Schweizer Unternehmen sind beliebte Bräute
Das Interesse von ausländischen Firmen an Schweizer Unternehmen nimmt zu.
Schweizer Firmen wagten sich im letzten Jahr weniger über die Landesgrenzen. Zugenommen haben nationale Fusionen.
Ausländische Firmen haben im Jahr 2002 in 23% aller Transaktionen in der Schweiz eingekauft. Die Kauflust von Schweizer Unternehmen im Ausland ist im gleichen Zeitraum drastisch gesunken.
Nach Branchen aufgeschlüsselt wurde im Finanzsektor, bei den Dienstleistern und im Detailhandel am meisten geheiratet. Dies zeigen Zahlen einer Studie über «Mergers 2002».
Ausländische Besitzer lassen Spielraum
Aufgekauft wurde beispielsweise die frühere Swissair-Tochter «Gate Gourmet», weltweite Nummer zwei im Catering-Geschäft. Die Firma mit insgesamt 25’000 Angestellten ging im Dezember an die US-Investorengruppe «Texas Pacific Group».
«Gate Gourmet ist weiterhin eine Schweizer Firma, der Hauptsitz bleibt in Zürich», sagte Kommunikationschefin Connie Voigt gegenüber swissinfo. «Für uns hat sich nichts verändert, die Firma bleibt so international wie vor dem Verkauf.»
Geist der «Ovo» bleibt schweizerisch
Erland Brügger, Geschäftsführer der ebenfalls verkauften Wander (Ovomaltine), bestätigt diese Einschätzung. «Viel hat sich nicht verändert: Die Schweiz spielt eine wichtige Rolle als Markenbestandteil der Ovomaltine.» Auch werde der Markenartikel weiterhin in der Schweiz hergestellt.
Der Nahrungsmittelkonzern Associated British Foods (ABF) würde einzig die Ziele vorgeben, aber nicht in die Strategie eingreifen. «Es ist aber kein enges Korsett.»
Weitere Firmen, die neue Besitzer im Ausland fanden, sind Valser Wasser, SR-Technics, die Vitaminsparte von Roche und die Hirslanden-Gruppe (Privatspitäler).
Weniger Käufe im Ausland
Fast um die Hälfte abgenommen hat die Lust von Schweizer Firmen auf ausländische Bräute. Die Anzahl Übernahmen ging von 43 auf 24% aller Transaktionen zurück.
Prominente Käufe waren Novartis mit der slowenischen Lek-Gruppe und Nestlé mit dem Tiefkühlsnack-Anbieter Chef America. Über die Grenze akquiriert habt auch der Logistik-Konzern Kühne & Nagel, der gleich vier ausländische Firmen kaufte.
Mehr Bewegung im Inland
Zugenommen haben allerdings die inländischen Hochzeiten: Der Anteil erhöhte sich von 36% auf 53%. Zudem sind die Unternehmen im letzten Jahr vermehrt Kooperationen eingegangen, quasi als Vorstufe zu einer späteren Fusion. Diese Zahl hat sich verdoppelt.
Markante Transaktionen waren im Inland die Übernahme der Waro-Märkte durch Coop oder der Rediffusion-Filialen durch Fust. Für Schlagzeilen sorgte auch der Financier Martin Ebner, der seine «Visionen», seine Beteiligungsgesellschaften, an die Zürcher Kantonalbank (ZKB) verkaufen musste.
swissinfo, Christian Raaflaub
Mergers 2002:
Ausländische Firma kauft Schweizer Firma: 23% (Vorjahr 21%)
Schweizer Firma kauft ausländische Firma: 24% (Vorjahr 43%)
Schweizer Firma kauft Schweizer Firma: 53% (Vorjahr 36%)
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