Schweizer Wirtschaftsministerin im Reich der Mitte
Für Bundesrätin Doris Leuthard hat die Schweiz den Markt für Umwelttechnologien in China noch nicht genügend ausgelotet. Insgesamt biete China der Schweizer Wirtschaft grosse Chancen.
Um diese zu verbessern, öffneten die Schweiz und China die Tür für ein Freihandelsabkommen. Als drittes europäisches Land anerkannte die Schweiz China als Marktwirtschaft.
Die Schweiz habe bisher in China den Markt für Umwelttechnologien zu wenig bearbeitet, sagte Leuthard nach dem zweiten Tag ihres Besuches in China.
Sie habe deshalb die mitreisenden Vertreter von Schweizer Unternehmen ermuntert, hier mehr zu tun. Zu den Gesprächspartnern Leuthards gehörten am Montag der chinesische Vize-Finanzminister Zhu Guangyao und Vizepremierminister Hui Liangyu.
Ein grosses Potenzial sieht die Volkswirtschaftsministerin für Schweizer Unternehmen zudem im Bereich Lebensmittelsicherheit. Viele chinesische Agrarprodukte seien noch nicht für den Export geeignet. «Die Schweizer Ernährungswirtschaft und die Bauern könnten hier punkten», sagte Leuthard.
Mehr Chancen als Probleme
Gerold Bührer, Präsident des Schweizer Wirtschaftsdachverbandes economiesuisse, erklärte, für die Schweizer Wirtschaft ergäben sich zahlreiche Chancen. Probleme seien zwar vorhanden, diese erschienen aber lösbar.
Es werde von China geschätzt, dass Schweizer Firmen schon lange im Land tätig seien. Diese Kontinuität sei wichtig, um erfolgreich zu sein, sagte Bührer.
Seit dem Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation habe das Land Fortschritte bei der Liberalisierung gemacht. Auch die Wichtigkeit des Schutzes des geistigen Eigentums habe China erkannt.
Noch lange nicht am Ziel
Am Sonntag, ihrem ersten von vier Tagen im Reich der Mitte, hatte Leuthard in einem Treffen mit Handelsminister Bo Xilai China den Status einer Marktwirtschaft zugesprochen. Das ist laut der Bundesrätin für das Gastgeberland ein wichtiges Signal, denn die EU habe diesen Schritt noch nicht vollzogen.
Als WTO-Mitglied erfülle China für die Schweiz jedoch die Bedingungen, um als Marktwirtschaft zu gelten, so Leuthard. Die Geste kam gut an: Bo willigte ein, dass die beiden Länder getrennte Machbarkeitsstudien für ein Freihandelsabkommen in Auftrag geben werden.
Bis ein solches unter Dach ist, kann der Weg aber noch sehr weit sein, denn der chinesische Handelsminister ging nicht explizit auf das Thema Freihandelsabkommen ein. Leuthard ihrerseits wertete das Einlenken Chinas gegenüber der Schweiz als Erfolg.
Schweiz sehr hoch im Kurs
Wenn die Studien vorliegen, können sie zur Aufnahme von Verhandlungen führen. Bisher verhandelt China innerhalb des Kreises der EFTA-Staaten, zu dem auch die Schweiz gehört, nur mit Island. Vorbereitungsgespräche wurden zudem mit Norwegen aufgenommen.
«China hat nicht vergessen, dass die Schweiz eines der ersten westlichen Länder war, welches das neue China anerkannte», sagte Bo lediglich. Die Schweiz anerkannte China im Januar 1950, wenige Monate nach der Ausrufung der Volksrepublik.
swissinfo und Agenturen
China ist eines der Schwerpunktländer des Schweizer Aussenhandels.
Die Maschinenindustrie steuerte 2005 fast die Hälfte aller Schweizer Exporte nach China bei, 10% die chemische und 10% die Uhrenindustrie.
2002 eröffnete die Schweiz in Peking, Schanghai und Guangzhou so genannte Business Hubs, um die Aktivitäten und Investitionen von Schweizer Unternehmen in China zu fördern.
China (ohne Hongkong) ist nach Japan der zweitstärkste asiatische Handelsparter der Schweiz.
Schweizer Exporte nach China haben von 415 Mio. Fr. im Jahr 1990 auf 3,5 Mrd. Fr. im Jahr 2005 zugenommen (Zahlen: Seco).
Die chinesischen Exporte in die Schweiz sind von 418 Mio. Fr. (1990) auf 3,4 Mr. Fr. (2005) angewachsen.
Die direkten Investitionen von Schweizer Firmen in China werden auf rund 5 Mrd. Fr. geschätzt.
In China operieren rund 300 Schweizer Firmen.
In China leben rund 2500 Schweizer Staatsangehörige.
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