Schweizer pflegen sich immer mehr mit Generika
Im 2006 verzeichnete der Generika-Verkauf in der Schweiz eine Steigerung um rund die Hälfte. Generell gesunken sind die Preise für Medikamente.
Das zeigt eine Marktstudie der Vertreter der Pharmaindustrie. Die Studie wurde am Montag in Bern vorgestellt.
Der Druck auf die Medikamentenpreise in der Schweiz zeigt Wirkung: Hersteller verlangten Ende 2006 für ihre rezeptpflichtigen Präparate im Schnitt 3,8% weniger als Ende 2005.
Gleichzeitig legte der Generikamarkt um rund 50% auf 381 Mio. Franken zu.
Nachahmer-Medikamente konnten somit ihren Marktanteil massiv ausbauen: Im Markt für kassenpflichtige Präparate wählten über 10% der Konsumentinnen und Konsumenten Generika.
Der Schweizer Medikamentenmarkt wuchs im 2006 wertmässig um fast 2% auf gut 4,2 Mrd. Franken, wie die Branchenverbände Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz (vips), Interpharma und Chemie Pharma Schweiz (SGCI) am Montag bekannt gaben.
Die Zeche bezahlten die Original-Arzneimittel mit abgelaufenem Patent: Ihr Umsatz sank 2006 um fast die Hälfte, auch deshalb, weil die Preise häufig freiwillig gesenkt wurden.
Entwicklung positiv
Für Peter Marbet, Pressesprecher bei santésuisse, eine insgesamt sehr positive Entwicklung. «Gründe sind unter anderem behördlich verordnete Preissenkungen, aber auch teilweise freiwillige Preissenkungen der Medikamentenhersteller», sagte Marbet gegenüber swissinfo.
Santésuisse ist der Branchenverband, das Konkordat der schweizerischen Krankenversicherer im Bereich der privaten, sozialen Krankenversicherung.
Historisches Tief
Eine so tiefe Zuwachsrate im Pharmamarkt habe er noch nie gesehen, erklärte Thomas Binder vom Marktforschungsinstitut IMS Health, welches die Zahlen erhoben hatte.
Diese Entwicklung bestätige die nachhaltige Wirkung der Kostensenkungs-Massnahmen im Medikamentensektor, erklärten die Branchenverbände. Dazu gehöre die Förderung der Generika und die zwischen den Behörden und der Industrie vereinbarten Preissenkungen.
Der Absatz von rezeptpflichtigen Arzneimitteln variierte erheblich je nach Segment: In Apotheken und Arztpraxen wurde mit rund 2,8 Mrd. Franken nur leicht mehr abgesetzt als im Vorjahr.
Spitäler verzeichneten hingegen ein überdurchschnittliches Absatzwachstum von gut 7% auf rund 800 Mio. Franken. Dies sei auf die Einführung neuer Medikamente, namentlich gegen Krebs, zurückzuführen.
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Leicht höheres Wachstum erwartet
Für das laufende Jahr rechnen die Branchenverbände mit einem Wachstum des Pharmamarktes in der Schweiz von 3 bis 4%.
«Dabei kann innerhalb des Gesamtpharmamarktes der Generika-Umsatz noch gesteigert werden durch die Einführung der sogenannten Wirkstoff-Verschreibung», sagte Marbet.
Das heisse: «Die Krankenkassen würden im Rahmen der obligatorischen Grundversicherung nur noch die preisgünstigste Form eines Medikamentes rückvergüten.»
swissinfo und Agenturen
SGCI Chemie Pharma Schweiz ist die gesamtschweizerische Spitzenorganisation der chemischen und pharmazeutischen Industrie.
Ihre rund 200 Mitgliedfirmen sind hauptsächlich in Forschung, Entwicklung, Herstellung oder Verkauf von pharmazeutischen Spezialitäten, Vitaminen, industriellen Spezialchemikalien, Pflanzenschutzmitteln sowie Aromen und Riechstoffen tätig.
Die Organisation vertritt die gemeinsamen wirtschaftspolitischen Interessen ihrer Mitgliedunternehmen gegenüber Behörden, Politik und internationalen Organisationen.
Interpharma ist der Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz und wurde 1933 als Verein mit Sitz in Basel gegründet.
Der Verband arbeitet eng mit allen Beteiligten im Gesundheitswesen zusammen, namentlich mit den Interessenvertretungen der forschenden pharmazeutischen Industrie im In- und Ausland.
Die «Vereinigung Pharmafirmen in der Schweiz» (vips) ist ein Verband der schweizerischen Tochtergesellschaften global tätiger Pharmafirmen sowie von Importeuren, Herstellern und Alleinvertretern pharmazeutischer und/oder diagnostischer Spezialitäten. Sie wurde 1950 gegründet.
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