Schweizer Meilenstein auf dem Weg zum Öko-Auto
In einem Gemeinschaftsprojekt haben Schweizer Motorenforscher, der in Belgien ansässige Katalysator-Hersteller Umicore und Volkswagen den Abgas-Katalysator für Erdgasmotoren weiterentwickelt.
Entstanden ist laut den Forschern ein sehr sauberes Auto.
Schweizer sind weltweit nicht eben als Autohersteller bekannt, und doch stecken in vielen Fahrzeugen Entwicklungen aus schweizerischen Institutionen und Firmen.
«Das ist eines der saubersten Autos der Welt», sagte Christian Bach von der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) gegenüber der Nachrichtensendung 10vor10 des Deutschschweizer Fernsehens.
Die Empa in Dübendorf und die ETH Zürich haben 2005 ein Katalysator-Konzept entwickelt, bei dem die Stickoxid-Konzentration im Auspuff niedriger ist als in der Ansaugluft.
Im vorliegenden Projekt wurden Erkenntnisse aus diesem Katalysator-Konzept in eine Serientechnologie überführt.
Dank Erdgasmotor werden bereits heute ca. 22% weniger CO2 ausgestossen als bei einem benzinbetriebenen Auto. In Zukunft sind weitere Effizienz-Steigerungen beim Erdgasantrieb bis zu einem CO2-Vorteil von 30% möglich.
Katalysator zur rechten Zeit
Kaum steigen im Sommer die Temperaturen, steigt auch die Ozonbelastung über den gesetzlichen Grenzwert. Verantwortlich dafür ist das gefährliche Motorenabgas Stickoxid.
Diesen Schadstoff reduziert der Erdgas-Katalysator sehr effizient. Das ist nötig, denn auch in den letzten 30 Tagen war die Ozonbelastung zu hoch: Auf der Rigi wurde der Ozonwert an 7, in Lugano sogar an 20 von 30 Tagen überschritten.
Zuviel Ozon reizt die Atemwege und heizt das Klima weiter an. Deshalb will das Bundesamt für Umwelt die giftigen Stickoxide reduzieren.
Grüne Autos im Test
Derzeit testet die Empa den neu entwickelten Katalysator an handelsüblichen Erdgasautos: Von aussen unscheinbare Mittelklassewagen von VW, doch im Innern des Fahrzeugs verbirgt sich sechs Jahre Arbeit.
Drei solcher umgebauter Autos haben auf den Strassen bereits 44’000 Kilometer zurückgelegt. Auch das Baudepartement des Kantons Basel-Stadt testet derzeit die grünen Autos – mit Erfolg.
Gemäss der Regierungsrätin Barbara Schneider sind die Erfahrungen durchaus positiv: «Es ist eine absolut gute Alternative zu den Fahrzeugen, die heute eingesetzt werden.»
Bahnbrechende Erfindung in Serienproduktion
ETH-Professor Johannes Staehelin, der sich seit 25 Jahren mit der Luftverschmutzung befasst, hält den Empa-Katalysator für einen wichtigen Schritt im Kampf gegen schlechte Luft. «Die Forschung der Empa ist bahnbrechend.» Nun müsse die Autoindustrie diese Technologie einbauen.
Volkswagen ist jedenfalls daran interessiert: Der deutsche Autohersteller will die neuen Katalysatoren künftig serienmässig in Erdgasautos einbauen. Wann, will der Konzern jedoch noch nicht sagen.
swissinfo und Agenturen
Erdgas-Autos sind bereits auf dem Markt erhältlich.
Nach Angaben der Branchenorganisation Gasmobil vom Frühjahr zirkulieren auf Schweizer Strassen rund 3500 mit Erdgas betriebene Fahrzeuge.
Bis Ende dieses Jahres soll es an 100 Tankstellen Treibstoff in Form von Erdgas geben.
Die Empa ist eine Forschungsinstitution für Materialwissenschaften und Technologie. Sie ist Teil des ETH-Bereichs und damit der Schweizer Bildungs-, Forschungs- und Innovationsszene (BFI).
Sie ist spezialisiert auf anwendungsorientierte Forschung und Entwicklung und erbringt auch Dienstleistungen in diesem Bereich.
An den drei Standorten in Dübendorf, St. Gallen und Thun sind rund 800 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tätig.
Rund 130 Doktorierende und 100 Diplomierende werden in ihren Arbeiten an der Empa betreut. Auch für Praktikanten und Lehrlinge bietet die Institution je 40 Ausbildungsplätze.
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