Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Schwieriger Kampf gegen unerwünschte E-Mails

75 - 85% der elektronischen Post sind Spam. swissinfo.ch

Experten aus 60 Ländern, darunter auch der Schweiz, suchen an einer Konferenz in Genf nach Mitteln und Wegen gegen unerwünschte Werbe-Mails, sogenannten Spam.

Die Schweiz will ein Gesetz einführen, das Internet-Nutzer gegen unwillkommene E-Mails schützen soll.

Quillt der Briefkasten zu Hause vor unerwünschter Werbung über, nervt das gleichermassen, wie wenn im elektronischen Postfach die für die Benutzerinnen und Benutzer wichtigen Nachrichten in unerwünschten Werbe-Mails untergehen.

Spam transportiert jedoch nicht nur lästige Werbung, sondern verbreitet auch Computer-Viren, -Würmer und -Trojaner sowie mit zunehmender Tendenz Nachrichten mit betrügerischem oder rassistischem Inhalt.

Nicht nur E-Mails von Spam betroffen

Spamming beschränkt sich aber nicht nur auf E-Mails. Betroffen sind auch immer häufiger mobile Telefone mit SMS- und MMS-Diensten. Für die GSM Association, die Vereinigung der Betreiber von GSM-Handy-Netzen, ist Spam eine der vier grössten Bedrohungen für die Zukunft der Handy-Industrie.

Man schätzt, dass in Europa 65% der Handy-Nutzerinnen und Nutzer rund fünf Spam-Nachrichten pro Woche erhalten.

Immense Kosten

Spam-Mails verursachen weltweit schätzungsweise jährliche Kosten von rund 30 Mrd. Franken. Darin eingerechnet sind die Arbeitszeit, die beim Leeren der Mailboxen verloren geht, und die Kosten, welche Kauf, Installation und Wartung von Filter-Software verursachen.

Die Schweizer Bundesverwaltung kostet der Schutz und die Eliminierung von Spam-Mails jährlich schätzungsweise rund 2 Mio. Franken.

Schlimmste Befürchtungen

Laut der Internationalen Telekommunikations-Union (ITU) sind mittlerweile gegen 85% aller E-Mails unerwünschter Spam. Vor einem Jahr waren es noch 35% gewesen. Pessimisten befürchten bereits den Untergang des Internet-Dienstes E-Mail, da Spam-Mails auch zukunftsträchtige Anwendungen wie das mobile Abfragen von E-Mails behindern können.

Innert zwei Jahren will die ITU das Spam-Problem gelöst haben. Mit dem Meeting in Genf, an welchem Vertreter aus 60 Ländern, darunter der Schweiz, teilnehmen, werden technische und juristische Löungsansätze gesucht. Zudem sollen die E-Mail-Nutzer besser über mögliche Abwehrmassnahmen informiert werden.

Internationales Abkommen angestrebt

Die UNO-Organisation will an der Konferenz einen Entwurf für ein internationales Abkommen erarbeiten. Ausserdem soll eine Gesetzgebung geprüft werden, die den Regierungen ermöglicht, Internetprovider zu bestrafen, die ihr System den Urhebern von Spam zur Verfügung stellen.

Die internationale Zusammenarbeit soll weiter erlauben, Verzeichnisse über Firmen und Einzelpersonen zu erstellen, die Spam-Mails verbreiten oder so genanntes «Phishing» betreiben, das heisst, Imitations-Mails von Banken oder Kreditkartenfirmen verschicken und von den Empfängern die Kartennummer verlangen.

Diese Verzeichnisse sollen die Grundlage für eine Strafverfolgung in den Herkunftsländern der Täter bieten.

Hassan Makki vom Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) und Teilnehmer an der Konferenz, bringt die Spam-Problematik auf einen fast medizinischen Punkt: «Spam ist der Krebs des elektronischen Datenversandes.»

Schweizerisches Telekommunikationsgesetz

In der Schweiz ist ein Anti-Spam-Artikel in der Revision des Telekommunikations-Gesetzes vorgesehen. Es wird frühestens in der Herbst-Session vom Parlament beraten werden.

Gemäss Bakom-Sprecher Roberto Rivola enthält das Gesetz jedoch eine Fussangel: «Ins Telekommunikations-Gesetz integriert ist auch ein Artikel über die ‹letzte Meile› der Swisscom. Das ist ein umstrittenes Thema. Sollte das Referendum ergriffen werden, könnte sich die Annahme des Gesetzes erheblich verzögern.»

Das Parlament könnte das Gesetz aber auch in zwei getrennte Pakete auftrennen. Roberto Rivola dazu: «Auf keinen Fall wird das Gesetz vor Mitte 2005 in Kraft treten.»

Was aber kann ein schweizerisches Gesetz gegen ein internationales Phänomen denn schon ausrichten? Rivola: «Allein kann die Schweiz nichts dagegen tun. Aber das Recht ist schon mal ein Anfang. Vor allem aber braucht es eine internationale Zusammenarbeit.»

swissinfo und Agenturen

Die per Spam am häufigsten beworbenen Produkte:
1. Medikamente: 29,5%
2. Hypotheken: 9,7%
3. Penis-Vergrösserungen: 7%
Rangliste der Spam-versendenden Nationen:
1. USA: 56%
2. Südkorea: 10%
3. China: 6.6%
Quelle: Commtouch

Eine Internationale Konferenz in Genf hat das Problem von Werbemüll in E-Mail-Postfächern zum Thema.

Die Teilnehmer wollen Vorschläge ausarbeiten, um dem Problem technisch und juristisch Herr zu werden.

SPAM ist die Abkürzung von Spiced Porc And Ham und eine Konservenfleisch-Marke, die durch einen Sketch von Monty Python berühmt wurde.

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft