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Schweizer Wodka fordert russisches Original heraus

Roggen aus dem Berggebiet gibt dem Wodka den "Schweizergeschmack". swissinfo.ch

Der erste Schweizer Wodka, gebrannt aus einheimischen Zutaten, soll demnächst in den USA auf den Markt kommen.

Das neue Produkt heisst Xellent und kommt aus einer Brennerei im luzernischen Willisau. Dort wird sonst Kirsch und Williams gebrannt.

Wodka ist einer der meistverkauften Schnäpse im Geschäft der gebrannten Wässer. Es gibt weltweit über 3000 Marken.

Die Brennerei in Willisau, bekannt für Kirsch und den Birnenschnaps Williams, produziert seit neuestem auch Wodka. Sie will sich dabei auf das Bild der Schweiz als Alpenland konzentrieren. Das soll die Konkurrenz aus dem Feld schlagen.

Die Schnapsbrenner aus dem Luzernischen sagen denn auch, ihr Produkt Xellent sei einzigartig. Es werde dreimal destilliert und für die Herstellung würden bester Schweizer Bergroggen und reinstes Gletscherwasser verwendet.

Der Roggen macht es

Othmar Steinemann ist einer der 17 Bauern die es rund um Willisau noch gibt. Er hat sich bereit erklärt, für die Wodkaherstellung den benötigten Roggen anzubauen.

Seine Felder liegen auf 700 Metern Höhe im romantischen Luzerner Hinterland. Auf 1,5 Hektaren baut er Bergroggen an, der früher weitverbreitet war und heute ein Comeback erlebt. Steinemann will auf seinem Feld rund zehn Tonnen ernten.

Für Steinemann ist es eine Art Diversifikation. Überall in der Schweiz suchen die Bauern nach neuen Absatz-Möglichkeiten für ihre Produkte.

«Die Schweizer Bauern sind unter Druck», sagt er gegenüber swissinfo. «Das Überleben wird für die kleineren und mittleren Bauern in der Schweiz immer härter.»

Qualitätsroggen

Dieser Tage wird Othmar Steinmann seinen Roggen einbringen und anschliessend in der Napfmühle in Willisau mahlen. Dort wird das Produkt auch auf seinen Feuchtigkeitsgehalt und generell auf seine Eigenschaften geprüft.

Wenn der Roggen den verlangten hohen Ansprüchen genügt, wird das Korn gelagert und zu gegebner Zeit an die Brennerei geliefert. Fehlt der Qualitätsstandard, wird daraus Viehfutter.

Andreas Affentranger, Chef der Brennerei Willisau sagt, dass zur Zeit 350’000 Flaschen Wodka an Lager seien. Die Mühle könnte aber Roggen für bis zu 1,5 Mio. Flaschen liefern.

Anfangsschwierigkeiten

Das Brennteam in Willisau hatte vier Jahre an der Entwicklung des Wodkas gearbeitet. Es sei ein Auf und Ab gewesen, sagt Affentranger.

«Alles war neu: die Destillation des Produktes und die Flaschen. Zudem mussten wir zahlreiche Klippen umschiffen. Manchmal dachte ich, jetzt geben wir auf.»

Angespornt habe ihn aber das Produkt selber und das Marketing. Es habe einfach eine Expansion mit einem neuen Produkt gelingen müssen, um weiterhin als führende Brennerei zu gelten.

Die USA habe man sich als Exportland ausgesucht, weil sie weltweit der grösste Markt für «ausgefallene und erstklassige Produkte» seien. In einem ersten Container wurden 13’000 Flaschen nach New Jersey gesandt. Affentranger ist vom Erfolg von Xellent überzeugt.

«Ich hoffe, wir werden binnen dreier Jahren in diesem Hochqualitäts-Bereich in den USA einen Marktanteil von zwei bis drei Prozent erreichen.»

Weitere 8000 Flaschen sind auf dem Weg in die Regale der gehobenen Bars, Restaurants und Hotels aber auch Warenhäuser dieser Welt.

Einzigartiger Brennvorgang

Doch zurück zur Herstellung des «Premium-Wodkas». Wenn der Roggen vergoren ist, wird die Maische langsam erwärmt. Das geschieht in traditionellen Kupferkesseln, der so genannten Hafenbrennerei. Da wird der Alkohol das erste Mal abdestilliert.

Bei der zweiten Destillation auf einer speziell dafür gebauten Brennerei wird der Alkohol von seinen unerwünschten Stoffen gereinigt.

Nach der dritten Destillation (Hochrektifikation) – das gibt dem Wodka seine spezielle Note – ist ein Alkoholgehalt von 96,6% erreicht.

Nun kommt der entscheidende Bestandteil dazu: Wasser vom Fusse des Berges Titlis. Rund hundert Jahre lagert es gefroren auf über 300 Metern Höhe in den Gletschern des Berges, bevor das Eis schmilzt und das Wasser ins Tal von Engelberg fliesst, wo es gesammelt wird.

Das Wasser wird aus rund 40 Metern Tiefe an die Oberfläche gepumpt und dem hoch prozentigen Wodka-Destillat zugeführt. Der Branntwein wird nun auf einen Alkoholgehalt von 40% verdünnt. Vorher wird das Wasser gefiltert und von unerwünschten Mineralien beseitigt.

Gletscherwasser ist weich, reich an Sauerstoff und Mineralien, und es gibt dem Roggen-Wodka seinen unverkennbaren Geschmack.

Absolutly Swiss

Was die Willisauer Wodkabrennerei verlässt, ist ein wohlschmeckendes Produkt mit einem unverwechselbaren Roggengeschmack. Reiner Schweizer Wodka in einer unverkennbaren roten konischen Flasche mit silbernem Drehverschluss.

swissinfo, Julie Hunt, Willisau
(Übertragung aus dem Englischen: Urs Maurer)

Die Brennerei Diwisa in Willisau braut mit Xellent den ersten Wodka der Schweiz.

Wodka ist ein klarer, farbloser Branntwein, der lange Zeit gelagert werden kann.

Bis 1999 war es in der Schweiz nicht erlaubt, Wodka zu brennen.

Das Verbot stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, als das Getreide in der Schweiz rationiert war und ausschliesslich als Nahrungsmittel verwendet wurde.

Herkunftsland ist Russland, wo Wodka ursprünglich aus Kartoffeln gebrannt wurde.

Heute wird dazu Gerste, Weizen und gelegentlich auch Roggen verwendet.

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