Senioren auf den Strassen eher gefährdet als gefährlich
Senioren sind im Strassenverkehr in erster Linie Opfer und nicht Täter: Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS).
Im Jahr 2004 waren zwei von drei getöteten Fussgängern älter als 65 Jahre. Der VCS fordert deshalb eine Verbesserung der Sicherheit für die Senioren.
Gefährdet seien die Seniorinnen und Senioren nicht nur als Autofahrer, sondern noch viel mehr als Fussgänger, wie der VCS in seiner Studie festhält.
Das Bild in der Öffentlichkeit sei verzerrt: Senioren ständen im Ruf, übermässig viele Unfälle zu verursachen. «Mädchen von Rentner überfahren», solche Schlagzeilen verstärkten die Forderung nach strengeren Kontrollen für ältere Menschen.
2004 seien zwei von drei getöteten Fussgängern älter als 65 Jahre gewesen. Bei über 70% aller Unfälle hätten die Senioren keine Schuld gehabt.
Die Gründe für diese verstärkte Gefährdung sieht der VCS in der altersbedingten Abnahme beispielsweise des Sehvermögens und der Geschwindigkeit. Das durchschnittliche Verletzungsrisiko eines Autofahrers entspreche ab 75 Jahren demjenigen eines Neulenkers.
Zu kurze Intervalle bei Ampeln
Die Studie zeigt, dass die Betagten ihre Mängel meistens erkennen und das Risiko vermindern, indem sie beispielsweise deutlich seltener bei Nacht fahren als der Durchschnitt, selten bei starkem Verkehr oder Regen, indem sie bekannte Strecken wählen und langsamer fahren.
Ein Problem ist die städtische Infrastruktur: Sie sei selten auf die Bedürfnisse älterer Leute abgestimmt und schränke deren Bewegungsfähigkeit ein. «Es fehlen Sitzmöglichkeiten, Stufen und Treppenabsätze sind zu wenig deutlich erkennbar, die Intervalle bei den Ampeln sind zu kurz», stellt der VCS fest.
«In 30 Jahren werden 50% mehr Betagte unterwegs sein als heute, und rund doppelt so viele im Besitz eines Führerausweises», schreibt der VCS weiter. Es sei deshalb unumgänglich, dass bereits heute die Sicherheit für Senioren verbessert werden müsse.
Senioren für Gefahren sensibilisieren
Einerseits müsse der Verkehr auf die nachlassenden Möglichkeiten der Senioren abgestimmt, andererseits auch die übrigen Verkehrsteilnehmer sowie die Senioren für die Gefahren sensibilisiert werden. So solle erreicht werden, dass letztere zu gegebener Zeit den Führerausweis freiwillig abgeben.
Der VCS hat die Studie «Senioren und Verkehrssicherheit» im Auftrag des Fonds für Verkehrssicherheit (FVS) und mit Hilfe von Experten der Schweizerischen Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) erarbeitet.
swissinfo und Agenturen
2005 forderte der Strassenverkehr in der Schweiz 409 Tote und 5059 Schwerverletzte.
2004 waren es 510 Tote und 6038 Schwerverletzte.
1971 war mit 1773 Toten und 37’000 Schwerverletzte ein «Rekordjahr».
Ziel der Landeregierung ist es die Zahl der Verkehrstoten und der Verletzten bis ins Jahr 2010 im Vergleich mit 2000 zu halbieren. (592 Tote, 6’191 Schwerverletzte).
Um dieses Ziel zu erreichen wurden verschiedene Massnahmen beschlossen: Reduktion der Alkohollimite auf 0,5 Promille, einfachere Verfahren bei Fahrausweisentzügen und Fahrausweis auf Probe für Junglenker.
Das Bundesamt für Strassen hat im Dezember 2004 das Projekt für mehr Strassensicherheit, via sicura, vorgestellt.
Das Programm umfasst 56 Massnahmen, so Mobilitäts- und Sicherheitserziehung auf allen Schulstufen, Analyse und Behebung potenzieller Gefahrenstellen und Unfallschwerpunkten, Fahren mit Licht am Tag, Alkoholverbot für Berufschauffeure und Neulenker.
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