Schweizer S-Bahn-Züge für Ungarn
Der Schweizer Schienenfahrzeugbauer Stadler kann einen Auftrag für Lieferung und Unterhalt von 30 S-Bahn-Zügen an die ungarische Staatsbahn ausführen.
Der am Montag unterzeichnete Vertrag setzt damit dem rechtlichen Streit mit dem kanadischen Anbieter Bombardier ein Ende.
Der thurgauische Schienenfahrzeugbauer Stadler hat mit der ungarischen Staatsbahn (MAV) den Vertrag für Lieferung und Unterhalt von 30 S-Bahn-Zügen in Budapest unterzeichnet.
Der Auftrag umfasst eine Option zur Lieferung von 30 weiteren Zügen und hat ein Volumen von rund 700 Millionen Franken, wie Stadler am Montag mitteilte.
Die Vertragsunterzeichnung wurde möglich, weil die ungarische Schiedskommission Ende letzter Woche der bereits dritten Einsprache des kanadischen Bombardier-Konzerns gegen die Auftragsvergabe an Stadler keine aufschiebende Wirkung ermöglichte.
Technisch und preislich besser
Damit habe sich die Stadler Rail Group mit dem technisch und preislich besseren Fahrzeugkonzept in dem hart geführten Ausschreibungsverfahren durchgesetzt, heisst es in der Mitteilung.
Bisher seien sämtliche Ausschreibungen, zu denen Stadler mit dem FLIRT-Zugskonzept angetreten sei, zu Gunsten der in Bussnang im Kanton Thurgau domizilierten Stadler-Gruppe entschieden worden. Vom FLIRT wurden gemäss Angaben bisher 163 Züge verkauft.
Die Stadler Rail Group zeigte sich glücklich, dass die Vertragsunterzeichnung trotz dem zeitweise unfair geführten Kampf um den Auftrag zu Stande gekommen ist. Der Konzern gehört Peter Spuhler, Nationalrat der Schweizerischen Volkspartei (SVP), der ihn auch führt.
Der Auftrag wird zusammen mit dem ungarischen Partner Ganz Transelektro ausgeführt. Der FLIRT und das gleichzeitig offerierte Unterhalts- und Reinigungskonzept deckten die verkehrspolitischen Bedürfnisse der MAV und der ungarischen Bevölkerung offenbar am optimalsten ab.
Einmal mehr habe sich gezeigt, dass auch mittelständische Unternehmungen zusammen mit einem Partner international konkurrenzfähig seien, hiess es. Der Auftrag sei definitiv. Die Produktion der Züge werde nun sofort aufgenommen.
Monatelanges Seilziehen
Das Hickhack um die Ausschreibung des Grossauftrags zwischen Stadler Rail und dem kanadischen Schienenfahrzeug-Produzenten Bombardier dauerte Monate: Die Schweizer hatten die ersten zwei Ausschreibungen für den Auftrag gewonnen. Bombardier hatte jeweils Einspruch gegen das Vergabeverfahren erhoben.
Anfang August hatte Stadler den Auftrag der ungarischen Staatsbahn zum dritten Mal erhalten. Konkurrent Bombardier hatte daraufhin ein drittes Mal Einsprache bei der ungarischen Schiedskommission eingelegt. Dieser Einsprache habe die Schiedskommission nun jedoch die aufschiebende Wirkung entzogen.
Bombardier hatte bereits im März nach der ersten Auftragsvergabe an Stadler gedroht, seine Werke in Ungarn zu schliessen, falls der Auftrag an Stadler gehe. Stadler bezeichnet den Vergabekampf als hart und teilweise unfair.
Erst kürzlich konnte das Thurgauer Unternehmen einen Vertrag in Deutschland abschliessen: Die Filiale in Berlin-Pankow hat eine Bestellung von Angel Trains Europa GmbH über 125 Mio. Franken erhalten.
swissinfo und Agenturen
Stadler liefert und unterhält für die ungarische Staatsbahn 30 S-Bahn-Züge.
Der Auftrag hat ein Volumen von rund 700 Millionen Franken.
Er umfasst die Option zur Lieferung von 30 weiteren Zügen.
Die Stadler Rail Group beschäftigt rund 1200 Personen.
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