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Serono steht nicht mehr zum Verkauf

Serono-CEO Ernesto Bertarelli versucht nun, selber zu akquirieren. Keystone

Ernesto Bertarelli verzichtet auf den Verkauf seiner Mehrheits-Beteiligung bei der Genfer Biotech-Gruppe Serono.

Laut der Eigentümer-Familie des Unternehmens haben die seit letztem Herbst eingegangenen Angebote «die Zukunfts-Perspektiven zu wenig berücksichtigt».

Ernesto Bertarelli hat Schiffbruch erlitten: Seine Pläne zum Verkauf des Genfer Biotech-Unternehmens Serono haben sich zerschlagen. Die geforderte Milliarden-Zahlung ist niemand bereit zu leisten.

Die eingegangenen Angebote an die Mehrheitsaktionärin, die Familie Bertarelli, würden die «künftigen Aussichten des Unternehmens nicht adäquat spiegeln», formuliert es Serono in einem Communiqué vom Montag.

Wachstum durch Akquisitionen

Ernesto Bertarelli ergänzte am Montag in der Medienmitteilung, Serono werde künftig in die bestehenden Geschäftsfelder investieren und aktiv Wachstumsmöglichkeiten durch Akquisitionen verfolgen.

Analysten sehen das Hauptproblem von Serono in der schmalen Produkte-Pipeline: Mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielt Serono mit einem einzigen Medikament, dem Multiple-Sklerose-Mittel Rebif.

Klassische Medikamente

Nach Ansicht von Analysten wäre Serono gut beraten, sich auf ein mittelgrosses Pharma-Unternehmen mit eher traditionellen Produkten zu konzentrieren. In einem Bieterwettbewerb um ein anderes Biotechnologie-Unternehmen müsse mit der Konkurrenz der grossen Konzerne gerechnet werden.

Das würde eine Übernahme teuer machen. Zudem würde der Konzern damit seine Geschäftsbasis nicht verbreitern.

Unsichere neue Trümpfe

In Anbetracht der dünnen Pipeline von Serono dürften teure Zukäufe und Einlizenzierungen bevorstehen, so Analystin Yasemin Ersan von der Zürcher Kantonalbank. Laut Bank Sarasin-Analystin Denise Gugerli-Etter bedarf es für eine Neuberwertung von Serono erst mehr Klarheit über mögliche Akquisitionen.

An der Börse sanken die Serono-Aktien bis auf 833 Franken und notierten kurz vor Mittag noch um 9,5% schwächer bei 834,50 Franken. Die Titel haben dieses Jahr bisher ein Fünftel an Wert verloren nach 40% Kursplus 2005.

Preis von rund 15 Mrd. Dollar senken?

Zu den genauen Preisvorstellungen für einen Verkauf seines Imperiums hatte sich Bertarelli aus verhandlungstaktischen Gründen nie direkt geäussert. In Finanzkreisen hiess es jedoch, bis zum Ablauf einer von Serono gesetzten Frist im Januar habe keine grosse Pharmafirma ein Kaufangebot eingereicht.

Dies hätte Serono dazu gezwungen, den geforderten Preis zu senken. Es war zunächst die Rede davon gewesen, dass der Preis für die Firma bei 15 Mrd. Dollar liegen sollte. Später war von elf bis zwölf Milliarden die Rede. Im Januar war die Aktie bis auf 1105 Franken gestiegen.

Seit Beginn der Suche nach Kaufinteressenten im November 2005 tauchten immer wieder Gerüchte über angebliche Interessenten auf.

Statt Verkauf nun Eigenkapital-Aufstockung

Mit der Suche nach Investoren hatte Serono die US-Investmentbank Goldman Sachs beauftragt.

Am Freitag vor eineinhalb Wochen verkündete Serono dann, neben Verkauf beziehungsweise Fusion würden nun auch «eine oder mehrere Akquisitionen» erwogen.

Um die Mittel dafür zu beschaffen, sollen rund 7,62 Millionen neue Aktien ausgegeben werden. Dies sollte ein Volumen von rund 7,3 Mrd. Franken erbringen.

Der in Genf ansässige Konzern Serono gilt weltweit als Nr. 3 in der Biotechnologie-Branche. In Europa ist er die Nr. 1.

Die Gruppe ist Leader in der Behandlung von Unfruchtbarkeit und hat starke Positionen in Neurologie, Stoffwechsel und Wachstum.

Serono vertreibt acht biotechnologische Produkte in 90 Ländern.

Das Unternehmen beschäftigt 4900 Personen.

Ab letztem Herbst machten Spekulationen um einen möglichen Verkauf der Gruppe durch den Mehrheits-Aktionär Ernesto Bertarelli die Runde.

Bertarelli ist ebenfalls CEO von Serono. Bekannt ist er als Chef des Segel-Teams Alinghi, das 2003 den America’s Cup gewann.

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