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Schweizer Spinnerei-Maschinen in Indien

Der Chef von Rieter Indien, Michael Enderle, auf dem Weg zur Arbeit in Neu-Delhi. swissinfo.ch

Der Schweizer Industriekonzern Rieter ist mit seinen Textilmaschinen seit langem im wachsenden indischen Markt präsent. Mit grossem Erfolg, wie die jüngsten Umsatzzahlen zeigen.

Ein Schlüssel für erfolgreiches Arbeiten in Indien sei ein gewisses interkulturelles Verständnis, sagt der Chef von Rieter Indien, Michael Enderle, gegenüber swissinfo.

Die Büros des Hauptsitzes von Rieter Indien befinden sich im Herzen Neu-Delhis, am dicht bevölkerten Nehru-Platz, wo Elektronik-Geschäfte neben Restaurants und farbigen Marktständen um die Aufmerksamkeit der Kunden werben.

Michael Enderle, der Chef von Rieter Indien, fühlt sich wohl in dieser Umgebung. «Im Verlauf der Jahre habe ich gelernt, in den Verhandlungen mit indischen Kunden und Angestellten auch zwischen den Zeilen zu lesen», sagt er gegenüber swissinfo.

Ein gewisses interkulturelles Verständnis müsse man schon mitbringen, wenn man als Schweizer verstehen wolle, was der indische Kunde brauche. «Hier wird nicht so direkt kommuniziert wie in der Schweiz, man muss ein Gespür entwickeln für die Graubereiche.»

So hat Michael Enderle lernen müssen, dass seine indischen Mitarbeiter nie direkt Nein sagen. Und wie ein indirektes Nein daher kommen kann. Etwa so: «Vielleicht wäre es besser, wenn wir es auf diese Art machen würden.»

Wachsende Märkte in Asien

Als Chef von Rieter Indien ist Enderle viel unterwegs. Sein kleines Rollköfferchen hat er fast ständig bei sich. Erst seit zwei Tagen ist er von einem Kurzaufenthalt in der Schweiz zurück und fliegt noch am gleichen Abend nach China, wo Rieter schon länger präsent ist.

China und Indien sind die grossen Märkte in Asien, wobei Rieter den Fokus zur Zeit auf Indien gerichtet hat. Neben 650 Angestellten in reinen Rieter-Firmen beschäftigt der Konzern 450 Leute in einem Joint-Venture-Unternehmen.

Die Spinnerei-Maschinen des Rieter-Konzerns erledigen den Produktionsprozess vom Öffnen der Baumwollballen bis zum gesponnenen Garn. «In Indien selber stellen wir im Rahmen eines Joint Ventures mit einem indischen Partner lediglich Komponenten für die Maschinen her», sagt Enderle.

Doch das soll sich bald ändern. Das Unternehmen will in Indien weiter wachsen, wie Enderle sagt: «Das Land ist einer unserer Schlüsselmärkte.»

Gerade sind die jüngsten Umsatzzahlen des Schweizer Industriekonzerns bekannt geworden. Fazit: Der markante Anstieg von 18 Prozent im Bereich Textilmaschinen ist besonders den wachsenden Märkten in Asien zu verdanken, wo Rieter seit langem mit Erfolg aktiv ist.

Treue Mitarbeiter

Bereits Mitte der 60er-Jahre ist Rieter nach Indien gekommen und hat zusammen mit lokalen Partnern eine Produktion aufgebaut.

Doch erst 1995 ist eine Tochterfirma gegründet worden. «Damit haben wir eine lokale Verkaufsorganisation, können einen lokalen Service anbieten und sind so näher am Kunden», sagt Enderle, der zugleich Vize-Präsident der Schweizerisch-Indischen Handelskammer ist.

Von den 45 indischen Mitarbeitern, mit denen Rieter 1995 die lokale Firma aufgebaut hat, seien immer noch 30 dabei, so Enderle. Dies zeige, dass Rieter in Indien einen guten Namen habe, denn die Konkurrenz sei gross und die qualifizierten Mitarbeiter könnten sich aussuchen, für wen sie arbeiten wollten.

«Gute Mitarbeiter zu finden ist eine der Herausforderungen hier», sagt Enderle weiter. «Denn das Wachsen des indischen Marktes absorbiert eine grosse Anzahl von Talenten.»

Tabuthema Kinderarbeit

Im allgemeinen ist das Lohnniveau allerdings tief und Fabrikarbeiter verdienen wenig. Indien ist ein Billiglohnland, in dem man kostengünstiger produzieren kann als in Europa. Dies ist ein triftiger Grund für europäische Unternehmen, ihre Tätigkeit auf den Subkontinent auszulagern.

Rieter produziert in Indien und mit lokalen Arbeitskräften vor allem für den indischen Markt. «Die Bevölkerung und die Kaufkraft wachsen stetig. Die Leute können sich mittelfristig immer mehr leisten», sagt Enderle.

Gerade in der Textilbranche werden immer wieder Fälle von Kinderarbeit aufgedeckt. «Ich persönlich bin bisher nicht mit diesem Thema konfrontiert worden», sagt Enderle und verweist darauf, dass Partnerfirmen von Rieter, die auch exportierten, die internationalen Standards einhalten müssten.

«Aber man hat natürlich nie den ganzen Durchblick», räumt er ein. Kinderarbeit sei in Indien kein offen diskutiertes Thema.

swissinfo, Susanne Schanda, Neu-Delhi

Die Schweiz war das erste Land, das 1948 mit dem gerade unabhängig gewordenen Indien einen Freundschaftsvertrag abschloss.
Neben Rieter sind zahlreiche weitere grosse Schweizer Firmen in Indien aktiv, darunter Novartis, Nestlé, Holcim und Sulzer.
Die Schweizer Exporte nach Indien haben 2006 um 36% auf 1,9 Mrd. Franken zugenommen. Importe von Indien haben um 11% auf 736 Mio. Franken zugenommen.
Ende 2006 lebten 707 Schweizer in Indien und 6984 Inder in der Schweiz.

Eine starke Nachfrage aus den Schwellenländern hat dem Schweizer Maschinenbauer Rieter 2007 einen Rekordumsatz beschert und wird nach Angaben des Unternehmens auch zu einer Gewinnsteigerung führen.

Der Umsatz des Konzerns wuchs gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 12% auf 3,93 Mrd. Franken. Besonders stark stieg dabei der Umsatz bei den Textilmaschinen an, nämlich um 18% auf 1,567 Mrd. Franken.

Rieter profitierte von der starken Nachfrage nach Spinnereimaschinen aus Indien, China und der Türkei. 71% des Umsatzes erzielte der Bereich Textilmaschinen in Asien.

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