithelfen, Kliniken aufzubauen.»
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Krankenversicherung
Mit der grossen Kelle
Statt dass kaufkräftige Patienten aus der Region wie bisher nach Europa oder in die USA zu Behandlungen reisen müssen, sollen sie vermehrt im eigenen Land entsprechende Hilfe erhalten. Die VAE setzen im Gegenteil selber auf den Gesundheitstourismus für wohlhabende Patienten von auswärts.
Und wenn die Emirate etwas anpacken, dann wird es nicht nur gross, sondern gigantisch: So wird derzeit etwa die Dubai Healthcare City gebaut, ein Riesenprojekt mit 350 Kliniken, Forschungs- und Lehrzentren, Wellness-Anlagen und Hotels.
Ein Projekt, das auch für Schweizer Firmen spannend ist, wie Trümpy betont: «Es ist bestimmt die Hoffnung oder auch die Absicht, dass man da reinrutschen kann. Sicher werden auch Medizinaltechnik und Know-how für diese neuen Spitäler und Kliniken benötigt.»
Von der besten Seite
Die 27 Schweizer Firmen fahren an der Messe denn auch ihre neusten Innovationen auf, wie etwa die bewährten Schweizer Präzisionsinstrumente, neuartige Beatmungsgeräte, Infusions-Technologien.
«Die Produkte und Firmen sind sehr heterogen», so Trümpy. «Es gibt viele verschiedene Produkte, von reinen Dienstleistungen im Spitalbereich bis zu Spitalbetten, Medizinaltechnik oder beispielsweise einem Rohrpost-System für Spitäler.»
swissinfo, Christian Raaflaub
Die Arab Health 2009 dauert vom 26. bis 29. Januar.
Im «Swiss Pavilion» stellen 27 Schweizer Unternehmen aus dem Medtech-Bereich ihre Produkte vor.
Der Schweizer Gemeinschaftsstand verfügt dieses Jahr über eine Fläche von 432 m2.
Im «Swiss Pavilion» vereinigt die Osec an verschiedensten Fachmessen jeweils die Schweizer Firmen.
Dieses Jahr sind 34 Auftritte in dieser Form geplant.
2006: 1,7 Mrd. Fr.
2007: knapp 2 Mrd. Fr.
2008: Ende Okt. bereits 44% höher als Anfang 2008
(Quelle: Osec)
In der Schweiz sind rund 700 Firmen im Bereich Medizinaltechnik tätig.
Deren Wachstum betrug in den letzten beiden Jahren 25 bis 30%.
Die Unternehmen beschäftigen über 45’000 Personen.
95% der Firmen sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
Wichtigste Absatzmärkte sind Deutschland und die USA.
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