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Serono: Zweifel nach Rekordresultaten

Ein Serono-Techniker kontrolliert einen Bioreaktor in Corsier-sur-Vevey. Keystone

Das Biotech-Unternehmen Serono legt für 2004 Rekordzahlen vor. Doch was die langfristige Profitabilität betrifft, kommen Zweifel auf.

Der Reingewinn stieg um 27% auf 588 Mio. Franken, der Umsatz um 22% auf über 2,9 Mrd., vor allem dank dem Zugpferd, dem MS-Heilmittel Rebif.

Der Genfer Biotechnologiekonzern unter der Führung des bekannten Wirtschaftskapitäns und Seglers (“Alinghi”) Ernesto Bertarelli hat den Reingewinn 2004 um 26,7% auf 494,2 Mio. Dollar (588 Mio. Franken) gesteigert. Serono blieb damit aber etwas unter den Analysten-Erwartungen.

Im laufenden Jahr rechnet Europas grösstes Biotech-Unternehmen ohne Aufwendungen für neue Kooperations-Abkommen oder andere Sonderposten mit einem weiteren Gewinnzuwachs auf 520 bis 540 Mio. Dollar.

Im vierten Quartal 2004 allerdings fiel der Gewinn, so teilt Serono mit, wegen Zahlungen für neue Kooperations- und Lizenz-Vereinbarungen um 19,6% auf 89,7 Mio. Dollar.

Die Umsätze des Hauptprodukts Rebif, eines Heilmittels gegen Multiple Sklerose (MS), nahmen 2004 um 33% auf über eine Milliarde Dollar zu. Der Rebif-Anteil am Gesamtumsatz belief sich somit auf 45%.

Sorgen wegen der “Pipiline”

Die Nummer 2 in Seronos Palette, Gonal-f, steigerte den Umsatz um 2,2% auf 573 Mio. Dollar. Dies macht rund 28,5% des Serono-Gesamtumsatzes aus. Keines der anderen zehn Top-Produkte des Unternehmens kommt auf einen Umsatzanteil von über 10%.

Investoren haben im vergangenen Jahr immer wieder darauf hingewiesen, dass sich zu wenig prospektive Produkte und Entwicklungen in Seronos “Pipeline” befänden.

Dies hat sich auch im Aktienpreis gespiegelt, der innert Jahresfrist um rund einen Viertel gesunken ist. Die entsprechende Price-Earning-Ratio der Aktie hat sich unter 18 etabliert – ein Wert, der das künftige Gewinnpotenzial des Unternehmens schätzt, der aber derzeit bei Serono unter dem Durchschnitt der Biotech-Branche rangiert.

Insgesamt war das Ergebnis des vergangenen Jahres stark von Sonderfaktoren geprägt. Negativ wirkten sich etwa auch ausserordentliche Aufwendungen für die Schliessung einer Produktionsstätte oder höhere Kosten für spätklinische Studien und Produktlancierungen aus.

Auf der anderen Seite profitierte Serono von ausserordentlichen Lizenz-Zahlungen.

Seronos Umsatz stieg im Jahr 2004 um 21,8% auf 2,46 Mrd. Dollar (2,92 Mrd. Franken). In den jeweiligen lokalen Währungen entsprach das einem Plus von 16,1%. Die Produktverkäufe wuchsen dabei um 17,2% in Dollar beziehungsweise 11,5% in Lokalwährungen auf 2,18 Mrd. Dollar.

Für 2005 stellt Serono eine Zunahme der Produktverkäufe um 10 bis 15% zu aktuellen Wechselkursen und einen Konzernumsatz von mindestens 2,6 Mrd. Dollar in Aussicht.

Konkurrenz schläft nicht

Serono sieht sich den Angaben zufolge auf Kurs, wie angestrebt im Jahr 2006 mit Rebif Weltmarktführer im Bereich Multiple Sklerose (MS) zu sein.

CEO Bertarelli sagte, Serono ziele mit einem Marktanteil von 36% die Marktführerschaft im MS-Bereich ausserhalb der USA an. In den USA selbst möchte Bertarelli bis 2006 eine dominante Stellung erreichen. Momentan positioniert sich Serono dort mit 17%.

Die Konkurrenz für Seronos Wachstumsmotor Rebif hat sich allerdings mit der Markteinführung des MS-Medikaments Tysabri von Biogen Idec und Elan, das Ende November in den USA zugelassen wurde, verschärft.

Für zusätzlichen Druck sorgte zudem jüngst die Ankündigung des Pharmakonzerns Novartis, das sein experimentelles Transplantations-Medikament FTY720 bei Multipler Sklerose gut wirksam sei und das erste oral anzuwendende MS-Präparat werden könnte.

Eigene MS-Tablette

Diesen Anspruch erhebt auch Serono mit der eigenen MS-Tablette Mylinax. Die Phase III-Studien mit Mylinax sollen im ersten Quartal dieses Jahres beginnen. Serono will das Präparat laut früheren Angaben 2008 oder spätestens 2009 auf dem Markt haben.

Ein MS-Medikament, das nicht mehr mit Spritze oder als Infusion verabreicht werden muss, wäre eine Erleichterung für die Patienten.

Im anderen für Serono wichtigen Bereich, den Fruchtbarkeits-Medikamenten, steigerte Gonal-F den Umsatz 2004 um 8,7% auf 572,7 Mio. Dollar.

Das Psoriasis-Medikament Raptiva, für das Serono die Vertriebsrechte ausserhalb der USA und Japans hat, und das im September in der Europäischen Union zugelassen wurde, kam auf 4,9 Mio. Dollar Umsatz.

Höheres operatives Ergebnis

Das operative Ergebnis steigerte Serono 2004 um 20,5% auf 524,1 Mio. Dollar. Das Netto-Finanzergebnis war mit 63,3 Mio. Dollar um 43,8% höher.

Für Forschung und Entwicklung gab Serono 594,8 (467,8) Mio. Dollar oder, gemessen am Umsatz, etwas mehr aus als im Vorjahr, nämlich 24,2% nach 23,2% im Vorjahr.

swissinfo und Agenturen

Der Reingewinn von Serono erreichte 2004 das historische Hoch von 494 Mio. Dollar (+27%).

Auch der Umsatz wuchs um 22% auf 2,46 Mrd. Dollar.

Der Umsatz des Hauptprodukts Rebif, ein MS-Heilmittel, nahm 2004 um 33% auf über 1 Mrd. Dollar zu.

Der Rebif-Anteil am Gesamtumssatz beträgt 45%.

Die guten Resultate von Serono 2004 liegen ungefähr im Bereich der Erwartungen der Finanzanalysten.

Doch äussern diese Befürchtungen, was die Abhängigkeit des Unternehmens von einem einzigen Produkt betrifft.

Das Heilmittel Rebif gegen Multiple Sklerose sorgt allein für über eine Umsatzmilliarde.

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